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Eine Königin läßt morden

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So spielte sich alles wie im Theater ab. Der erste Akt <strong>läßt</strong> einen Helden in Erscheinung<br />

treten. Im zweiten Akt bringen die Neider Intrigen ins Spiel, und vor dem dritten Akt darf der<br />

Zuschauer raten, ob der Held siegen oder untergehen wird.<br />

Da trachteten die Fürsten und Statthalter danach, an Daniel etwas zu finden, das gegen das<br />

Königreich gerichtet wäre. Aber sie konnten keinen Gund zur Anklage und kein Vergehen finden;<br />

denn er war treu.<br />

Wer aber sucht, der wird auch finden. Das hat sich bis heute gehalten.<br />

Da sprachen die Männer: Wir werden keinen Grund zur Anklage gegen Daniel finden, es<br />

sei denn wegen seiner Gottesverehrung. Da kamen die Fürsten und Statthalter eilends zum König<br />

gelaufen und sprachen zu ihm: Der König Darius lebe ewig! Es haben die Fürsten des<br />

Königreichs, die Würdenträger, die Statthalter, die Räte und Befehlshaber alle gedacht, es solle<br />

ein königlicher Befehl gegeben und ein strenges Gebot erlassen werden, daß jeder, der in dreißig<br />

Tagen etwas bitten wird von irgendeinem Gott oder Menschen, außer von dir, dem König, allein,<br />

zu den Löwen in die Grube geworfen werden soll. Darum, o König, wollest du ein solches Gebot<br />

ausgehen lassen und ein Schreiben aufsetzen, das nicht wieder geändert werden darf nach dem<br />

Gesetz der Meder und Perser, das unaufhebbar ist.<br />

Es kam, wie es kommen mußte. Der König erließ das Gesetz. Unser Held dieser Posse,<br />

Daniel, ging darauf in sein Haus, und zwar aufs Dach, damit ihn auch jeder sehen sollte, und er<br />

fiel dreimal am Tag auf seine Knie, betete, lobte und dankte seinem Gott, um seinen König<br />

herauszufordern. Damit war die Voraussetzung für seine nächste Zirkusnummer gegeben.<br />

Daniel konnte schon eine Reihe von magischen und zirzensischen Darbietungen vorweisen.<br />

Es fehlte nur noch die Löwennummer. Und die hatte er gründlich einstudiert. Er hatte die Löwen<br />

von ihrer Geburt an aufgesucht, die in den königlichen Gehegen gehalten wurden und sie dazu<br />

gebracht, ihm zu gehorchen. Der Erfolg war der gleiche, wie ihn heutzutage jeder "Daniel" im<br />

Zirkus vorführt.<br />

Der Befehl des Königs, Daniel in den Löwenkäfig zu werfen, ließ nicht lange auf sich<br />

warten. Seine Widersacher brauchten die neue Lage dem König Darius nur vorzutragen:<br />

Als der König das hörte, wurde er sehr betrübt und war darauf bedacht, Daniel die Freiheit<br />

zu erhalten, und mühte sich, bis die Sonne unterging, ihn zu erretten. Aber die Männer kamen<br />

wieder zum König gelaufen und sprachen zu ihm: Du weißt doch, König, es ist das Gesetz der<br />

Meder und Perser, daß alle Gebote und Befehle, die der König beschlossen hat, unverändert<br />

bleiben sollen.<br />

Der König mußte sein königliches Wort halten. Und sie warfen Daniel zu den Löwen in die<br />

Grube. Vorher hatte der König dem Helden der Geschichte noch einen guten Wunsch mit auf<br />

diesen furchtbaren Weg gegeben: Dein Gott, dem du ohne Unterlaß dienst, der helfe dir!<br />

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