27.02.2014 Aufrufe

Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

zur Selbstregulation“ 2 . Auf dieser Basis wird der individuelle Bildungsprozess<br />

als Erwerb <strong>und</strong> Entwicklung von Kompetenzen anschaulich <strong>und</strong> anschlussfähig<br />

an modernisierungstheoretische Diskurse über lebenslanges<br />

Lernen bzw. eine permanente Lernbereitschaft <strong>und</strong> wachsende Eigenverantwortung<br />

des Einzelnen für seinen jeweiligen Bildungs- <strong>und</strong> Qualifikationsprozess<br />

(vgl. BMFSFJ 2006, S. 85f). 3<br />

Begriffe wie „Kompetenzentwicklung“, „Lernen“ etc. versprechen zwar<br />

im Gegensatz zum Bildungsbegriff eine leichtere Operationalisierbarkeit.<br />

Sie vermögen jedoch nicht, eben jene konkrete Relation <strong>zwischen</strong> Individuum<br />

<strong>und</strong> Gesellschaft bzw. den kontinuierlichen Austausch <strong>zwischen</strong> dem<br />

Individuum <strong>und</strong> seinen unterschiedlichen lebensweltlichen Bezügen konzeptionell<br />

zu fassen. Das Verhältnis von <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> <strong>Ganztagsschule</strong> aus<br />

der Perspektive der Heranwachsenden zu untersuchen bzw. ihre Handlungsorientierung<br />

als Resultat der Auseinandersetzung mit Schule <strong>und</strong> <strong>Familie</strong><br />

zu analysieren, soll ein Beitrag für einen relationalen Bildungsbegriff<br />

sein. 4 Das analytische Konzept der „alltäglichen Lebensführung“ (Voß<br />

1991) ermöglicht es im Folgenden, sich dem Bildungsbegriff aus einer sozialwissenschaftlichen<br />

Perspektive empirisch zu nähern sowie einen Bereich<br />

der Lebenswelt zu untersuchen, der informelles Lernen <strong>und</strong> Handlungsbefähigung<br />

in einen Zusammenhang stellt.<br />

2 Die Entwicklung der Persönlichkeit über eine Fähigkeit zur Selbstregulation bedarf einer B a-<br />

lance <strong>zwischen</strong> sozialer <strong>und</strong> subjektiver Identität, um sich in einer komplexen Umwelt zu orientieren,<br />

sich mit anderen zu verständigen <strong>und</strong> aktiv eigenständig handeln zu können (vgl.<br />

BMFSFJ 2006, S. 84). Die Auseinandersetzung mit der Welt umfasst vier Dimensionen: die<br />

subjektive Welt (Körper- <strong>und</strong> Selbstwahrnehmung), die soziale Welt (soziale Ordnungen <strong>und</strong><br />

Beziehungen), die materiell-dingliche Welt, die kulturelle Welt (Bilder, Texte, moderne Medien)<br />

(vgl. ebd., S. 85).<br />

3 Insofern kann sich ein moderner Bildungsbegriff nicht nur an den Ideen von Fortschritt <strong>und</strong><br />

Vervollkommnung orientieren, sondern muss angesichts bestehender gesellschaftlicher Verhältnisse<br />

auch sehr elementar verstanden werden im Sinne von „Lebensbewältigung“ (Böhnisch<br />

2002b).<br />

4 Im 12. Kinder- <strong>und</strong> Jugendbericht wird dagegen als alternative Lösung vorgeschlagen, den<br />

Bildungsbegriff mit einer anderen Systematik von Kompetenzen zu verbinden, um der Relativität<br />

des Bildungsbegriffes genüge zu leisten. Diese beziehen sich auf die vier Dimensionen der<br />

Auseinandersetzung mit der Welt <strong>und</strong> umfassen daher kulturelle, instrumentelle, soziale <strong>und</strong><br />

personale Kompetenzen (vgl. BMFSFJ 2006, S. 87). Alle Kompetenzbereiche sind wiederum<br />

zweidimensional angelegt bzw. besitzen sie eine Wissens- <strong>und</strong> eine Handlungsdimension. Zudem<br />

können die Kompetenzbereiche nicht eindimensional einer Institution oder gesellschaftlichen<br />

Teilsystem zugeordnet werden, sondern die (Kompetenz-)Bildungsorte können sich überlagern<br />

<strong>und</strong> gegenseitig ergänzen. So werden in der Schule daher nicht nur instrumentelle <strong>und</strong><br />

kulturelle, sondern auch soziale <strong>und</strong> personale Kompetenzen erworben (vgl. ebd., S. 88f.).<br />

19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!