Jahreswirtschaftsbericht 2011 (PDF) - BMWi
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26 I. Deutschland im Aufschwung – den Wohlstand von morgen sichern<br />
Kasten 5: Temporäre Maßnahmen zur Wahrung der Finanzstabilität in Europa<br />
1. Gemeinsames Kreditprogramm für Griechenland<br />
Das Kreditprogramm für Griechenland hat ein Volumen von 110 Milliarden Euro. Davon werden 80 Milliarden<br />
Euro in Form von koordinierten, bilateralen Krediten durch Länder der Eurozone und 30 Milliarden Euro durch<br />
den Internationalen Währungsfonds (IWF) bereitgestellt. Die Kredite sind an einen strikten Sparkurs sowie an<br />
die Umsetzung struktureller Reformen geknüpft, mit denen das Land schrittweise seine Wettbewerbsfähigkeit<br />
verbessern und seine Zahlungsfähigkeit sichern soll.<br />
2. Euro-Rettungsschirm<br />
3 Schaffung des Europäischen Finanzstabilisierungsmechanismus (EFSM), der im Bedarfsfall die drohende<br />
Zahlungsunfähigkeit eines Mitgliedstaates abwenden soll. Der EFSM hat ein Volumen von etwa 60 Milliarden<br />
Euro. Er wird durch den Haushalt der Europäischen Union besichert, der zurzeit zu ca. 20 Prozent von<br />
Deutschland finanziert wird.<br />
3 Gründung der Europäischen Finanzmarktstabilitätsfazilität (EFSF) durch die Mitglieder der Eurozone. Die<br />
Zweckgesellschaft kann im Bedarfsfall drei Jahre lang Kredite vergeben. Sie verfügt über ein durch die Euro-<br />
Mitgliedstaaten verbürgtes maximales Garantievolumen von 440 Milliarden Euro. Damit kann sie Mittel am<br />
Kapitalmarkt aufnehmen. Auf Deutschland entfallen hiervon – entsprechend dem Prozentanteil der Bundesbank<br />
am Kapital der Europäischen Zentralbank (EZB) – etwa 120 Milliarden Euro.<br />
3 Der IWF stellt darüber hinaus einen Betrag bereit, der mindestens der Hälfte der gewährten EFSM- und EFSF-<br />
Mittel entspricht.<br />
Sollte einem Euro-Staat Zahlungsunfähigkeit drohen, kann er einen Antrag auf einen Kredit stellen. Eine Entscheidung<br />
wird durch die Euro-Staaten gemeinsam mit IWF und EZB getroffen; über die Gewährung von Hil <br />
fen aus dem EFSM entscheidet der Rat der Europäischen Union mit qualifizierter Mehrheit, über die Ge wäh rung<br />
von Hilfen aus dem EFSF beschließen die beteiligten Eurostaaten einstimmig unter Ausschluss des betroffenen<br />
Staates. Kredite werden nur unter Auflage eines strengen Sanierungsprogramms vergeben, das einen betroffenen<br />
Staat zur Haushaltskonsolidierung und zur Umsetzung von Strukturreformen verpflichtet.<br />
Der Euro-Rettungsschirm soll Mitte 2013 durch einen permanenten Krisenmechanismus abgelöst werden<br />
(siehe dazu Kasten 6).<br />
Im Dezember 2010 wurde beschlossen, für Irland Finanzhilfen im Umfang von 67,5 Milliarden Euro zur<br />
Verfügung zu stellen. Darüber hinaus leistet Irland einen eigenen Finanzierungsanteil von 17,5 Milliarden<br />
Euro. Die finanzielle Unterstützung ist an die strikte Umsetzung eines ehrgeizigen Anpassungsprogramms<br />
geknüpft.<br />
dern. Und drittens: Die Währungsunion muss künf tig<br />
für den Extremfall staatlicher Liquiditäts- und Sol venz <br />
krisen gerüstet sein.<br />
63. Für eine bessere wirtschaftspolitische Überwachung<br />
und eine Stärkung des Stabilitäts- und Wachstumspakts<br />
hatte die vom Präsidenten des Europäischen<br />
Rates geleitete Arbeitsgruppe (van Rompuy-<br />
Arbeitsgruppe) Empfehlungen erarbeitet, die der<br />
Europäische Rat Ende Oktober letzten Jahres gebilligt<br />
hat. Auf dieser Basis sollen bis zum Sommer entsprechende<br />
EU-Rechtsakte beschlossen werden.<br />
Der Überwachung makroökonomischer Un gleichgewichte<br />
und der Wettbewerbsfähigkeit der Mit glied <br />
staaten wird künftig eine prominente Rolle in der EU<br />
eingeräumt. In einem eigenen Verfahren sollen wirtschaftliche<br />
Fehlentwicklungen identifiziert und er forderlichenfalls<br />
Empfehlungen an den jeweiligen Mitgliedstaat<br />
gerichtet werden. Der Stabilitäts- und<br />
Wachs tumspakt soll insbesondere durch eine stärkere<br />
Berücksichtigung des Schuldenstandes so wie frühere<br />
und effektivere Sanktionen mehr Durch schlagskraft<br />
erhalten.