Jahreswirtschaftsbericht 2011 (PDF) - BMWi
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Kasten 9: Gründe für das „deutsche Jobwunder“<br />
Die positive Entwicklung auf dem deutschen Arbeitsmarkt ist in erster Linie der Flexibilität des Tarif vertragssystems<br />
zu verdanken, das viele betriebliche Bündnisse für Arbeit, moderate Lohnabschlüsse sowie flexible<br />
Arbeitszeitmodelle ermöglicht hat. Damit konnten während der Krise Überkapazitäten häufig ohne Ent las sungen<br />
abgefedert werden.<br />
Die Bundesregierung hat dieses beschäftigungssichernde Vorgehen mit einer vorübergehenden Verbes serung<br />
der Regelungen zur Kurzarbeit unterstützt. Die Zahl der Kurzarbeiter ist mittlerweile ohne einen Anstieg<br />
der Arbeitslosigkeit deutlich gesunken. Dies spricht für einen konjunkturgerechten Ausstieg aus den staatlichen<br />
Stimulierungsmaßnahmen.<br />
Ein differenziertes Bild ergibt sich mit Blick auf die Beschäftigungsentwicklung nach Sektoren. Im Dienstleistungssektor<br />
setzte sich insgesamt der längerfristige Trend zum Beschäftigungsaufbau über die Krise hinweg<br />
fort. Im stärker exportorientierten verarbeitenden Gewerbe hingegen schlug der Einbruch der Welt wirtschaft<br />
auch auf die Beschäftigung durch. Die Anzahl der Erwerbstätigen ging im Jahr 2009 vorübergehend<br />
zurück, bevor sie mit der Erholung des Welthandels im vergangenen Jahr wieder anstieg.<br />
Im internationalen Vergleich hat sich der deutsche Arbeitsmarkt insgesamt als flexibler erwiesen, als ihm<br />
in der Vergangenheit vielfach attestiert worden war. Hierbei kam insbesondere der Zeitarbeit als spezifisch flexiblem<br />
Arbeitsmarktsegment eine entscheidende Bedeutung zu. Darüber hinaus ist auch die Entlastung des<br />
Faktors Arbeit ein wichtiger Aspekt. Dem hat die Bundesregierung unter anderem mit der Gesundheitsreform<br />
2010 Rech nung getragen und die Lohnzusatzkosten dauerhaft vom Anstieg der Gesundheitsausgaben entkoppelt.<br />
Die Zahl der Arbeitslosen ist in den letzten fünf Jahren um rund 1,6 Millionen zurückgegangen (von 4,6 Millionen<br />
im Oktober 2005 auf unter drei Millionen im Oktober 2010). Die durchschnittliche Dauer der Arbeitslosigkeit<br />
hat sich um rund sieben Wochen verringert (von 40,4 Wochen im Jahr 2006 auf aktuell 33,4 Wochen). Die<br />
Erwerbs tätigenquote Älterer zwischen 55 und unter 65 Jahren ist in den letzten fünf Jahren um rund 14,7 Prozentpunkte<br />
gestiegen (von 41,2 Prozent im Jahr 2004 auf 55,9 Prozent im Jahr 2009).<br />
Lage, auf Veränderungen in der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung zu reagieren (vgl. Kasten 9).<br />
110. Die Bundesregierung plant in diesem Jahr eine<br />
Re form des Rechtsrahmens aktiver Arbeits markt politik,<br />
damit Arbeitsuchende künftig schneller und<br />
zielgenauer in den Arbeitsmarkt integriert werden<br />
können. Die Anreize zur Wiedereingliederung sollen<br />
gemäß dem Prinzip des Förderns und Forderns weiter<br />
gestärkt werden. Dazu soll die Zahl der Arbeits marktinstrumente<br />
deutlich reduziert und gleichzeitig ein<br />
hohes Maß an Ermessensspielraum vor Ort in den<br />
Agen turen für Arbeit und den Grund sicherungs stellen<br />
erreicht werden, kombiniert mit einem wirksamen<br />
Controlling.<br />
Grundsicherung für Arbeitsuchende optimieren<br />
111. Eine wichtige Aufgabe der Grundsicherung für<br />
Ar beitssuchende ist es, die Beschäftigungs pers pek ti ven<br />
von Langzeitarbeitslosen zu verbessern. Die Bun desregierung<br />
hat deshalb das Urteil des Bundes ver fassungsgerichts<br />
zur Neuorganisation der Durch füh rung<br />
der Grundsicherung für Arbeitsuchende so umgesetzt,<br />
dass die dezentralen Entscheidungskompetenzen in<br />
den Grundsicherungsstellen vor Ort gestärkt und ein<br />
modernes Steuerungssystem eingeführt wurden. Im<br />
Grundgesetz und im Zweiten Buch des Sozial gesetzbuchs<br />
(SGB II) hat sie eine Rechtsgrundlage dafür ge <br />
schaffen, dass die Agenturen für Arbeit und die kommu<br />
nalen Träger auch künftig eine gemeinsame Ein <br />
rich tung bilden, die an die bereits bestehenden Ar beits <br />
gemeinschaften anknüpft. Damit kann die erfolgreiche<br />
Leistungsgewährung aus einer Hand fortgesetzt<br />
und weiter verbessert werden.<br />
112. Die Bundesregierung hat zur Umsetzung des Urteils<br />
des Bundesverfassungsgerichts vom 9. Februar 2010<br />
den Entwurf eines Gesetzes zur Ermittlung von Regelbedarfen<br />
und zur Änderung des Zweiten und Zwölf