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Niemand hatte von dieser Unterhaltung Notiz genommen. Alle waren bei ihren<br />
gleichförmigen Schaukelbewegungen in ihre Gebete vertieft. Ob es noch mehr Andächtige gab,<br />
die solch fromme Gedanken hegten wie Esra und Nehemia? Von Nehemia konnte man dies ohne<br />
weiteres behaupten, denn er hatte mit Esra schon manche Pläne geschmiedet. Er wollte, wenn sie<br />
erst wieder in Jerusalem wären, die Stadt von Grund auf neu bauen. Er hatte schon ganz<br />
bestimmte Vorstellungen. Vorläufig aber, - und dies sollte jedem, der diesen Dialog hätte<br />
belauschen können, zu denken geben - , war er zum Mundschenk des Königs befördert worden.<br />
Es war ein hohes Amt! Allerdings wußte man nicht, ob der König hier leichtfertig zugestimmt,<br />
oder ob die Sache einen finanziellen Hintergrund für den Chef der königlichen<br />
Getränkeverwaltung gehabt hatte. Andererseits war es auch eine höchst verantwortungsvolle<br />
Aufgabe und eine gefährliche dazu, denn Nehemia war damit auch die Pflicht auferlegt worden,<br />
jedes Getränk, bevor es dem König kredenzt wurde, zu kosten. Und das hatte zu jener Zeit schon<br />
manch einem getreuen Diener das Leben gekostet.<br />
Es war aber keineswegs so, daß die Synagoge nur für konspirative Gespräche besucht<br />
wurde. Esra und Nehemia begannen, sich im Sprechen abwechelnd, voller Inbrunst ihre täglichen<br />
Gebete:<br />
"Gedenke, was dir Amalek getan auf dem Wege, da du aus Ägypten zogest; wie er dir<br />
entgegenkam und die Hintersten deines Heeres schlug, die müde waren und ruhten, da du von<br />
Hunger und Mattigkeit gedrückt warst, und wie er Gott fürchtete. Wenn nun der Herr, dein Gott,<br />
dir Ruhe geben und alle Völker ringsum im Lande, das er dir verheißen, bezwungen haben wird,<br />
sollst du seinen Namen austilgen unter dem Himmel. Hüte dich, daß du es nicht vergißest!"<br />
"Darum zieh hin und schlage Amalek und vertilge alles, was sein ist, und schone sein nicht,<br />
und laß dich nichts gelüsten von seiner Habe, sondern töte Mann und Weib, Kind und Säugling,<br />
Ochs und Schaf, Kamel und Esel."<br />
Solche frommen Wünsche hatten beide durch Überlieferung in sich aufgenommen. Sie<br />
wußten auch, daß der Name Amalek jetzt und für die Zukunft für jeden galt, den sie aus vollstem<br />
Herzen haßten. Und weiter murmelten sie mit innerer Hingabe ihre Gebete:<br />
"Hüte dich, daß du nie mit den Einwohnern jenes Landes Freundschaft schließest, die dir<br />
zum Untergang sein würde; sondern zerstöre ihre Altäre, zerbrich ihre Bildsäulen und rotte ihre<br />
Haine aus. Du sollst keinen fremden Gott anbeten!"<br />
"Also tötet alles, was männlich ist, auch die Kinder, und erwürgt die Weiber, so Männer sie<br />
erkannt haben im Beischlafe; aber die Mägdlein und alle weiblichen Geschlechts, die Jungfrauen<br />
sind, die lasset für euch leben!"<br />
"Heute will ich anfangen, Schrecken und Furcht vor euch unter die Völker zu senden, die<br />
unter dem ganzen Himmel wohnen, daß sie erschrecken, wenn sie deinen Namen hören, und<br />
erbeben wie die Gebärende und ihnen wehe wird."<br />
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