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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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Trotz einer positiven Beziehung <strong>zwischen</strong> Lehrer <strong>und</strong> SchülerIn („persönliche<br />

Wertschätzung“) steht der Lehrer in einer Erziehungsverantwortung,<br />

die sich zu allererst nach den Schulregeln richtet („Drogenpapier“, „Verstoß<br />

gegen ein gr<strong>und</strong>sätzliches Prinzip“). Dabei sind der Lehrer, der Schüler <strong>und</strong><br />

die Eltern gefordert negative Vorbehalte („chaotischer Mensch“) wie auch<br />

positive Vorbehalte („Lieblingsschüler“) aus einer Entscheidung über die<br />

Konsequenzen des Regelverstoßes, Schulverweis oder Abbruch der Klassenfahrt,<br />

herauszulassen <strong>und</strong> sich an den Schulregeln zu orientieren. Ob der<br />

Schüler oder die Eltern diese Regeln auch akzeptieren wollen, ist allein ihre<br />

Entscheidung. Im Gespräch mit dem Schüler oder den Eltern gilt es daher,<br />

nicht die Sinnhaftigkeit der Regeln zu diskutieren, sondern in Auseinandersetzung<br />

mit diesen Regeln seinen eigenen Standpunkt zu finden <strong>und</strong> Verantwortung<br />

für seine Lebensentscheidungen zu tragen („das haben wir besprochen<br />

der Schüler sieht es ein <strong>und</strong> sagt nee das ist jetzt meine Priorität“).<br />

Dieser Ansatz ermöglicht es damit, die Spannung <strong>zwischen</strong> Erziehungspartnerschaft<br />

auf einer persönlichen Ebene <strong>und</strong> einer Erziehung zur Mündigkeit<br />

(auch im Sinne einer Sozialisation in eine mit der Schulordnung<br />

kompatiblen Schülerrolle) konstruktiv zu bewältigen, wie im Folgenden<br />

Abschnitt erläutert wird.<br />

5.6.2.4 Persönlicher Kontakt vs. Erziehung zur Selbständigkeit<br />

Eine <strong>Ganztagsschule</strong>, die sich an einem Konzept der Ganztagsbildung im<br />

Sinne des Humboldt„schen Ideals einer ganzheitlichen Entwicklung <strong>und</strong><br />

Handlungsbefähigung orientiert, <strong>und</strong> gleichzeitig ihre SchülerInnen ganztägig<br />

„betreut“, ihr Lernen <strong>und</strong> Freizeitverhalten zeitlich lenkt sowie persönlichen<br />

Kontakt zu ihren Eltern hält, muss sich den Vorwurf gefallen lassen,<br />

wie es <strong>Ganztagsschule</strong> dennoch gelingen kann, mündige Menschen zu bilden,<br />

die in der Lage sind, ihre Bedürfnisse in Abstimmung mit den schulischen<br />

<strong>und</strong> familialen Anforderungen umzusetzen. Die Untersuchung ergab,<br />

dass dem Schulpersonal dieses Problempotenzial sehr wohl bewusst ist, wie<br />

folgender Lehrer selbstkritisch formuliert:<br />

B: „(A)lso sagen wir mal diese Freizeitbeschäftigung auf jeden Fall<br />

dass die gerade in der Unterstufe so genannte Neigungsangebote<br />

sehr viele haben //I: hm// wo sie töpfern können sie können zusätzlich<br />

Sport machen also dort ist sehr viel angeboten wir haben<br />

auch an der Schule sehr viele Instrumentallehrer das heißt also im<br />

musischen Bereich kann man auch sehr viel machen //I: hm//<br />

was sonst halt nach der Schule zu erledigen wäre der sportliche<br />

Bereich ist in der Unterstufe sehr gut äh angeboten das mit der<br />

Lernförderung ist auch richtig weil wir ja zusätzliche Unterrichtsst<strong>und</strong>en<br />

haben in den einzelnen Fächern gegenüber dem staatlichen<br />

oder städtischen Gymnasium also das St<strong>und</strong>endeputat pro<br />

Fach ist höher wir bieten auch da Arbeitsst<strong>und</strong>en an was eine gewisse<br />

Problematik ist dadurch dass die Kinder den ganzen Tag<br />

herin sind ist <strong>und</strong> da sind wir am Arbeiten die Erziehung zur Selbständigkeit<br />

es wird //I: ja// wir nehmen ihnen relativ viel ab <strong>und</strong><br />

das ist je nach Lehrer in der Unterstufe je nach Sozialpädagoge<br />

der in der Unterstufe betreut wird ihnen mehr oder weniger abgenommen<br />

(.) Also es gibt da eine ganze Reihe von Kolleginnen<br />

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