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Die <strong>Königin</strong> Esther antwortete: "Hab ich Gnade vor dir gefunden, o König, und gefällt es<br />
dem König, so gib mir mein Leben um meiner Bitte willen und mein Volk um meines Begehrens<br />
willen. Denn wir sind verkauft, ich und mein Volk, daß wir vertilgt, getötet und umgebracht<br />
werden. Wären wir nur zu Knechten und Mägden verkauft, so wollte ich schweigen; denn die<br />
Bedrängnis wäre nicht so groß, daß man den König darum belästigen müßte."<br />
Der König Ahasveros war erschüttert. Da hatte er seine geliebte <strong>Königin</strong> gerade von den<br />
quälenden Zweifeln befreien können, und schon wieder sollten die Widersacher am Werk sein,<br />
Esther und ihr Volk erneut zu bedrohen? Er antwortete und sprach zu der <strong>Königin</strong> Esther:<br />
"Wer ist der, oder wo ist der, der sich hat in den Sinn kommen lassen, solches zu tun?"<br />
Esther sprach voller Wut und unbeherrscht: "Der Feind und Widersacher ist dieser<br />
niederträchtige Haman!"<br />
Haman aber fiel aus allen Wolken. War er doch davon ausgegangen, daß die <strong>Königin</strong> nichts<br />
mit der Fälschung der "Susa-Protokolle" zu tun habe. Er verlor vor Aufregung alle Farbe und sah<br />
seinen weintrunkenen König und die <strong>Königin</strong> sprachlos an.<br />
Und der König stand auf von dem Weingelage in seinem Grimm und ging in den Garten am<br />
Palast. Aber Haman trat vor und bat die <strong>Königin</strong> Esther um ein Gespräch; denn er ahnte, daß sein<br />
Unglück vom König schon beschlossen sein könnte.<br />
Haman war an den Divan, auf dem die <strong>Königin</strong> lag, herangetreten, als sie ihm gewinkte<br />
hatte, näher zu kommen. Sie deutete mit huldvollem Blick an, niederzuknien und noch ein<br />
Stückchen näherzurücken, so daß er mit seiner Hand den Divan berührte. Dann machte sie ein<br />
erschrecktes, entrüstetes Gesicht, das zum Ausdruck bringen sollte, sie fühle sich von Haman<br />
bedroht. <strong>Eine</strong> eindeutige Absicht von Haman sollte in dieser Szene vermutet werden.<br />
Haman erkannte diese hinterhältige Gefahr zu spät. Der König erschien bereits, leicht<br />
schwankend aus dem Garten am Palast kommend, im Saal, wo man gegessen hatte. Dort kniete<br />
Haman vor dem Lager, auf dem Esther ruhte. Da sprach der König:<br />
"Will er auch der <strong>Königin</strong> Gewalt antun bei mir im Palast?"<br />
Als das Wort aus des Königs Munde gekommen war, genügte eine Handbewegung Esthers,<br />
und die Männer der Leibwache des Königs ergriffen Haman und verhüllten sein Antlitz. Und<br />
Harbona, einer der Kämmerer vor dem König, sprach: "Siehe, es steht ein Galgen beim Palast der<br />
<strong>Königin</strong>, fünfzig Ellen hoch, den sie für Haman bereits hat errichten lassen."<br />
auf!"<br />
Der König aber sprach, ohne dem Geschehen einen Blick zu gönnen: "Hängt ihn daran<br />
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