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"Nein, es ist ein Sohn eines Ratgebers des Königs. Den Namen will sie nicht nennen. Wenn<br />
alles so läuft, wie ich es mir denke, so werden wir diesen Mann eines Tages umbringen müssen,<br />
damit er als Mitwisser uns nicht gefährlich werden kann. Im Augenblick kommt es allein auf dich<br />
an, mit Hadassa zu reden, um ihr alle Kniffe beizubringen, die in einer solchen Notlage<br />
angewendet werden müssen. Du weißt schon, was ich meine."<br />
"Gut, du sollst deinen Willen haben. Und du kennst mich gut genug, daß ich alles tun<br />
würde, um unserm Volk zu dienen. Ob Hadassa allerdings so geschickt sein wird, das müssen wir<br />
abwarten."<br />
"Gut, Hathachi, diese Einsicht habe ich von dir erwartet. Jetzt wirst du mit mir gleich nach<br />
Hause gehen und mit Hadassa reden."<br />
- 39 -<br />
*<br />
In der Festung Susa, in der Gasse der Wachsoldaten, die zum königlichen Palast gehörten,<br />
"qualmte" es in einer kleinen Hütte. Mardochai war mit der Hebamme Hathachi bei Hadassa<br />
erschienen, die sich eine Standpauke ihres Pflegevaters anhören mußte. Das Schlimmste schien<br />
bereits vorüber zu sein. Mardochai wußte nur zu gut, daß letzten Endes doch alles von Hadassa<br />
abhängen würde, um seinen Plan durchzuführen. Deshalb war sein Tonfall schon milder<br />
geworden. Er hatte eingesehen, daß man endgültig Verlorenem nicht ewig nachtrauern sollte; und<br />
wenn es das Jungfernhäutchen ist.<br />
Nun machte er seiner geliebten Pflegetochter mit beredten Worten klar, welch eine große<br />
Aufgabe sie zu erfüllen habe, und zwar für das ganze Volk Israel, insbesondere zur Stillung ihrer<br />
Rache für die Juden, die in der Diaspora lebten. Jeder Jude habe so zu empfinden, als hinge das<br />
Schicksal des Volkes von seinem Tun ab. Auch wenn es hier schon soweit ginge, daß die Juden<br />
die volle Gleichberechtigung erlangt haben, so müsse sich doch jeder als ein Kämpfer für sein<br />
Volk fühlen. Er erinnerte an Daniel, Hananja, Mischael und Asarja, die bereits hohe Posten in der<br />
babylonischen Verwaltung inne hätten. Doch sie wären damit noch keine Baylonier geworden.<br />
Sie dächten täglich daran, wie sie dem Volk Israel nützlich sein können. Alle hätten sich so zu<br />
verhalten, als kämpften sie an einer unsichtbaren Front.<br />
Es war schwer für Hadassa, diese innere Einstellung in sich aufzubauen, da sie ja noch nicht<br />
den Verlust ihres Geliebten überwunden hatte. Aber bei Mardochai war diese psychologische<br />
Behandlung in besten Händen, zumal er von seinem Freund Daniel einiges gelernt hatte und auch<br />
gewisse Fähigkeiten in sich verspürte, über andere Macht zu gewinnen.<br />
Hadassa war im stillen froh darüber, daß das Donnerwetter nicht zu stark ausgefallen war<br />
und jetzt sogar abzuflauen schien. Onkel Mardochais Absichten schienen erste kleine Wurzeln zu<br />
treiben.<br />
Nachdem diese Prozedur überstanden war, stand Mardochai auf und sagte zu den beiden<br />
Frauen: