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"Du kannst dich ganz auf mich verlassen, Onkel Mardochai. Inzwischen kenne ich mich<br />
auch als Frau so gut aus, wie ein Mann zu behandeln ist, wenn man ihn nach eigenen Absichten<br />
lenken will. Und der König ist mir in einer Weise verfallen, daß ich glaube, ich könnte ihn auch<br />
zu den unmöglichsten Taten anstiften. Es scheint mir, als wäre er dann nicht mehr Herr seiner<br />
selbst."<br />
"Esther, nicht nur ich als dein Pflegevater, sondern unser ganzes Volk in Babylonien baut<br />
auf dich. Bitte Gott den Gerechten, daß unsere Rache an unseren Feinden vollkommen werde!"<br />
Mit diesen Worten verabschiedete sich Mardochai und verließ das Schloß auf seinen<br />
gewohnten Schleichwegen.<br />
- 79 -<br />
*<br />
Esther hatte den Kämmerer des Königs, der für die täglichen Berichte zuständig war, davon<br />
überzeugt, daß sie den König unbedingt sprechen müsse.<br />
Der König war nicht nur gnädig, sie zu empfangen, er hatte bereits von seinem Kämmerer<br />
von dem angeblichen Befehl Hamans erfahren und sich den Text des Anschlags auf dem<br />
Marktplatz vor dem Schloß vorlesen lassen. Er ließ deshalb Esther unverzüglich zu sich rufen.<br />
Zwar schwankte der König nicht, weil er auf seinem Thron saß, aber seine verglasten<br />
Augen ließen darauf schließen, daß er schon wieder nicht ganz nüchtern war:<br />
"<strong>Königin</strong> Esther, es betrübt mich außerordentlich erfahren zu müssen, daß Fürst Haman<br />
einen Befehl erlassen hat, nach welchem dein Volk, das in Babylonien lebt, vertilgt werden soll.<br />
Ich habe schon veranlaßt, daß Haman vor mir zu erscheinen hat, um mir diese Ungeheuerlichkeit<br />
zu erklären."<br />
"Mein Gebieter, auch ich habe davon erfahren, was Haman mit allen Juden vorhat. Sollte es<br />
tatsächlich so sein, daß dieser Befehl mit deinem königlichen Siegel versehen wurde, so komme<br />
ich heute zu dir, um von Dir Abschied zu nehmen. Denn auch Fürst Haman weiß, daß ich Jüdin<br />
bin und somit unter dein königliches Urteil falle. Ich widmete alle meine Gefühle und meine<br />
Kraft dir, o König, und lebte in dem Glauben, meine Pflicht gegenüber meinem Königlichen<br />
Herren getan zu haben. Da mir dies nicht gelungen ist, so habe ich nur die eine Bitte: Bevor ich<br />
von Hamans Schergen ermordet werde, stoße du mir dein Schwert in mein Herz. So habe ich<br />
meine Aufgabe bis zum letzten Atemzug für dich erfüllt."<br />
Mit diesen Worten fiel <strong>Königin</strong> Esther vor dem König aller Könige auf die Knie und<br />
entblößte ihren Oberkörper.<br />
Der König sprang von seinem Thron auf, eilte zu Esther und hob sie zu sich empor. Er sah<br />
ihr schönes Gesicht, mit den schwarzen Augenbrauen und den dunklen Augen. Er sah ihre prallen<br />
Brüste und fühlte sich durch diese grenzenlose Hingabe unendlich gerührt: "Geliebte <strong>Königin</strong><br />
aller <strong>Königin</strong>nen, wie kannst du nur annehmen, daß ich mich soweit vergessen hätte, dir und