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Mardochai hatte sich ungerührt aus dem Gerichtssaal geschlichen und war zur Synagoge<br />
gegangen, um seinen Freunden vom Zentralrat der Juden in Babylon Bericht zu erstatten. Auf<br />
dem Wege dorthin murmelte er ununterbrochen und sich wiederholend die allen Juden bekannten<br />
Gebete:<br />
"Vertilge diejenigen, welche gegen dich sich versündigen, und wetze dein Schwert gegen<br />
sie. Damit unser Herz an ihrem Untergange sich erfreuen könne, so entziehe ihnen ihren<br />
Wohlstand.<br />
Schlage unsere Feinde, so wie du die Erstgeborenen in Ägypten geschlagen hast, und plage<br />
sie. Zerspalte sie, wie du das Rote Meer gespalten hast. So rufen wir dich an, und du wirst uns<br />
erhören.<br />
Schütte deinen Zorn über die Ungläubigen aus, welche dich nicht kennen, und über die<br />
Königreiche, welche deinen Namen nicht anrufen. Gieße deine Ungnade über sie, und dein<br />
grimmiger Zorn ergreife sie. Verfolge sie mit Grimm und vertilge sie unter dem Himmel des<br />
Herrn."<br />
Mit größter Genugtuung nahmen die Freunde Mardochais den Bericht über Verlauf und<br />
Ergebnis der Gerichtsverhandlung zur Kenntnis. Sie waren sich in der Beurteilung der Lage einig:<br />
Die heimliche Macht der Juden in Babylon war erheblich angestiegen. Jetzt müßte man darauf<br />
sinnen, dieser Macht auch zu offizieller Anerkennung durch den König zu verhelfen. Wie sollte<br />
dies aber geschehen?<br />
Schaloman schlug folgendes vor:<br />
"Es wird sich auf Dauer vor dem König nicht verheimlichen lassen, daß er mit einer Jüdin<br />
verheiratet ist. Wir müssen einer Entdeckung durch Fremde zuvorkommen. Aber wie?"<br />
"Dein Erfolg bei Gericht wird der beste Anlaß sein, dies sofort zu tun!" riet Esra. "Am<br />
besten, du sprichst heute noch mit Esther. Du erzählst ihr von der Vereitelung eines Attentats auf<br />
den König. Du bist dabei der Held, der alles aufgedeckt und damit die Ermordung des Königs<br />
verhindert hat! Das steht sogar im Buch der täglichen Meldungen! Das wird den König für die<br />
Entdeckung über Esthers Herkunft aufgeschlossen machen. Du solltest ohne Umschweife deine<br />
Tochter sprechen!"<br />
Genauso hatte Mardochai sich den Verlauf der Entwicklung vorgestellt. Und es freute ihn,<br />
daß sein Kumpan Schaloman sich seine Gedanken zu eigen machte und ihm quasi den Vorschlag<br />
für die nächsten Schritte abnahm.<br />
Es durfte keine Zeit vertan werden. Mardochai verließ die Synagoge, ging in seine<br />
Wohnung, richtete sich für einen Besuch im Schloß her und suchte Hegai, den Hüter der Frauen<br />
auf.<br />
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