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Die Angeklagten blieben wie versteinert vor dem Tisch stehen. Die Herren des<br />
Gerichtshofes verließen den Raum. Mardochai blieb wie ein Aussätziger allein an seinem Platz.<br />
Er kochte innerlich, hatte aber das Gefühl, als ginge alles nach seinen Wünschen.<br />
Es dauerte nur kurze Zeit, als Memuchan mit seinem Anhang wieder erschien.<br />
"Das Hohe Gericht hat beraten und Einigkeit in seinem Urteil gefunden. Wir sind alle Hüter<br />
des Rechts und damit Hüter des Reiches und des Königs aller Könige. Wir haben sein Leben zu<br />
schützen, wo es in Gefahr ist. Die Verhandlung hat ergeben, daß die Angeklagten nicht nur das<br />
bezeugt haben, was der Ankläger gesagt hat, sondern sie haben sich sogar gegenseitig durch ihr<br />
Zeugnis überführt, unseren Herrscher mit Gewalt beseitigen zu wollen. Somit sind alle Beweise<br />
offenkundig! Wir können daher nicht anders, als beide Angeklagte zum Tode zu verurteilen. Das<br />
Urteil ist hiermit rechtskräftig und wird morgen bei Sonnenaufgang am Richtplatz vollstreckt.<br />
Die beiden Angeklagten haben jetzt die Möglichkeit, ihre letzten Worte zu sprechen. Zuerst du,<br />
Bigthan!"<br />
<strong>Eine</strong> so schnelle Verurteilung hatte es wohl selten gegeben. Allen im Saal Anwesenden<br />
schien das Schicksal der beiden Kommandanten unter die Haut zu gehen. Man hätte ihnen eine<br />
solch verbrecherische Tat nicht zugetraut. Immer hatten sie eine vorblidliche Dienstauffassung<br />
und Treue zum Reich und ihrem König bewiesen.<br />
Memuchan forderte noch einmal mit einer Handbewegung Bigthan zum Sprechen auf.<br />
"Hohe Herren des Höchsten Gerichts, mein Freund Teresch und ich haben immer nur<br />
unsere Pflicht gegenüber unserem Herrscher und dem Reich bewiesen. Ich kann es nicht<br />
begreifen, wie es möglich sein soll, uns jetzt solche Vorwürfe zu machen. Ich vermute, die beiden<br />
Juden Daniel und Mardochai haben von Anfang an das Ziel gehabt, uns zu schaden. Sie wollten<br />
uns für ihre Zwecke einspannen, auch wenn wir dafür unser Leben verlieren. Wer so eine<br />
schändliche Tat begeht, der wird auch fähig sein, euch, ihr Hohen Herren, an den Galgen zu<br />
bringen ..."<br />
Memuchan unterbrach Bigthan: "Das reicht! Um der Pflicht zu genügen, sprich du,<br />
Teresch!"<br />
"Hohes Gericht! Mardochai bringt uns an den Galgen. Er allein weiß, warum er dies tut.<br />
Vielleicht will er sich ins rechte Licht rücken und opfert uns dafür. Wir sterben für unsern König!<br />
Verflucht sei Mardochai! Heil dem König aller Könige!"<br />
Memuchan schloß die Verhandlung mit den Worten: "Hiermit ordne ich an, daß die heutige<br />
Gerichtsverhandlung mit dem abschließenden Urteil im Buch der täglichen Meldungen für den<br />
König eingetragen wird!"<br />
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