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Bildungsprozesse zwischen Familie und Ganztagsschule

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5.6.1.2 Typ II: Elternbeteiligung als Beratung des Schulpersonals im<br />

Bedarfsfall<br />

Bei diesem Typus der Elternbeteiligung ließ sich eine Praxis rekonstruieren,<br />

in der sich die Eltern als handlungskompetent <strong>und</strong> autonom erleben, ohne<br />

jegliches Verständnis ihrer Mitverantwortung für Schulprobleme. Das bewirkt<br />

auf der Beziehungsebene eine Asymmetrie in der Positionierung zugunsten<br />

der <strong>Familie</strong>. Wenn die Eltern im Schulkontext als Berater auftreten,<br />

dann handelt es sich in der Mehrheit der Fälle um Erziehungsfragen <strong>und</strong><br />

weniger um Bildungsfragen, wie das folgende Beispiel dokumentiert:<br />

„(D)as war ja dann eigentlich schon das Ergebnis dessen dass wir da<br />

halt dann so Elternabende hatten wo wir halt dann auch gesagt haben<br />

als Eltern dass wir der Meinung sind dass da eben mehr durchgegriffen<br />

werden muss //I: hm// dass die Disziplin besser wird <strong>und</strong> dann<br />

haben die sich auch härter verhalten also //I: hm// weil ich denk<br />

dass das auch eine ganz normale Sache in diesem Altersbereich ist<br />

//I: hm// also da geht‟s an anderen Schulen genauso r<strong>und</strong>“ (Frau<br />

M., GGGym)<br />

Obwohl der Klassenlehrer den Eltern im Rahmen des Elternabends ein<br />

offenes Forum für ein gemeinsames Gespräch über Erziehungsfragen bzw.<br />

in diesem Fall Disziplinprobleme bietet <strong>und</strong> damit die Eltern als kompetente<br />

Partner in der Frage der Erziehung anerkennt <strong>und</strong> in das Schulgeschehen<br />

involviert, nehmen die Eltern das Angebot zur gemeinsamen Problemlösung<br />

nicht an. Vielmehr sehen sie sich als Gruppe, die ihre Interessen gegenüber<br />

dem Klassenlehrer vertritt. Damit werden zwar Meinungen ausgetauscht,<br />

gemeinsame Lösungen jedoch nicht erarbeitet. Als mehrheitliche<br />

Elternmeinung deklariert entsteht so ein Gefälle <strong>zwischen</strong> einem scheinbar<br />

allgemein anerkannten Expertenwissens gegenüber einer Einzelmeinung des<br />

Lehrers. Anstatt das klassenspezifische Problem als gemeinsames zu diskutieren,<br />

schreiben die Eltern das Problem dem Erziehungsverhalten des Lehrers<br />

zu <strong>und</strong> beziehen damit eine exponierte Stellung als Berater. In diesem<br />

Sinne unterstützen die Eltern zwar das Schulgeschehen auf der Ebene des<br />

fachlichen Austauschs, die Verantwortung für die konkrete Lösung des Erziehungsproblems<br />

legen sie aber in die Hände des Schulpersonals. Als Folge<br />

dieses Austausches, der keine gemeinsamen Lösungen vorsieht <strong>und</strong> die<br />

SchülerInnen nicht involviert, zeigen sich Defizite im Informationsfluss an<br />

die Eltern:<br />

„(I)m letzten Jahr in der siebten Klasse war auch so ein Fall da sind<br />

Kinder dauernd da hat es Verweise geben noch <strong>und</strong> nöcher von der<br />

Lehrerin <strong>und</strong> das habe ich dann aber auch erst im Elternabend erfahren<br />

dass es geheißen hat die Schüler haben keinen Respekt vor dem<br />

Lehrer aber die Schüler haben gesagt die Lehrerin hat auch keinen<br />

Respekt vor uns also scheinbar ist es da irgendwie das hat mit dieser<br />

Klasse nicht geklappt <strong>und</strong> der Lehrerin <strong>und</strong> also es gibt da schon<br />

auch große Probleme bloß der Simon erzählt halt nicht viel“ (Frau P.,<br />

GGGym)<br />

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