Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
König Nebukadnezar war von der Macht des anderen Gottes beeindruckt. Er glaubte<br />
einstweilen blindlings daran. Daniel war dies wohl recht, aber er fürchtete auch einen<br />
Rückschlag, der ihn selber treffen könnte. Sollte der König in einen religiösen Wahn verfallen, so<br />
wären die Folgen nicht mehr kontrollierbar. Daniel machte sich deshalb Sorgen.<br />
- 19 -<br />
*<br />
Daniel hatte viel gewagt und viel gewonnen. Die ganze Sache kam ihm jedoch nicht<br />
geheuer vor. Er mußte sich sein königliches Medium vom Hals schaffen, bevor es ihm selber an<br />
den Kragen gehen könnte.<br />
Deshalb benutzte er die nächste Audienz, um den König wiederum in Trance zu versetzen.<br />
Er redete ihm ein, ein Rind zu sein, das auf der Wiese Gras fräße:<br />
Dies widerfuhr dem König Nebukadnezar. Denn nach zwölf Monaten, als der König auf<br />
dem Dach des königlichen Palastes in Babel sich erging, hob er an und sprach: Das ist das große<br />
Babel, das ich erbaut habe zur Königsstadt durch meine große Macht zu Ehren und zu meiner<br />
Herrlichkeit. Ehe noch der König diese Worte ausgesprochen hatte, kam eine Stimme vom<br />
Himmel: Dir, o König Nebukadnezar, wird gesagt: Dein Königreich ist dir genommen, man wird<br />
dich aus der Gemeinschaft der Menschen ausstoßen, und du sollst bei den Tieren des Feldes<br />
bleiben; Gras wird man dich fressen lassen wie die Rinder. Im gleichen Augenblick wurde das<br />
Wort erfüllt an Nebukadnezar, und er wurde verstoßen aus der Gemeinschaft der Menschen, und<br />
er fraß Gras wie die Rinder, und sein Leib lag unter dem Tau des Himmels und wurde naß, bis<br />
sein Haar wuchs so groß wie Adlerfedern und seine Nägel wie Vogelklauen wurden.<br />
Daniel hatte sein Ziel erreicht. Er klatschte diesmal nicht in die Hände, um den<br />
Trancezustand zu beenden. Von diesem König drohte ihm keine Gefahr mehr. Er grübelte schon<br />
über seinen nächsten möglichen Einsatz.<br />
*<br />
Nachdem Nebukadnezar, der scheinbar Wahnsinnige, gestorben war, wurde sein Sohn,<br />
Belsazer, König. Dies gab Daniel die Gelegenheit, seine Ohren zu spitzen, um zu erfahren, wie er<br />
seine parapsychologischen und zirzensischen Fähigkeiten einsetzen kann, damit er von dem<br />
königlichen Nachfolger geehrt werde.<br />
Der königliche Kämmerer und Chef für die Gestaltung der festlichen Räumlichkeiten hatte<br />
den Auftrag erteilt, der großen Halle im Schloß von Susa einen neuen Innenanstrich zu geben.<br />
Das kam Daniel zu Ohren, und er erfuhr natürlich auch den Zeitpunkt der Eröffnung des Festes.<br />
Er braute sich ein Farbengemisch zusammen, das erst nach mehreren Stunden sichtbar wird,<br />
wenn man es auf eine Wand aufträgt. Mit einem Krug voll solchen Inhalts schlich er sich nachts<br />
in den Saal und kritzelte völlig absurde Gebilde an die Wand und verschwand wieder. Den Rest<br />
der vorläufig unsichtbaren Farbe vernichtete er, um ja keine Spuren zu hinterlassen. Danach<br />
wartete er gespannt auf die Dinge, die da kommen mußten.