Familienfreundliche Hochschulen: Handlungsfelder und ...
Familienfreundliche Hochschulen: Handlungsfelder und ...
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4.10.3. Flexibilisierung von Prüfungs- <strong>und</strong> Leistungsnachweisordnungen <strong>und</strong><br />
E-Learning<br />
Wie sich in dem Praxisbeispiel S. 94 (Erfahrungen von Studentinnen mit einem auf die<br />
Familienbegleitung ausgerichteten Teilzeitstudiengang an der Fachhochschule Nordwestschweiz)<br />
<strong>und</strong> auch im Praxisbeispiel S. 53 (Interviews mit Müttern an der Universität<br />
Genf) zeigt, kann die Flexibilisierung von Regelungen zu Prüfungen oder Leistungsnachweisen<br />
eine Entlastung von Studierenden mit Betreuungspflichten bedeuten.<br />
Die erwähnte deutsche Studie im Universitätsbereich (Pegel, 2008) bestätigt, dass eine<br />
solche Flexibilisierung ein Bedürfnis von Studierenden mit Kind(ern) ist. Damit ist ausdrücklich<br />
nicht eine Reduzierung von Anforderungen, sondern eben z.B. die Verlängerung<br />
von Abgabefristen für Arbeiten oder flexiblere Lösungen von Ersatzleistungen oder<br />
adäquate Zeiträume für Praktika gemeint (die während der üblichen Betreuungszeiten<br />
von Betreuungseinrichtungen stattfinden).<br />
<strong>Familienfre<strong>und</strong>liche</strong> <strong>Hochschulen</strong> flexibilisieren daher idealerweise die Prüfungs- <strong>und</strong><br />
Leistungsnachweisordnungen so weit wie möglich. Dazu gehört z.B. Folgendes:<br />
- Eine Studentin kann im Zeitraum des Mutterschutzes wählen, ob sie an einer Prüfung<br />
teilnimmt oder eine Prüfung erst während des anschliessenden Urlaubssemesters<br />
absolviert.<br />
- Die attestierte Krankheit eines Kindes sollte als Gr<strong>und</strong> für das Nichtantreten einer<br />
Prüfung anerkannt werden.<br />
- Die Belastung durch Elternschaft kann ebenfalls als Gr<strong>und</strong> für die Verlängerung der<br />
Abgabefristen von schriftlichen Arbeiten anerkannt werden.<br />
- In einem Urlaubssemester, das zu Beginn einer Elternschaft in Anspruch genommen<br />
wird, kann es studierenden Eltern ermöglicht werden, diejenigen Prüfungen zu<br />
absolvieren, die sie aus vorherigen Semestern nachholen oder wiederholen müssen.<br />
- Bei der Bestimmung von Prüfungsnachholterminen könnten die Terminwünsche<br />
von Eltern berücksichtigt werden.<br />
- Für Studentinnen während der Schwangerschaft <strong>und</strong> der Stillzeit kann die Möglichkeit<br />
eines Leistungsausgleichs geschaffen werden, der ausgefallene Leistungen in<br />
Praktika kompensiert, zum Beispiel in Form einer Hausarbeit; dies verhindert eine<br />
unnötige Verzögerung des Studiums für die Betroffenen.<br />
- Auch andere Ausfallzeiten wie zu viele Fehltermine (bei Anwesenheitspflicht) können<br />
in begrenztem Umfang durch derartige Ausgleichsmassnahmen nach vorheriger<br />
Absprache kompensiert werden.<br />
Aus der Praxis der Schweizer <strong>Hochschulen</strong><br />
Die Recherche bei Schweizer <strong>Hochschulen</strong> zeigt, dass teilweise – aber durchaus nicht<br />
immer – Betreuungs-/Familienpflichten explizit in Bestimmungen zu Studien- <strong>und</strong> Prüfungsordnungen<br />
verankert sind. Gef<strong>und</strong>en wurde am häufigsten, dass gewisse Verpflichtungen/Ereignisse<br />
im Zusammenhang mit der Familie als Entschuldigung oder<br />
Verschiebungsgründe für Leistungsnachweise/-kontrollen sowie als Gr<strong>und</strong> für die Zulassung<br />
zu Nachholprüfungen festgehalten werden. Als Gründe benannt, die in der<br />
Auslegung einigen Spielraum lassen, werden dabei «familiäre Ereignisse», die «Wahrnehmung<br />
von nicht delegierbaren Familienpflichten» oder «Betreuungspflichten bei<br />
nächsten Familienangehörigen». Spezifisch erwähnt werden oft Schwangerschaft, Geburt<br />
<strong>und</strong> Elternschaft. Zu vermerken ist, dass diese Ereignisse meist belegt (z.B. durch<br />
Arztzeugnis) werden müssen <strong>und</strong> die Regelungen nur durch Einhaltung gewisser Prozesse<br />
(vorzeitige Voranmeldung, Gesuch, nachträglicher Antrag etc.) in Anspruch ge-<br />
<strong>Familienfre<strong>und</strong>liche</strong> <strong>Hochschulen</strong>: <strong>Handlungsfelder</strong> <strong>und</strong> Praxisbeispiele 98/128<br />
Carmen Lack, Nathalie Amstutz, Ursula Meyerhofer