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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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Rahmen der Freizeitaktivitäten gemeint. Wie sich diese Praxis in den Alltagssituationen<br />

dokumentiert, zeigen die folgenden Beobachtungen.<br />

5.2.3.3.1. Integration lebensweltlich relevanter Themen <strong>und</strong> Förderung<br />

eigeninitiierter Lernstrategien<br />

Die Zeit der Hausaufgaben ist ein notwendiger Bestandteil des Nachmittags,<br />

in dem sich die alltägliche Handlungspraxis wie folgt dokumentiert:<br />

„Nach dem Betreten des Klassenraums rücken sich die Jugendlichen<br />

die Tische so zurecht, dass sie nebeneinander sitzen. Die Betreuerin<br />

schaut sich zunächst an, welche Hausaufgaben die Jugendlichen im<br />

Einzelnen erledigen. Währenddessen beginnt ein Jugendlicher von einem<br />

Mitschüler zu erzählen, der an diesem Tag einen endgültigen<br />

Verweis erhielt, weil er „breit“ zur Schule kam. Die Betreuerin fragt<br />

interessiert nach <strong>und</strong> erfährt Details über das Geschehen am Vormittag,<br />

u.a. auch davon, dass dieser Schüler eine Therapie machen muss.<br />

Dann erst nimmt sie an einen der Einzeltische Platz, d.h. nicht am<br />

Lehrertisch aber in Frontposition den Jugendlichen gegenüber <strong>und</strong><br />

beginnt zu schreiben.“ (Beobachtung vom 01.07.2008)<br />

Die Jugendlichen richten sich förmlich ein im Klassenraum <strong>und</strong> strukturieren<br />

damit selbständig die Hausaufgabensituation. Diese Praxis wird von der<br />

Betreuerin akzeptiert <strong>und</strong> unterstützt, indem sie sich räumlich in Beziehung<br />

zur Gruppe positioniert. Die räumliche Nähe schafft zugleich auch Raum<br />

für Gespräche über aktuelle Themen der Lebenswelt der Jugendlichen. Betreuung<br />

heißt dann nicht nur Interesse für schulische Belange, sondern auch<br />

Interesse für die sozialen Belange der Jugendlichen. Diese werden im Kontext<br />

der Hausaufgabenzeit von den Jugendlichen selbst eingebracht <strong>und</strong><br />

beziehen sich auf das schulische Sozialleben am Vormittag. Indem die Betreuerin<br />

dieses Thema aufgreift, nimmt sie nicht nur die lebensweltlich relevanten<br />

Themen des Jugendlichen ernst, sondern ermöglicht zugleich, dass<br />

das Unterrichtsgeschehen am Vormittag Eingang in das Nachmittagsgeschehen<br />

erhält <strong>und</strong> kommuniziert wird. Diese Praxis des Aufgreifens von<br />

Impulsen <strong>und</strong> Themen aus dem Kreis der Jugendlichen <strong>und</strong> der gemeinsamen<br />

Diskussion dieser Themen findet auch Anwendung bei der Bearbeitung<br />

der Hausaufgaben.<br />

„Nach kurzer Zeit der Ruhe <strong>und</strong> eigenständigen Bearbeitung der<br />

Hausaufgaben, ruft ein Jugendlicher in den Raum, ohne den Blick<br />

vom Buch zu wenden, dass er keine Ahnung von „Conditional II“ habe.<br />

Daraufhin geht die Betreuerin zu ihm <strong>und</strong> sucht in seinem Buch<br />

nach der Seite von „Conditional I“, um den Unterschied zu klären.<br />

Währenddessen geben die anderen Jugendlichen bereits Antworten<br />

<strong>und</strong> es stellt sich heraus, dass es niemand so genau weiß. Das nimmt<br />

die Betreuerin zum Anlass, gemeinsam die Frage zu klären. Bald darauf<br />

beginnt ein anderer Jugendlicher eine Frage zu stellen: „Anderes<br />

Wort für New York?“ Daraufhin antworten zwei Jugendliche eher zögerlich:<br />

Big Apple? Der Jugendliche fragt nach weiteren Vokabeln. Es<br />

antwortet jedoch nur noch ein Jugendlicher. Als diesem die Antworten<br />

ausgehen, bietet er einen Rollenwechsel bei der Vokabelabfrage an.<br />

Dabei stellt sich heraus, dass der Jugendliche Ausspracheprobleme<br />

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