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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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einer Sek<strong>und</strong>äranalyse der nationalen Ergänzungserhebung zur PISA-Studie<br />

2000 nachgewiesen werden, dass bereits schulische Arbeitsgemeinschaften,<br />

insbesondere Sport-AGs, diejenigen Jugendlichen zu erreichen vermag, die<br />

in ihrer Freizeit generell weniger häufig aktiv sind (gerade auch weil der<br />

finanzielle Spielraum ihrer <strong>Familie</strong>n dies nicht zulässt) (vgl. Mutz/<br />

Burrmann 2009, S. 183f.). Der Anteil jugendlicher NutzerInnen schulischer<br />

Freizeitangebote steigt zudem, wenn sie in die Gestaltung der schulischen<br />

Freizeitangebote von dem Schulpersonal einbezogen werden (vgl. Krüger/Kötters<br />

2000, S. 134f.). Gleichzeitig erhöhen sich durch eine regelmäßige<br />

Teilnahme am Freizeitsport auch die Ges<strong>und</strong>heitschancen (vgl. Sting<br />

2008, S. 292; Prüß et al. 2009, S. 180) sowie die Lernmotivation, je mehr<br />

mit der Freizeitaktivität Spaß <strong>und</strong> Können verb<strong>und</strong>en wird (vgl. Hössl<br />

2006, S. 167).<br />

Es ist daher gerade im Kontext der <strong>Ganztagsschule</strong> von einem Einfluss<br />

der <strong>Ganztagsschule</strong> auf das Freizeitverhalten auszugehen (vgl. Radisch et al.<br />

2008). Kritisch anzumerken bleibt jedoch, dass dieser Einfluss schulischer<br />

Freizeitsozialisation entweder als eine kompensierende Wirkung gesehen<br />

oder als synergetische Wirkung im Sinne einer Verdopplung des Erwerbs<br />

kulturellen Kapitals definiert wird, sofern das in der Freizeit Gelernte von<br />

Nutzen im Unterricht ist <strong>und</strong> umgekehrt (vgl. Zinnecker 2004, S. 517). Eine<br />

Verschränkung formeller <strong>und</strong> informeller Bildungsorte läuft damit Gefahr,<br />

einseitig für schulische Zwecke instrumentalisiert zu werden. Neben den<br />

pädagogischen Implikationen <strong>und</strong> Absichten einer Verschränkung von formeller<br />

<strong>und</strong> informeller Bildung, ist die organisatorische Umsetzung dieser<br />

Kombination gleichermaßen kritisch zu betrachten.<br />

3.2 Konzeptionelle Vielfalt? – Zur Organisation der<br />

<strong>Ganztagsschule</strong><br />

Eine Einheitlichkeit der Definitionen der ganztägigen schulischen Betreuungsformen<br />

fehlt in der deutschsprachigen Literatur. Neben Begriffen<br />

wie <strong>Ganztagsschule</strong> <strong>und</strong> Tagesheimschule sind Bezeichnung wie Schule mit<br />

offener Nachmittagsbetreuung <strong>und</strong> Hausaufgabenbetreuung gebräuchlich.<br />

Diese Vielfalt spiegelt die historische Entwicklung in der deutschen Schullandschaft<br />

wider, die nicht wie z.B. in Frankreich vom Staat zentral geregelt<br />

wurde, sondern von unterschiedlichen reformpädagogischen oder privaten<br />

Initiativen geprägt ist.<br />

Eine Möglichkeit der Begriffsdefinition zeigt das Vierstufenmodell von<br />

Radisch <strong>und</strong> Klieme (2003). Diesem Modell zufolge werden die Ganztagsschulformen<br />

nach zeitlichen Gesichtspunkten <strong>und</strong> der Verbindlichkeit des<br />

Angebotes eingeteilt. Neben der Halbtagsschule als reine Unterrichtsform<br />

<strong>und</strong> der Halbtagsschule mit offenen, fakultativen Angebot oder erweiterten,<br />

wahlobligatorischen Angebot wird die <strong>Ganztagsschule</strong> als geb<strong>und</strong>ene,<br />

rhythmisierte Unterrichtsform unterschieden.<br />

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