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Familienfreundliche Hochschulen: Handlungsfelder und ...

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Vielfältig wie die privaten Situationen sind auch die beruflichen Realitäten an den <strong>Hochschulen</strong>,<br />

die Frage der Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Privatleben betrifft die Angehörigen<br />

der <strong>Hochschulen</strong> in allen Funktionen: das akademische wie das administrative Personal,<br />

den Mittelbau, Sekretariatsmitarbeitende, Personen in Dienstleistungs- <strong>und</strong> Managementfunktionen,<br />

Professorinnen <strong>und</strong> Professoren wie auch die Studierenden.<br />

Stehen im Arbeitsprozess meist die Stationen der beruflichen Biografie im Zentrum, so<br />

beschäftigt sich die Förderung der Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie mit der Schnittstelle<br />

von Beruf <strong>und</strong> Privatleben, dem Ineinandergreifen von beruflicher <strong>und</strong> privater<br />

bzw. sozialer Biografie. Diese sich heute stark verändernden Lebensbiografien stehen in<br />

einem historisch gewachsenen politischen <strong>und</strong> institutionellen Rahmen, der sich den<br />

jeweiligen Bedürfnissen mehr oder weniger schnell anpasst. Dies impliziert neue Positionierungen,<br />

wie sie derzeit im Kontext der Demografiedebatte, der Arbeitsteilung zwischen<br />

den Geschlechtern, der Organisation von Kinderbetreuung, des Pensionierungsalters<br />

ausgehandelt werden. Dabei werden das Verhältnis von Privatleben <strong>und</strong> Beruf <strong>und</strong><br />

die Trennlinie dazwischen unterschiedlich gedeutet <strong>und</strong> konstruiert.<br />

Beide Bereiche, Beruf <strong>und</strong> Familie, sind Orte der Herausforderung, der Sinnstiftung, der<br />

Leistung, beide Bereiche können als potenzielle Rückzugsgebiete gesehen werden. Die<br />

Familie als erholsamer, intimer, persönlicher Raum <strong>und</strong> Gegenpol zu Druck, Belastung<br />

oder Routine im Beruf. Genauso gut kann das Büro dank weitgehender Professionalisierung<br />

der Arbeitsteilung <strong>und</strong> formalisierter <strong>und</strong> damit teilweise zivilerer Kommunikationsformen<br />

zum Zufluchtsort vor ausufernden familiären Ansprüchen werden (Hochschild,<br />

2006).<br />

Umkämpftes Gut in der konkurrenzierenden Beziehung von Privatleben <strong>und</strong> Beruf ist<br />

die Zeit. Dabei geht es nicht nur darum, genügend Zeit für die Familie, genügend Zeit für<br />

den Beruf, sondern auch Zeit für sich selbst zu haben. Der neue Begriff des «Zeitwohlstands»<br />

(Heitkötter/Schneider, 2004) markiert diese Bedingung geglückten Zeitbesitzes<br />

<strong>und</strong> damit die Realisierung dessen, was heute mit Work-Life-Balance angestrebt<br />

wird. Vereinbarkeit ist eine Frage von Strukturen, die organisiert werden können, sie ist<br />

gleichzeitig immer auch die Frage der Energie des «inneren Haushalts» in der Erfüllung<br />

der Rollen, die in diesem Fall Erwerbstätige <strong>und</strong> Studierende in ihrem Erwachsenenleben<br />

wahrnehmen.<br />

Gesellschaftliche <strong>und</strong> wirtschaftliche Gründe<br />

Mehr <strong>und</strong> mehr werden die von der Gesellschaft als wertvoll betrachteten sozialen Aufgaben<br />

nicht mehr als reine Privatsache Einzelner verstanden, sondern als Aufgabe in<br />

einem gemeinschaftlichen, gesellschaftlichen Kontext. Dies wird im Zug gegenwärtiger<br />

Debatten um mögliche Lösungen der öffentlichen Kinderbetreuung <strong>und</strong> Betagtenpflege<br />

deutlich (Eckart, 2000).<br />

Als gängigstes Argument für die Förderung der Vereinbarkeit wird der Wandel familiärer<br />

Strukturen angeführt, beziffert mit der steigenden Erwerbstätigkeit von Frauen. Die<br />

Erwerbsquote der Frauen in der Schweiz schwankte 2007 zwischen 80% <strong>und</strong> 85%. 72%<br />

der Frauen mit Kindern unter 15 Jahren sind erwerbstätig, 57% in Teilzeit <strong>und</strong> nur 15%<br />

in Vollzeit beschäftigt. 90% der Männer mit Kindern unter 15 Jahren sind vollzeitlich<br />

erwerbstätig. 2<br />

Ein weiterer Gr<strong>und</strong> für Handlungsbedarf ist die in der Öffentlichkeit debattierte zunehmende<br />

Alterung der Gesellschaft. Einfluss darauf haben die erhöhte Lebenserwartung,<br />

2<br />

Erwerbsquote (EQ) bedeutet den Prozentsatz der Erwerbstätigen aus der erwerbsfähigen Altersgruppe. Die EQ sagt nichts über die<br />

Höhe der Arbeitspensen aus. Quelle: Schweizerische Arbeitskräfteerhebung (SAKE).<br />

<strong>Familienfre<strong>und</strong>liche</strong> <strong>Hochschulen</strong>: <strong>Handlungsfelder</strong> <strong>und</strong> Praxisbeispiele 12/128<br />

Carmen Lack, Nathalie Amstutz, Ursula Meyerhofer

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