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Jahreswirtschaftsbericht 2011 (PDF) - BMWi

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18 I. Deutschland im Aufschwung – den Wohlstand von morgen sichern<br />

Die Haushaltskonsolidierung schafft die Basis, um<br />

diese wichtigen Zukunftsaufgaben des Staates nachhaltig<br />

finanzieren zu können. Zugleich ermöglicht<br />

sie, dass die Steuer- und Abgabenlast auf ein Maß ge ­<br />

senkt werden kann, das auch künftig einer dynamischen<br />

Entwicklung von Wachstum, Beschäftigung<br />

Kasten 3: Kurz- und langfristige Wirkungen der Haushaltskonsolidierung auf das<br />

Wirtschaftswachstum<br />

Positive Effekte von soliden Staatsfinanzen auf das Wachstumspotenzial sind unumstritten<br />

Bei entschlossener Konsolidierung und geringen jährlichen Haushaltsdefiziten können der Schuldenstand des<br />

Staates und entsprechend auch die Zinszahlungen im Verhältnis zur allgemeinen Wirtschaftsleistung stabilisiert<br />

oder sogar gesenkt werden. Ein solide finanzierter Staat muss also relativ weniger Kredite aufnehmen und<br />

kommt mit relativ weniger Steuern und Abgaben aus als ein Staat, der dauernd seine Verschuldung erhöht.<br />

Durch niedrigere Risikoprämien bei den Zinsen und eine geringere Steuer- und Abgabenlast entstehen im solide<br />

finanzierten Staat somit größere Anreize für private Investitionen, Beschäftigung und Konsum.<br />

Konsolidierung kann kurzfristig die Gesamtnachfrage dämpfen<br />

Für die ersten ein bis zwei Jahre der Haushaltskonsolidierung werden in empirischen Analysen häufig dämpfende<br />

Effekte auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung ermittelt. Dabei steht ein so genanntes “keynesianisches”<br />

Wirkungsmuster im Vordergrund: Durch geringere Staatsausgaben oder Steuer- und Abgaben erhö hun gen<br />

wird die gesamtwirtschaftliche Nachfrage zunächst gedämpft. Die Bremseffekte werden dann erst allmählich<br />

durch die Anpassung von Löhnen, Preisen und Zinsen und ein Anziehen der privatwirtschaftlichen Nachfrage<br />

ausgeglichen.<br />

Über positive Erwartungen ist aber auch kurzfristig ein positiver Gegeneffekt möglich<br />

Neuere Studien berücksichtigen hingegen, dass Unternehmen und Verbraucher ihre Investitions- und Kon sumentscheidungen<br />

nicht nur auf die aktuelle Einkommenssituation abstellen, sondern einen längerfristigen Planungszeitraum<br />

zugrunde legen. Wenn also Unternehmen und Verbraucher künftig mit niedrigen und stabilen<br />

Zinsen, soliden Staatsfinanzen und einer niedrigen Steuerbelastung rechnen, dann erhöht dies ihr erwartetes<br />

verfügbares Einkommen beziehungsweise ihren Gewinn innerhalb des Planungshorizonts. Dieser positive<br />

Erwar tungs effekt kann sie dann veranlassen, schon in der Gegenwart mehr zu konsumieren und zu investieren.<br />

Man spricht in diesem Fall von so genannten “nicht-keynesianischen Effekten” der Wirtschafts- und<br />

Finanz politik.<br />

Voraussetzung für “nicht-keynesianische Effekte” ist eine glaubwürdige Konsolidierungsstrategie<br />

Zentral für diesen “nicht-keynesianischen” Wirkungsmechanismus ist, dass Investoren und Konsumenten<br />

da rauf vertrauen, dass die Haushaltskonsolidierung umgesetzt wird. Dieses Vertrauen wurde in Deutschland<br />

mit der Einführung der neuen Schuldenregel institutionell gestärkt. Zusätzlich wurde mit dem Zukunftspaket<br />

eine klare und nachvollziehbare Strategie für die Konsolidierung entwickelt und mit konkreten Maßnahmen<br />

unterlegt. So wurden die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass positive Erwartungen entstehen, und die<br />

Investitions- und Kon sum neigung gestärkt wird.<br />

Wachstumsorientierte Neuausrichtung der Staatsausgaben kann Wirtschaftsdynamik zusätzlich stützen<br />

Es hat sich gezeigt, dass Länder ihre Haushaltsprobleme am ehesten beheben konnten, wenn sie den Schwerpunkt<br />

auf Ausgabenkürzungen gelegt haben. Denn Einnahme- beziehungsweise Steuererhöhungen bergen<br />

die Gefahr, dass der Sparwille nachlässt. Zugleich mindern Steuererhöhungen, insbesondere bei der Einkommensteuer,<br />

die Leistungsanreize. Auch diesen Überlegungen wurde mit dem Zukunftspaket Rechnung getragen:<br />

Rund zwei Drittel der Konsolidierung erfolgen über die Ausgabenseite. Es wird gezielt dort gespart, wo<br />

Mitnahme effekte und Reibungsverluste bestehen und die Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung<br />

begrenzt oder sogar hemmend sind. Gleichzeitig werden die Ausgaben in den Zukunftsbereichen Bildung und<br />

For schung sogar aufgestockt.

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