Familienfreundliche Hochschulen: Handlungsfelder und ...
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nommen werden können. Familienpflichten werden auch im Zusammenhang mit<br />
punktuellen Absenzen (bei Anwesenheitspflicht in Vorlesungen, Seminaren) erwähnt.<br />
Dort wird aber in der Regel auf eine Absprache mit Zuständigen (Institute, Studiengangsleiterinnen,<br />
-leiter etc.) verwiesen.<br />
Beobachtet wurde, dass Schwangerschaft <strong>und</strong> Geburt zwar implizit als Gr<strong>und</strong> für das<br />
«Nicht-Ablegen» von Prüfungen gesehen werden, dies aber explizit nicht verankert ist.<br />
Dies wird damit begründet, dass man sich für Prüfungen «semesterweise» anmelden<br />
kann/muss. Da Schwangerschaft <strong>und</strong> Geburt in der Regel voraussehbar sind, gilt, dass<br />
Eltern sich dann für eine folgende Prüfungsr<strong>und</strong>e anmelden.<br />
E-Learning bietet Eltern, die z.B. wegen einer Erkrankung ihres Kindes nicht an einer<br />
Veranstaltung teilnehmen können, die Möglichkeit, den fehlenden Stoff selbst zu erarbeiten.<br />
Die Förderung der Vereinbarkeit von Studium <strong>und</strong> Betreuungspflichten bedeutet<br />
daher auch, dass Studierenden gute <strong>und</strong> ausführliche Vorlesungsskripte im Internet zur<br />
Verfügung gestellt werden.<br />
4.10.4. Finanzielle Unterstützung <strong>und</strong> familienfre<strong>und</strong>liche Studiengebühren<br />
Wie die Praxisbeispiele zu Bedürfnissen von studierenden Müttern zeigen, ist für Studierende<br />
mit Betreuungspflichten die finanzielle Situation oft eine Belastung. Die in<br />
Deutschland durchgeführte umfassende Studierendenbefragung bestätigt, dass ein wichtiger<br />
Faktor für die Vereinbarkeit von Studium <strong>und</strong> Betreuungspflichten die gesicherte<br />
Studienfinanzierung ist (Flaake, 2008). Adäquate finanzielle Unterstützung bzw. Entlastung<br />
kann Studierende gr<strong>und</strong>sätzlich von finanziellen Sorgen <strong>und</strong> von zusätzlichem<br />
grossem Zeitaufwand für Erwerbstätigkeit entlasten. Studierende können in besonderen<br />
Situationen auch kurzfristig in finanzielle Not geraten, z.B. in Trennungssituationen.<br />
Eine unterstützende Massnahme kann ein einkommensabhängiger Studienrabatt<br />
sein. Erleichternd ist, wenn Studien-/Semestergebühren in Raten bezahlt werden<br />
können. Denkbar ist auch die Einführung von Kriterien für den Erlass der Studiengebühren.<br />
<strong>Familienfre<strong>und</strong>liche</strong> <strong>Hochschulen</strong> können für bestimmte Fälle auch eine<br />
finanzielle Nothilfe einrichten, die von Betroffenen auf schnellem, unbürokratischem<br />
Wege in Anspruch genommen werden kann. Im Kapitel 4.9.4. wird mit dem Kinderbetreuungsfonds<br />
der FHS St. Gallen eine Massnahme dargestellt, welche Studierenden<br />
hilft, finanzielle Notsituationen zu überbrücken.<br />
4.10.5. Weitere Unterstützungsangebote für Studierende<br />
Weitere spezifische Angebote können Informations- oder Beratungsangebote explizit<br />
für Studierende mit familiären Pflichten sein. Wie die Praxisbeispiele oben<br />
zeigen, werden sie von Studierenden mit Betreuungspflichten als wichtige Unterstützung<br />
gewertet. Die deutsche Studie im universitären Hochschulbereich zeigt auf, dass sie ein<br />
wichtiges Anliegen der Studierenden sind (Flaake, 2008). In Kapitel 4.3.1. Information<br />
<strong>und</strong> Kommunikation intern zeigen Praxisbeispiele auf, dass an einigen Schweizer <strong>Hochschulen</strong><br />
ein Informations- <strong>und</strong> Beratungsangebot besteht.<br />
Studierende mit Betreuungsaufgaben schätzen die Unterstützung beim Einstieg in<br />
die Erwerbstätigkeit. Studierende Mütter machten die Erfahrung, dass ein Teilzeitstudium<br />
bei der Jobbewerbung ein Nachteil sein kann (vgl. Praxisbeispiel S. 94). Zudem<br />
haben studierende Eltern bei der Bewerbung um eine Arbeitsstelle häufig einen Lebenslauf,<br />
dessen einzelne Elemente als Nachteile gewertet werden: Ihre Studienjahre zwischen<br />
Lehrveranstaltungen, Kinderbetreuung, Hausarbeiten <strong>und</strong> Haushaltsmanagement,<br />
zum Teil kombiniert mit einem Nebenjob, lassen ihnen weniger Zeit für hoch-<br />
<strong>Familienfre<strong>und</strong>liche</strong> <strong>Hochschulen</strong>: <strong>Handlungsfelder</strong> <strong>und</strong> Praxisbeispiele 99/128<br />
Carmen Lack, Nathalie Amstutz, Ursula Meyerhofer