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"Das kann nicht sein! Da war doch Wasser drin!"<br />
"Nein, nein, das heißt, es ist schon richtig, was du sagst. Es war Wasser darin, als du den<br />
Becher brachtest. Aber ich habe das Wasser zu einem starken Wein verwandelt. Und den hast du<br />
getrunken. Wärst du sonst so einfach müde geworden und umgefallen?"<br />
Die vier Juden unterstrichen wortreich diese Erklärung, und der arme Bigthan wußte nicht,<br />
was er dazu sagen sollte. Dann hatte er eine Idee, mit der er Daniel sehr entgegenkam:<br />
"Ich möchte, daß wir uns morgen wieder hier treffen. Ich werde meinen Freund Teresch<br />
mitbringen. Dann kannst du deine Kunst noch einmal vorführen. Wenn ihr mich aber reingelegt<br />
haben solltet, werde ich euch bei meinem königlichen Wachhabenden der Südwache melden, und<br />
ihr bekommt Ärger." Aber das hatte er schon mit einem lachenden Gesicht gesagt, so daß es<br />
niemand ernstnahm.<br />
*<br />
Die unzertrennlichen vier jüdischen Freunde mit Daniel als Anführer hatten sich, wie<br />
verabredet, an dem Treffpunkt in der Nähe der Hauptwache eingefunden. Es dauerte nicht lange,<br />
da sah man die beiden Wachsoldaten müden Schrittes heranschleichen. Die berufsmäßige<br />
Müdigkeit der "Krieger" schien damals bereits Tradition zu haben. Sie sagten weder Schalom<br />
noch Hey, sondern hoben leicht die rechte Hand mit der Handfläche nach außen an, um damit zu<br />
zeigen: wir kommen ohne Waffen und in friedlicher Absicht. Das war die uralte Art der<br />
Begrüßung der Arier. Beide waren sie ja Perser. Danach setzten sie sich zu der Runde.<br />
Daniel ergriff das Wort: "Du bist also der Teresch und der Freund von Bigthan?!"<br />
"Der bin ich und wer seid ihr?"<br />
"Ich heiße Daniel und dies sind meine Freunde: Hananja, Mischael und Asarja. Man hat uns<br />
hier in der Gelehrtenschule des Königs andere Namen gegeben, aber unter uns bleiben wir bei<br />
den Namen, die wir von unseren Vätern bekommen haben."<br />
"Bigthan hat mir erzählt, daß du aus Wasser Wein machen kannst. Ist das richtig, oder hat<br />
er mich mal wieder angeschwindelt? Das tut er nämlich zu gern."<br />
"Dein Freund hat dir nichts Falsches gesagt. Ich will dir das gern beweisen. Aber du mußt<br />
auch bereit sein, mitzumachen."<br />
"Na ist doch klar, daß ich mitspiele. Aber das sage ich dir: Wenn du mich zu einem Narren<br />
machen willst, dann fordere ich dich zum Ringkampf, und da lege ich dich dann ganz bestimmt<br />
aufs Kreuz!"<br />
Die vier jüdischen Freunde gaben ihre Zustimmung für das erwartete Experiment, während<br />
Bigthan mit aufmerksamer Teilnahmslosigkeit dasaß.