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die Debatte geworfen, ohne dabei an die Beteiligung der <strong>Königin</strong> innerhalb der Konkurrenz zu<br />
denken. Aber dem König selbst gefiel diese Idee ausgezeichnet. Schon gar nicht wäre der König<br />
in normalem Zustand darauf eingegangen. Aber nun war es eben geschehen: Die sieben<br />
Kämmerer Mehuman, Bistha, Harbona, Bigtha, Abagath, Sethar und Karkas vertraten die<br />
Meinung, welche wohl als Huldigung gedacht war, daß die <strong>Königin</strong> Vasthi die schönste Frau im<br />
Reiche des Königs Ahasveros sei. Diese Anerkennung nahm der König dankend auf, und er<br />
meinte in seiner weinseligen, großzügigen Art, dies auch beweisen zu wollen. Er bediente sich<br />
deshalb dieser sieben Herren, indem er sie zur <strong>Königin</strong> schickte, um sie mit ihrer königlichen<br />
Krone vor den König zu holen und dem Volk und den Fürsten ihre Schönheit zu zeigen; denn sie<br />
war schön!<br />
Das bereitete insofern einige Schwierigkeiten, als die <strong>Königin</strong> zu dieser Zeit ebenfalls mit<br />
großem Pomp und vielen Darbietungen ein abwechslungsreiches Fest für die Frauen der Großen<br />
des Reiches gab.<br />
Wie bereits angedeutet, war der König nicht mehr Herr seiner Sinne. Er hätte sonst seine<br />
<strong>Königin</strong> grundsätzlich nicht einer solchen Schau ausgesetzt. Außerdem lag der Ton des<br />
Herbeizitierens weit neben der üblichen Umgangsform.<br />
Die <strong>Königin</strong> Vasthi nahm diese seltsame Art, die einem Befehl gleichkam, mit Falten in der<br />
Stirn zur Kenntnis, aber sie ließ ihrem Hohen Gemahl mitteilen, daß die Herren wahrscheinlich<br />
zuviel getrunken hätten und sie deshalb diese "Einladung" als einen schlechten Scherz auffasse,<br />
bei dem sie jedoch nicht mitzuspielen gedenke.<br />
Damit schlug das weitere Geschehen zwangsläufig in eine Richtung, die sicher nicht voraus<br />
bedacht worden war. Der König wurde zornig über den ablehnenden Bescheid seiner Frau und<br />
ließ dies dummerweise durchblicken. Es fehlte ihm an Beherrschung seiner Würde. Er hatte den<br />
Zeitpunkt verpaßt, da er ebenfalls alles als einen Scherz hätte gelten lassen können. Ihm war es<br />
ernst geworden.<br />
Mit leicht gehemmter Zunge sprach der König zu seinen Weisen, die sich auf die Gesetze<br />
verstanden, denn des Königs Sachen mußten vor alle kommen, die sich auf Recht und Gesetz<br />
verstanden; unter ihnen aber waren ihm am nächsten Karschena, Schethar, Admatha, Tarsis,<br />
Meres, Marsena und Memuchan, die sieben Fürsten der Perser und Meder, die das Angesicht des<br />
Königs sehen durften und obenan saßen im Königreiche. Als sie dazu entdeckten, wie sehr erbost<br />
der König war, gerieten sie als Verfechter von Ordnung und Gesetz ebenfalls in Harnisch. Da sie<br />
sich aber absichern wollten, stellten sie die Frage: Was soll man nach dem Gesetz mit der<br />
<strong>Königin</strong> Vasthi tun, weil sie nicht getan hat, wie der König durch seine Kämmerer geboten hatte?<br />
Da sprach Memuchan vor dem König und den Fürsten: Die <strong>Königin</strong> Vasthi hat sich nicht<br />
allein an dem König verfehlt, sondern auch an allen Fürsten und an allen Völkern in allen<br />
Ländern des Königs Ahasveros. Denn es wird diese Tat der <strong>Königin</strong> allen Frauen bekanntwerden,<br />
so daß sie ihre Männer verachten und sagen: Der König Ahasveros gebot der <strong>Königin</strong> Vasthi, vor<br />
ihn zu kommen; aber sie wollte nicht. Dann werden die Fürstinnen in Persien und Medien auch<br />
sagen zu allen Fürsten des Königs, wenn sie von dieser Tat der <strong>Königin</strong> hören; und es wird<br />
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