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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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1.3 Das Konzept der alltäglichen Lebensführung<br />

Das Konzept der „alltäglichen Lebensführung“ ist als deskriptiv-analytisches<br />

Konzept im Rahmen modernisierungstheoretischer Forschungsfragen<br />

entwickelt worden. 9 In der Tradition der subjektorientierten Soziologie<br />

stehend erfasst das Konzept den Zusammenhang aller Alltagshandlungen<br />

eines Individuums in den jeweiligen für das Individuum relevanten Sozialsphären<br />

(z.B. Beruf, <strong>Familie</strong>, Schule, Peers). Entscheidend ist, wie die Alltagsanforderungen<br />

in einem Tätigkeitsbereich in Koordination mit anderen<br />

Bereichen bewältigt werden. Die mit dieser Praxis verb<strong>und</strong>enen Sinnzuschreibungen<br />

tragen zwar zur Entstehung <strong>und</strong> Stabilisierung dieses Zusammenhangs<br />

bei, die Basis des Konzeptes sowie das konkrete Erkenntnisinteresse<br />

gelten aber der Pragmatik der konkreten Alltagstätigkeiten (vgl.<br />

Voß 1995, S. 31). Betrachtet man diese aus einer zeitlichen Perspektive,<br />

dann interessiert an der Lebensführung weniger die zeitliche Abfolge der<br />

Aktivitäten z.B. im Lebenslauf oder Tagesablauf (diachrone Gestalt).<br />

Im Zentrum des Konzepts der alltäglichen Lebensführung steht die<br />

Struktur der Aktivitäten in Form von Routinen, die zu einem bestimmten<br />

Zeitpunkt oder für eine bestimmte Periode den Alltag prägen (synchrone<br />

Gestalt) (vgl. ebd., S. 31) <strong>und</strong> mittels derer das Individuum an den Sozialsphären<br />

partizipiert im Sinne einer Integration verschiedener Gesellschaftsbereiche<br />

(Integrationsfunktion) (vgl. Bolte 2000, S. 8f). Die Perspektiven<br />

schließen sich jedoch nicht aus, sondern werden als komplementär betrachtet.<br />

Das lässt sich schematisch folgendermaßen darstellen:<br />

Beruf<br />

<strong>Familie</strong><br />

Sinnkonstruktionen<br />

Verlaufsperspektive<br />

Alltagspraxis<br />

Schule<br />

Peers<br />

Abb. 1: Das Konzept der Alltäglichen Lebensführung, eigene Darstellung<br />

9 Angenommen wird, dass sich im Rahmen eines beschleunigten, sozialen Strukturwandels das<br />

Verhältnis <strong>zwischen</strong> öffentlicher Erwerbstätigkeit <strong>und</strong> privatem Leben verändert hat: Heutzutage<br />

ist weniger von einer Trennung als mehr noch normativen Konkurrenz beider Sphären auszugehen<br />

(vgl. Voß 1995, S. 23f.). Hochschild (2002) hat dieses Phänomen folgendermaßen<br />

umschrieben: „wenn die Firma zum Zuhause wird <strong>und</strong> zu Hause nur Arbeit wartet“.<br />

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