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Landtag Brandenburg P-ABJS 5/47 Protokoll

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Pädagogik in den Einrichtungen der Haasenburg GmbH<br />

fluktuation, Schichtdienst-Bedingungen, relativ kurze Verweildauern sowie eine Zuordnung<br />

von Bezugsbetreuer/-innen statt einer Anwahl fördern eher eine skeptische<br />

Grundhaltung, die eine schnelle Rede von Beziehungspädagogik auch jenseits von<br />

Zwangskontexten mit den Augen der betreuten jungen Menschen relativiert.<br />

Pädagogische Gefahrenherde: Phase Rot bzw. Antiaggressions-Maßnahmen<br />

Diese Phase wird in den Dokumenten mit Blick auf Potentiale und Notwendigkeit beschrieben<br />

und begründet. Die kontraproduktiven Seiten im Sinne von Gefahren und<br />

Nebenwirkungen werden kaum beleuchtet. Empathie für regulär erwartbaren offenen<br />

Widerstand oder hilflose, resignative Ohnmacht wird nicht offenbar, Folgende Risiken<br />

machen diesen Zeitraum bzw. diese Intervention ggf. zu einer Sackgasse bzw. zu einer<br />

destruktiv wirkenden Leidensstation in der Entwicklung junger Menschen:<br />

— Aggression und Gewalt als identifiziertes Fehlverhalten werden durch professionelle<br />

Aggression und Gewalt beantwortet. Dabei sind ungünstige Lerneffekte auf Seiten<br />

der jungen Menschen zu befürchten.<br />

Harte, als unsinnig erlebte Einschränkungen und gar Gewalt können retraumatisierend<br />

wirken.<br />

— Insbesondere längere Isolierung, etwa im Zimmer, dürfte in der Regel mehr negative<br />

als positive Wirkungen erzeugen.<br />

— Punkte- und Stufensysteme müssen Erfolge ermöglichen, wenn sie positive Wirkung<br />

stimulieren wollen. Ein Aufsteigen und ein überwiegender Verbleib in bedürfnisbefriedigenden<br />

Lebensqualitätsstufen müssten für alle erreichbar und meist gegeben<br />

sein. Anders: Schnelle Befriedigung für „Teilanpassung" kann die Akzeptanz erhöhen.<br />

Ein mehrmonatiges Verbleiben in der roten Phase zeugt davon, dass das Programm<br />

ggf. nicht greift. Hier allzu lange zuzuwarten und mehr desselben zu prozessieren<br />

ist fachlich schwer zu begründen. Generell wird aus Erfahrungen in<br />

Einrichtungen deutlich, dass eine Teilmenge der Kinder und Jugendlichen dem Punktesystem<br />

innerlich so ablehnend gegenübersteht, dass sie dieses direkt oder indirekt<br />

bekämpfen „müssen". Ein anderer Teil möchte hochgestuft werden, kann die notwendigen<br />

Impulskontroll-, Planungs- und Aufschubleistungen aber nicht hinreichend<br />

kontinuierlich erbringen. Nur eine dritte Gruppe kann Verstärkersysteme kalkulatorisch<br />

oder einsichtsbasiert sinnvoll und gewinnreich verwenden. Zu diesem Thema<br />

wird in den Haasenburg-Dokumenten nicht refiektiert.<br />

Übermaß an nicht einsichtigen Regeln<br />

Während Konsequenz auf Grund von einigen unverhandelbaren Regeln gut begründbar<br />

und ggf. auch gegenüber den Kindern und Jugendlichen vermittelbar ist, kann eine<br />

Regelflut den pädagogischen Alltag vergiften. So stellen sich ständig Machtfragen,<br />

wobei bezweifelt werden darf, dass die Menge an Anpassungsforderungen mit einer<br />

Menge an effektreichen Lernprozessen positiv korrespondiert — abgesehen davon,<br />

was ggf. gelernt wird. Das gilt besonders dann, wenn viele Regeln als unsinnige Schikane<br />

erlebt werden und auch im Nachhinein keine hinreichenden Einsichtseinsprengsel<br />

entstehen, sondern Unverständnis, gar Feindseligkeit und Hass auf „den Aggressor"<br />

zurückbleiben.<br />

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