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Landtag Brandenburg P-ABJS 5/47 Protokoll

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Pädagogik in den Einrichtungen der Haasenburg GmbH<br />

Bewohner/-innen kinder- und jugendpsychiatrisch unterversorgt seien und „eigentlich<br />

viel mehr" benötigten. Dabei verstanden sie ihr „Mehr" sowohl hinsichtlich der Anzahl<br />

der psychiatrisch ausgerichteten Besuche zur medikamentösen Behandlung der emotionalen<br />

Störungen und Verhaltensauffälligkeiten, als auch hinsichtlich des praktisch<br />

kaum gedeckten Bedarfs an psychotherapeutischer Versorgung. In beiden Einrichtungen<br />

berichteten die jeweiligen Leitungen, dass nur sehr wenige Bewohner/-innen eine<br />

externe Psychotherapie wahrnehmen würden; auch sie schätzten den Bedarf höher<br />

ein. Die Gründe seien in den mangelnden Angeboten bzw. langen Wartezeiten in externen<br />

Praxen zu suchen.<br />

Die Psycholog/-innen in den Einrichtungen berieten Pädagog/-innen, machten Gruppenarbeit<br />

mit Kindern und Jugendlichen und führten auch Einzelgespräche. In der<br />

Wahrnehmung der Kinder und Jugendlichen wurde ihnen überwiegend Akzeptanz entgegengebracht,<br />

einzelne Betreute hoben diese Anreicherung im Vergleich zu anderen<br />

Einrichtungen als dezidiert positiv hervor. Die Gruppenangebote wurden teilweise von<br />

den Psycholog/-innen, aber unter dem „Label Therapie" auch von anderen Pädagoginnen<br />

durchgeführt; Selbstsicherheitstraining, Anti-Aggressionstraining; Fit for life-Training;<br />

Konzentrationstraining, etc.<br />

An zwei „Therapie"-Gruppen nahmen wir teil, die allerdings nicht annähernd Ansprüchen<br />

gerecht wurden, die an eine Gruppenpsychotherapie zu stellen sind. Ein männlicher<br />

Pädagoge las mit zwei Jungen einen umfangreichen Text zum Thema Sexualität<br />

laut (Wissensvermittlung, kognitiv orientiert, viele Fremdworte). Dieses Angebot erinnerte<br />

an Sexualkunde-Unterricht im Fach Biologie. Es war erstaunlich, dass die Teilnehmer<br />

einigermaßen mitmachten. Sie zeigten sich im Nachhinein abwertend gegenüber<br />

dieser „Therapiestunde" (Auftakteinheit zu einer Reihe) und wollten diesen Kurs<br />

nicht weiter besuchen. Am Nachmittag des zweiten Besuchs nahmen wir an einer<br />

weiteren „Therapieaktivität" teil. Drei Jungen erarbeiteten das Thema Bewerbung um<br />

einen Ausbildungsplatz. Das Klima war in Ordnung, die Motivation der Lernenden mäßig<br />

(Besuche Neuendorf, Anhang 38).<br />

Die Rolle und Aufgaben der Standortpsycholog/-innen<br />

Die Standortpsychologin in Müncheberg sei, so berichtete sie, seit 2008 in der Haasenburg<br />

GmbH tätig. Sie habe davor für einige Monate in der Charite Erfahrungen<br />

gesammelt. Sie nahm zu vielen Fragen und Themen einen differenzierten Standpunkt<br />

ein: Auch die Themen „Erziehung zur Gewaltlosigkeit" und „die Erzieher wenden Gewalt<br />

an" werde mit Jugendlichen erörtert, denn es sei ein großes Thema bei den Jungen<br />

und Mädchen. Die Grifftechnik der Erzieher/-innen werde geschult; das Stufensystem<br />

sei allen bekannt. Bei den Störungsbildern der Jugendlichen sei es notwendig,<br />

externe Anbindungen herzustellen. Die Pädagog/-innen im Haus hätten ausreichend<br />

Wissen (Verweis auf die Teamberatungen) um die Störungen der Kinder und Jugendlichen<br />

und bekämen alle Unterlagen. Sie versuche, die Symptome zu erklären, die<br />

Kolleg/-innen zu stützen und für eine individuelle Vorgehensweise zu werben. In einer<br />

Teamberatung mit ihr haben wir erlebt, dass sie moderierte, strukturierte und sich für<br />

die Anträge und Belange eines Jugendlichen einsetzte.<br />

Sie sah ihre Rolle als Teil des multiprofessionellen Teams, erkläre Verhaltensmuster<br />

und versuche, allen einen Zugang zu den Jugendlichen zu ermöglichen. Sie schätzte<br />

ein, eine Vertrauensperson zu sein und guten Kontakt zu den Kindern und Jugendlichen<br />

zu haben. Sie bestätigte, dass Begrenzungen und Maßnahmen nach dem Stufenplan<br />

stattgefunden hätten, das sei im <strong>Protokoll</strong> bzw. der Akte nachzulesen. Jugend-<br />

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