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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen Zugänge zu Informationen zu geben <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

Medienkompetenzen zu vermitteln bzw. Kompetenzen im Umgang<br />

mit Informationen, deren Verarbeitung <strong>und</strong> Bewertung (vgl. ebd., S. 17).<br />

Mit der Einführung neuer Informationstechnologien besteht jedoch nicht<br />

nur die Gefahr der Verschärfung bestehender sozialer Unterschiede <strong>und</strong><br />

Exklusion im Hinblick auf den Zugang zu diesen Technologien, sondern<br />

auch der Zwang zur Spezialisierung: „Die Beschleunigung der Wissensentwertung<br />

<strong>und</strong> des neuen Wissensbedarfs verlagert die Rolle kompakter schulischer<br />

Wissensüberlieferung auf eine unerlässliche allgemeine Vorbereitung<br />

zum Zwecke von Spezialisierungen. [...] Daher gerät die Zeit für Lernen<br />

<strong>und</strong> Unterricht unter Rationalisierungsdruck“ (Ruhloff 2007, S. 28f.). Parallel<br />

dazu steigt die Bedeutung non-formaler <strong>und</strong> informeller <strong>Bildungsprozesse</strong><br />

im Hinblick auf den Erwerb von sozialen Kompetenzen, die jedoch tendenziell<br />

Gefahr laufen, wiederum einseitig für den Arbeitsmarkt funktionalisiert<br />

zu werden z.B. im Sinne von Team- <strong>und</strong> Kommunikationsfähigkeit.<br />

„Informelles Lernen im Freizeitsport [beispielsweise] ist weitgehend zu einer<br />

institutionalisierten <strong>und</strong> kommerzialisierten Tätigkeit geworden“<br />

(Kirchhöfer 2002, S. 41).<br />

Diese Abhängigkeit steht im Gegensatz zu einem auf die Selbstbestimmung<br />

<strong>und</strong> emanzipatorische Handlungsfähigkeit abhebenden Bildungsbegriff.<br />

„Gerade das scheinbare ziellose Ausprobieren, die Neugierde am<br />

Fremden <strong>und</strong> der kritische Bonus der nachwachsenden Generation gehen<br />

damit zunehmend verloren“ (Kessl et al. 2004, S. 20). Neben der inhaltlichen<br />

Neubestimmung der Zielorientierungen von Bildung könnte eine<br />

zweite Antwort auf die Frage nach der Befähigung der Heranwachsenden<br />

zu einer selbstbestimmten Lebensführung lauten, die Potenziale <strong>und</strong> Leistungen<br />

anderer Lern- <strong>und</strong> Bildungsarrangements stärker zu beachten sowie<br />

deren Relationen untereinander hinsichtlich ihrer bildungsbezogenen Wirkungen<br />

auf Kinder <strong>und</strong> Jugendliche deutlich herauszuarbeiten (vgl. BMFSFJ<br />

2006, S. 82). Die Frage ist dann, wie sich <strong>Bildungsprozesse</strong> als kontinuierlicher<br />

Austausch <strong>zwischen</strong> dem Individuum <strong>und</strong> den unterschiedlichsten<br />

lebensweltlichen Bezügen bzw. <strong>zwischen</strong> <strong>Familie</strong> <strong>und</strong> Schule darstellen <strong>und</strong><br />

abbilden (lassen).<br />

Mit dem Bildungsideal der Aufklärung, d.h. ausgehend von Bildung als<br />

offenen, unabschließbaren <strong>und</strong> selbstgestalteten Prozess, lässt sich eine subjektwissenschaftliche<br />

Perspektive auf das Bildungsgeschehen im Verlauf des<br />

Aufwachsens verbinden. Diesem kombinierten Bildungskonzept schließt<br />

sich der Zwölfte Kinder- <strong>und</strong> Jugendbericht an. „Folglich ist Bildung nicht<br />

nur im Horizont von bildungsrelevanten Institutionen zu diskutieren, sondern<br />

auch im Horizont der alltäglichen Lebensführung, also von individualisierten<br />

Lebensentwürfen, Lebensverläufen <strong>und</strong> Lebenslagen in Verbindung<br />

mit sozial, geschlechtsspezifisch, kulturell, regional <strong>und</strong> ethnisch unterschiedlichen<br />

Voraussetzungen, Bedingungen, Erwartungen <strong>und</strong> Resultaten“<br />

(BMFSFJ 2006, S. 81). Durch diese Kombination der individuellen mit<br />

der gesellschaftlichen Dimension wird ein Bereich markiert, der die Mikro<strong>und</strong><br />

die Makroebene in Relation zueinander versteht <strong>und</strong> zugleich konzeptionell<br />

fassbar werden lässt. Bildung zum Erwerb der Handlungsfähigkeit ist<br />

dann auf eine eigenständige <strong>und</strong> eigenverantwortliche Lebensführung gerichtet,<br />

die wiederum auf einer Kompetenz beruht, nämlich der „Fähigkeit<br />

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