Jahreswirtschaftsbericht 2011 (PDF) - BMWi
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Finanzmarktaufsicht strukturell<br />
verbessern<br />
59. Die Finanzkrise hat deutlich gemacht, dass nicht<br />
nur eine bessere Regulierung des Finanzsektors notwendig<br />
ist, sondern auch ein global abgestimmtes und<br />
funktionsfähiges Aufsichtssystem. Die Euro päi sche<br />
Union hat deshalb mit Beginn dieses Jahres ein neues<br />
Europäisches Finanzaufsichtssystem geschaffen. Zum<br />
einen wird zukünftig die Stabilität des ge samten europäischen<br />
Finanzsystems durch einen Euro päi schen<br />
Ausschuss für Systemrisiken (ESRB) überwacht. Der<br />
Ausschuss ist bei der Europäischen Zentra lbank angesiedelt;<br />
seine Aufgabe ist es, Sys tem risiken zu analysieren,<br />
Frühwarnungen auszusprechen und Empfehlungen<br />
zur Beseitigung der Risiken abzugeben. Zum<br />
anderen werden sich zu künftig die nationalen Aufseher<br />
zusammen mit drei neu geschaffenen EU-Aufsichtsbehörden<br />
im Banken-, Versicherungs- und Wertpapiersektor<br />
die Aufgaben teilen. Während die nationalen<br />
Aufseher für die tägliche, operative Auf sicht<br />
der Finanzinstitute verantwortlich bleiben, werden<br />
die neuen EU-Aufsichts behörden ergänzend harmonisierende<br />
Aufgaben wahrnehmen. So soll künftig das<br />
Aufsichtshandeln in der Europäischen Union stärker<br />
vereinheitlicht und die Zusammenarbeit der na tionalen<br />
Aufseher intensiviert werden. Der Kompro miss<br />
respektiert zudem das Haushaltsrecht der nationalen<br />
Parlamente. Dies ist wichtig, solange die nationalen<br />
Mitgliedstaaten für etwaige Stützungs maß nahmen<br />
von Finanz insti tu tionen in Krisenfällen verantwortlich<br />
bleiben. Der Sachverständigenrat bewertet diese<br />
Aufsichtsreform als verpasste Chance, da sich auf europäischer<br />
Ebene weiterhin ein Bild der Frag men tierung<br />
zeige. Die Bundesregierung dagegen begrüßt<br />
die Schaffung des Europäischen Finanz aufsichts systems<br />
als einen wichtigen Schritt, um die Finanz aufsicht<br />
in Europa insgesamt zu stärken und besser zu<br />
koordinieren.<br />
D. Stabilität und Wachstum<br />
in Europa sichern<br />
60. Das Wachstumspotenzial der deutschen Volkswirt<br />
schaft ist von stabilen und verlässlichen internationalen<br />
Rahmenbedingungen, vor allem in Europa,<br />
abhängig. Rund zwei Drittel der deutschen Exporte<br />
gehen in die Europäische Union; der europäische<br />
Binnenmarkt ist der größte Absatzmarkt für deutsche<br />
Produkte. Auch für deutsche Direktinvestitionen sind<br />
die EU-Staaten wichtige Zielländer. Wachstum und<br />
Wohlstand in Deutschland lassen sich nur dann realisieren,<br />
wenn auch Europa insgesamt eine Wirt schafts <br />
politik verfolgt, die sein Wachstumspotenzial stärkt<br />
und das Vertrauen in den Euro und die Stabilität der<br />
Europäischen Währungsunion festigt.<br />
Finanzstabilität in Europa wahren<br />
61. Im Frühjahr 2010 drohte eine sich anbahnende Zahlungsunfähigkeit<br />
Griechenlands die Stabilität des ge <br />
samten Euroraums zu beschädigen. Deshalb stimmte<br />
die Bundesregierung Anfang Mai 2010 einem gemein <br />
samen Kreditprogramm der Europäischen Union und<br />
des Internationalen Währungsfonds für Grie chen land<br />
zu (vgl. Tabelle lfd. Nr. 22). Als der Vertrauensverlust<br />
gegenüber der Zahlungsfähigkeit Griechenlands auch<br />
die Finanzierungsbedingungen weiterer Euro länder<br />
verschärfte, verabschiedete die Bundesre gie rung da <br />
rüber hinaus gemeinsam mit den EU-Mitgliedstaaten<br />
ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Sicherung<br />
der Finanzstabilität in Europa (vgl. Tabelle lfd. Nr. 23<br />
und 24). Im Dezember 2010 wurde beschlossen, Irland<br />
Finanzhilfen aus diesem Maßnahmenpaket zur Verfü<br />
gung zu stellen (vgl. Kasten 5). Das Maßnahmenpaket<br />
ist bis Mitte 2013 gültig und damit bewusst nicht<br />
als dauerhaftes Instrument eingerichtet. Dieser Finanzstabilisierungsrahmen<br />
war der Einsicht geschuldet,<br />
dass eine weitere Verschärfung der Finanzie rungsbedingungen<br />
zu einer ernsten Gefahr für die Finanzstabilität<br />
der Währungsunion insgesamt geführt<br />
hätte.<br />
Die Wirtschafts- und Währungsunion stärken<br />
62. Die Krise in Griechenland hat in dreierlei Hinsicht<br />
Handlungsbedarf in der institutionellen Aus gestaltung<br />
der Europäischen Währungsunion offen gelegt.<br />
Erstens: Das bestehende System der wirtschaftspolitischen<br />
Überwachung muss verbessert werden. Wirtschaftliche<br />
Fehlentwicklungen und eine Erosion der<br />
Wettbewerbsfähigkeit sind oft Auslöser für finanzpolitische<br />
Verwerfungen. Präventiv besonders wichtig<br />
ist es deshalb, sie frühzeitig zu erkennen und Korrekturen<br />
wirksam einzufordern. Zweitens: Der Stabilitätsund<br />
Wachstumspakt muss gestärkt werden, um<br />
finanz politische Fehlentwicklungen künftig zu ver hin