Landtag Brandenburg P-ABJS 5/47 Protokoll
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Die Einrichtung als Organisation<br />
zur Dokumentation bedeutete nicht zwangsläufig, dass relevante Sachverhalte treffend<br />
bzw. vollständig wiedergegeben wurden.<br />
Insgesamt kann festgestellt werden, dass die im QM-Handbuch dargelegten Hinweise<br />
und Prozessbeschreibungen außergewöhnlich detailliert und umfangreich sind. Sie<br />
bezogen sich inhaltlich u. a. auf konzeptionelle Grundlagen (konsequenzgesteuerte<br />
Erziehung, Planung und Dokumentation), Hausordnung und Umgangsregeln sowie<br />
auf Anti-Aggressionsmaßnahmen und das Verhalten in Notfällen. Kleinschrittig wurde<br />
erläutert, was Mitarbeiter/-innen im Verlauf des Dienstes zu beachten haben (z. B. im<br />
Umgang mit Walkie Talkies). Mitunter entsteht dabei allerdings der Eindruck der Überregulierung<br />
und Entmündigung der Mitarbeiter/-innen.<br />
Nach den Regeln der o. g. ISO 9001:2008 weist das Handbuch bzw. QM-System allerdings<br />
noch einige gravierende Mängel auf:<br />
— Es fehlten die erforderlichen Angaben zur Erstellung und Gültigkeit der Beschreibungen<br />
und Anweisungen. Es wurde nicht deutlich, wer an der Erstellung beteiligt war<br />
und wer sie wann in Kraft gesetzt hat. Ferner waren grundlegende Führungs- und<br />
Stützprozesse nicht beschrieben.<br />
— Es fanden sich kaum Angaben zur Verantwortung der Leitung, zu Führungsgrundsätzen,<br />
Führungsstil und Führungsverhalten. Es fehlten Angaben zur Qualitätspolitik,<br />
zu internen und externen Audits und zur Weiterentwicklung des QM-Systems sowie<br />
zu Verbesserungsprozessen. Die Aufgaben und Rolle der Leitung beim QM<br />
werden im Normensystem der ISO 9000 so eindeutig beschrieben und hervorgehoben,<br />
dass dies nicht zu übergehen ist.<br />
— Auch wurde die Supervision als wesentlicher Unterstützungsprozess für Mitarbeiter/-innen<br />
zwar erwähnt, aber nicht als Prozess ausgeführt.<br />
— Es wurde zwar angegeben, dass fallbezogen Ziele entwickelt und reflektiert werden,<br />
eine umfassender und längerfristig angelegte Evaluation oder Selbstevaluation, die<br />
nach Einführung der Qualitätsentwicklung als vorgeschriebene Aufgabe nach § 78a<br />
ff. SGB VIII von vielen Einrichtungen als Methode gewählt wird, fand dagegen keine<br />
Erwähnung. Gerade in diesem schwierigen Arbeitsfeld wäre dies mehr als sinnvoll.<br />
— Auch einige wesentliche pädagogische Prozesse wurden nicht ausgeführt, z. B. der<br />
Umgang mit Sexualität, einem Thema, das gerade im Jugendalter und unter den relativ<br />
geschlossenen Rahmenbedingungen der Haasenburg GmbH von besonderer<br />
Bedeutung ist.<br />
Selbstverständlich kann man die Defizite mit dem Prozess des erst noch im Aufbau<br />
befindlichen QM-Systems erklären, mit Überlastungssituationen, mit anderen drängenden<br />
Praxisanforderungen o. ä. Andererseits könnte allerdings auch der Eindruck<br />
entstehen, dass das Fehlen bestimmter Themen und Prozesse kein Zufall ist, sondern<br />
mit der Kultur der Einrichtung in Zusammenhang steht.<br />
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