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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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ter der Woche eh fast keine Zeit weil ich hab auch noch Fußballtraining<br />

<strong>und</strong> da mach ich halt am Wochenende immer was mit Fre<strong>und</strong>en<br />

//I hm// Und früher war´s eigentlich (.) früher hab ich mich eigentlich<br />

fast nie mit Fre<strong>und</strong>en getroffen“ (Fabian G., OGReal)<br />

Im Fall von Fabian G. handelt es sich weniger um eine Trennung der<br />

Fre<strong>und</strong>eskreise, als mehr noch um eine Trennung vom Fre<strong>und</strong>eskreis durch<br />

den Besuch des Ganztagsangebots. Diese Trennung wird jedoch nicht als<br />

absolut erlebt, sondern geht mit zeitlichen Engpässen in der Vereinbarkeit<br />

beider Freizeitkontexte einher. Dass dieser Zustand nicht als Belastung erfahren<br />

wird, hat folgende Gründe: Zum einen erlebt Fabian G. die Zeit für<br />

Fre<strong>und</strong>e als Möglichkeit, die genutzt werden kann, <strong>und</strong> nicht als ein Verlust<br />

an Freizeit durch das offene Ganztagsschulangebot <strong>und</strong> die Vereinsfreizeit<br />

(„wenn ich will kann ich“). Zum anderen steht ihm die Option offen, seine<br />

Fre<strong>und</strong>e sowohl wochentags zu treffen, aber in einem kürzeren Zeitraum,<br />

als auch am Wochenende. Vereinbarkeit wird demnach auch dadurch realisierbar,<br />

dass Fabian G. die Peers nicht als notwendigen Freizeitkontext<br />

wahrnimmt, sondern als flexibel „nutzbare“ <strong>und</strong> zusätzliche Option für<br />

Freizeit. Das verleiht seinem Handeln Autonomie <strong>und</strong> im Wissen um Organisationsspielräume<br />

Flexibilität. Die Handlungsorientierung an „Peers als<br />

Freizeitoption“ ergänzt damit den Orientierungsrahmen der „Fortsetzung<br />

nachschulischer Betreuung“.<br />

Der Typus der „Freizeit durch Fortsetzung nachschulischer Betreuung<br />

<strong>und</strong> Peers als Freizeitoption“ ist in allen Fällen an eine gemeinsame Sozialisationserfahrung<br />

geknüpft. Das betrifft die Erfahrung einer nahezu kontinuierlichen<br />

Einbindung in eine institutionelle nachschulische Betreuung.<br />

Obwohl diese Einbindung als eine Einschränkung autonomer Handlungsspielräume<br />

<strong>und</strong> als eine Trennung von außerschulischen Peer-Kontexten<br />

wahrgenommen wird, erleben die Jugendlichen das offene Ganztagsschulangebot<br />

nicht als Verlust an Zeit für Freizeitaktivitäten. Im Gegenteil betrachten<br />

sie das Angebot als eine zeitliche Ressource für eine autonomere<br />

Gestaltbarkeit der außerschulischen Freizeit durch die Entlastung von schulischen<br />

Verpflichtungen (z.B. Hausaufgaben). Sowohl durch die Integration<br />

der Hausaufgaben in die <strong>Ganztagsschule</strong> als auch durch die Strategie, den<br />

Peer-Kontext als optionalen <strong>und</strong> flexibel nutzbaren Freizeitkontext zu behandeln,<br />

treten diese schulischen Verpflichtungen <strong>und</strong> die Teilnahme am<br />

offenen Ganztagsangebot nicht in Konkurrenz zu den weiteren Freizeitkontexten,<br />

sondern lassen sich eigenständig kombinieren. So gewinnen die Jugendlichen<br />

Handlungsautonomie zurück <strong>und</strong> erfahren die Einbindung in<br />

die <strong>Ganztagsschule</strong> nicht als Belastung.<br />

5.5.4 Typ IV: Zeitliche <strong>und</strong> soziale Unvereinbarkeit von Freizeit- <strong>und</strong><br />

Peeraktivitäten<br />

Neben den GanztagsschülerInnen, denen es gelingt, schulische <strong>und</strong> außerschulische<br />

Freizeit zu vereinbaren, gibt es auch Fälle, die über Freizeitstress<br />

klagen. Ihren Freizeitalltag beschreiben diese SchülerInnen wie folgt:<br />

„Ja jetzt ist es halt alles viel stressiger //I Hm// ähm nicht mehr so<br />

viel Freizeit ich kann mich mit meinen Fre<strong>und</strong>en jetzt vielleicht nur<br />

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