Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule
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5.4.4 Der Freizeitalltag der GanztagsschülerInnen im Überblick<br />
Online-Tagebücher sind eine Form der verhaltensnahen Erhebung, um Zugang<br />
zum Alltagsgeschehen jugendlicher GanztagsschülerInnen zu erlangen.<br />
Von Interesse ist das Zusammenspiel von Schule, <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> Peers unter<br />
besonderer Berücksichtigung von <strong>Familie</strong>n- <strong>und</strong> Lernzeiten sowie von<br />
Sport <strong>und</strong> Medien als zentrale Bestandteile der Freizeitgestaltung von Jugendlichen.<br />
Dazu wurde ein vierzehntägiger Wochenrhythmus im Hinblick<br />
auf seine Routinen <strong>und</strong> wiederkehrenden Aktivitäten untersucht. Die Ergebnisse<br />
beziehen sich auf ein Sample von dreizehn Personen, von denen<br />
die Jungen im Durchschnitt vierzehn Jahre alt waren <strong>und</strong> die Mädchen dreizehn<br />
Jahre alt. Im Folgenden sollen thesenartig die zentralen Ergebnisse<br />
zusammengefasst werden <strong>und</strong> diskutiert werden.<br />
5.4.4.1 <strong>Ganztagsschule</strong> <strong>und</strong> Sport<br />
Freizeitsport gehört sowohl in der geb<strong>und</strong>enen als auch in der offenen<br />
<strong>Ganztagsschule</strong> zum Angebot. Während dieses Angebot im Rahmen des<br />
Konzeptes der Rhythmisierung von Unterricht- <strong>und</strong> Freizeitphasen den<br />
SchülerInnen der geb<strong>und</strong>enen <strong>Ganztagsschule</strong> beständig zur Verfügung<br />
steht, kann es von den SchülerInnen der offenen <strong>Ganztagsschule</strong> erst am<br />
Nachmittag genutzt werden. Ähnlich verhält es sich im Rahmen des AG-<br />
Angebots der Schulen, welches nur für die GymnasiastInnen noch obligatorisch<br />
ist <strong>und</strong> nach dem Unterricht stattfindet, während die RealschülerInnen<br />
der geb<strong>und</strong>enen <strong>Ganztagsschule</strong> seit der neunten Klasse davon befreit sind<br />
<strong>und</strong> die Realschüler der offenen <strong>Ganztagsschule</strong> seit Anbeginn der Sek<strong>und</strong>arstufe<br />
ein solches Pflichtangebot nicht kennen.<br />
Diese institutionellen Unterschiede führen zu unterschiedlichen sportbezogenen<br />
Freizeitverhaltensmuster im Schulkontext: Die Jungen in der geb<strong>und</strong>enen<br />
<strong>Ganztagsschule</strong> nutzen in der Regel die Unterrichtspausen zu<br />
sportlichen Aktivitäten, während die Mädchen der geb<strong>und</strong>enen <strong>Ganztagsschule</strong><br />
wahlweise Sport „nur“ im Rahmen des AG-Angebots wahrnehmen.<br />
Die SchülerInnen der offenen <strong>Ganztagsschule</strong> treiben Sport in der Schule<br />
ebenfalls „nur“ im Rahmen des Ganztagsangebots. Zeiten, die ihnen in der<br />
Schule zur freien Verfügung stehen, wie z.B. Pausen, werden nicht als Bewegungseinheiten<br />
genutzt. Ein drittes Muster neben der Bewegung in den<br />
Pausen <strong>und</strong> den Sportangeboten zeigen die männlichen Realschüler in der<br />
geb<strong>und</strong>enen <strong>Ganztagsschule</strong>: Obwohl sie von der Teilnahmepflicht der AG<br />
entb<strong>und</strong>en sind, verbleiben sie dennoch auf dem Gelände der Schule, um<br />
im selben Zeitfenster miteinander z.B. Fußball zu spielen.<br />
Es lässt sich daher zunächst festhalten, dass konzeptionelle Unterschiede<br />
<strong>zwischen</strong> offenen <strong>und</strong> geb<strong>und</strong>enen Ganztagsformen unterschiedliche Gelegenheiten<br />
für Sportaktivitäten bieten. Vor diesem Hintergr<strong>und</strong> gewinnt die<br />
Frage nach dem Einfluss der <strong>Ganztagsschule</strong> auf ein sportorientiertes Freizeitverhalten<br />
der Jugendlichen an Bedeutung. Dazu geben die Bef<strong>und</strong>e des<br />
Online-Tagebuchs folgende Antworten:<br />
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