Landtag Brandenburg P-ABJS 5/47 Protokoll
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Freiheitsentziehende Unterbringung — Der Bezugsrahmen<br />
„moderate Verhaltensänderungen", weisen aber auf das Problem der Nachhaltigkeit in<br />
den Folgeeinrichtungen hin. Bei Stadler sind es nach Bereinigung der Stichprobenverzerrung<br />
noch 38 % (Selbsteinschätzung) bzw. <strong>47</strong> ()/0 (Fremdeinschätzung) positive<br />
Verläufe. Klawe berichtet aus individualpädagogischen Maßnahmen von Erfolgen um<br />
die 50 % (2008, 35) (...)" (2013, 242 f.).<br />
Permien (2010) resümiert im Rahmen einer Follow up-Studie (N=36)für den Zeitpunkt<br />
von einem Jahr nach Beendigung der FEM-Unterbringung: Ein Viertel der ehemals<br />
geschlossen untergebrachten Jugendlichen hat eine günstige Entwicklung genommen,<br />
für 50 % sind überwiegend positive Entwicklungszeichen, relativ in Anbetracht zu<br />
schwierigen Ausgangslagen, zu vermelden. Wenn Kinder und Jugendliche nicht im<br />
Anschluss an FEM-Unterbringungen in öffentlicher Erziehung verbleiben, können allerdings<br />
positive Schritte im Sozial- und Leistungsverhalten sowie im Bereich personaler<br />
Stabilität kaum gefestigt werden. Wenn Unterbringung, Alltagsbewältigung und<br />
Schul- und Berufsqualifizierung gestützt werden, sind die Integrationschancen weitaus<br />
höher als wenn Entlassungen, ggf. nicht flankiert, in die Herkunftsfamilie und gar ins<br />
Offene erfolgen. Wie die untersuchte Gruppe sich längerfristig jenseits professioneller<br />
sozialpädagogischer Betreuung stabilisiert und unter wenig entgegenkommenden gesellschaftlichen<br />
und lebensweltlichen Bedingungen bewährt, muss in der DJI-Studie<br />
von Permien (2010) offenbleiben.<br />
Kinder und Jugendliche sprechen besonders zum Ende der Unterbringungszeit und im<br />
Nachhinein zu einem erheblichen Teil positiv über die gewesene Unterbringung und<br />
attestieren sich positive Entwicklungen durch den Aufenthalt (vgl. auch Hoops/ Permien<br />
2006 6 ; Permien 2010). In Interviews mit den ehemals Untergebrachten (bis zu vier<br />
Interviews über maximal sechs Jahre, vgl. Menk/ Schnorr/ Schrapper 2013) wechseln<br />
die Zufriedenheitsniveaus zwar in beide Richtungen (von anfangs positiv bis negativ<br />
und umgekehrt). Entscheidende Größe ist immer wieder die Sinnverrechnung (positive<br />
Integration in die Lebensgeschichte, etwa „Habe da wirklich was gelernt über mich<br />
und das Leben.").<br />
Dabei werden die Regelpädagogik, der strukturierte Tagesablauf und die Beziehungen<br />
zu den Pädagog/-innen besonders markant erinnert (im Guten wie im Schlechten).<br />
Das Zufriedenheitsniveau der Kinder und Jugendlichen ging entscheidend damit einher,<br />
ob sie in der Einrichtung mit den Pädagog/-innen viel geredet haben und ob man<br />
miteinander viel unternommen hat. Selbstwirksamkeit ist für einen Teil der Betreuten<br />
auch unter freiheitsbeschränkenden Bedingungen möglich („Aufstieg"; Privilegienerwerb).<br />
Zudem verlaufen Unterbringungen positiver, wenn an den eigenen Lebenszielen<br />
gearbeitet wird und wenn negative Eskalationen mit den Kindern und Jugendlichen<br />
verstanden werden. Lebensthemen und Entwicklungsaufgaben werden in Einrichtungen,<br />
so die Befunde von Menk u. a. (2013), besser als in Jugendämtern entschlüsselt.<br />
Fallverstehen und Entwicklungsförderung müssen sich mit den Fragen beschäftigen<br />
„Wie bin ich zu dem geworden, der ich bin?" und „Wie möchte ich sein? Was soll aus<br />
mir werden?" In den Jugendämtern herrscht nicht selten ein Denken gemäß flachem<br />
Unterbringungsinteresse, da Hilflosigkeit und Ohnmacht wirken und zudem diese jungen<br />
Menschen ein Mehrfaches an Zeit im Vergleich zu anderen Fällen der Hilfe zur<br />
Erziehung verbrauchen. Aus der Metaperspektive fehlt den Hilfegeschichten oft der<br />
rote Faden. Es entsteht der Eindruck ständiger Neuanfänge. Belegt ist auch: Unterbringungen,<br />
in deren Rahmen mit Eltern zusammengearbeitet werden kann, verlaufen<br />
günstiger (vgl. u. a. Menk/ Schnorr/ Schrapper 2013).<br />
6 Hoops, Sabrina/Permien, Hanna: „Mildere Maßnahmen sind nicht möglich". München 2006<br />
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