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Familienfreundliche Hochschulen: Handlungsfelder und ...

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Wiedereinstiegskosten, Kosten für Fehlzeiten, aber auch durch Produktivitätssteigerung<br />

dank höherer Motivation der Mitarbeitenden. Auf Seiten der Studierenden ist eine Senkung<br />

der Studienabbruchquote aufgr<strong>und</strong> von Elternschaft zu erhoffen. Weiter versprechen<br />

sich Organisationen Vorteile bei der Rekrutierung qualifizierten Personals.<br />

Gelten diese betriebswirtschaftlichen Aspekte auch für <strong>Hochschulen</strong>?<br />

Die Beschäftigung mit der Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie stellt für <strong>Hochschulen</strong>,<br />

die sich zunehmend auch als Expertinnenorganisationen verstehen, eine besondere Herausforderung<br />

dar, da hier zum einen der Expertinnenstatus bisher ausserberufliche Realitäten<br />

nicht nur unberücksichtigt liess, sondern sich dieser gerade auch durch diese<br />

Ausschliesslichkeit beruflichen Engagements auswies (Liebig 2008). Zum anderen werden<br />

Managementaufgaben, <strong>und</strong> so auch Aufgaben der Personalentwicklung, in Expertinnenorganisationen<br />

noch nicht systematisch wahrgenommen. Karriere innerhalb der<br />

Hochschule ist nach wie vor oft wenig planbar. Sie nimmt mit mehreren kürzeren, befristeten<br />

Anstellungen ihren Anfang, die Verweildauer im Status des Nachwuchses ist<br />

markant länger als in anderen Berufen, damit ist auch eine lange andauernde, direktere<br />

Abhängigkeit von Institution <strong>und</strong> Netzwerken gegeben. Dies bedeutet Unsicherheit in<br />

Bezug auf die wissenschaftliche <strong>und</strong> materielle Zukunft <strong>und</strong> ist der Übernahme von ausserberuflichen<br />

Rollen Erwachsener wie beispielsweise Elternschaft, die eine finanzielle<br />

<strong>und</strong> strukturelle Zuverlässigkeit voraussetzt, nicht förderlich. Die Vorbereitung der wissenschaftlichen<br />

Karriere wird gemäss Umfragen nach wie vor als Engagement für eine<br />

Berufung erlebt, die kaum andere Lebensbereiche neben sich berücksichtigt (Reuter/Vedder/Liebig,<br />

2008). Gelingt die Karriere, so werden hingegen die Flexibilität <strong>und</strong><br />

die Selbstbestimmung der Professur in Bezug auf private Aufgaben geschätzt.<br />

Je nach Disziplin herrschen innerhalb der <strong>Hochschulen</strong> sehr unterschiedliche Organisationskulturen<br />

vor. Die Reflexion dieser Kultur <strong>und</strong> des wissenschaftlichen Selbstverständnisses<br />

ist deshalb zentral: Durch welche (Geschlechter-)Geschichte <strong>und</strong> welches<br />

Wissenschaftsverständnis ist die jeweilige Disziplin geprägt? Welche Rollenmuster sind<br />

zu beobachten? Wie kann die Disziplin, das jeweilige Institut die Integration von Frauen<br />

<strong>und</strong> Männern, Studentinnen <strong>und</strong> Studenten mit Familienverpflichtungen fördern <strong>und</strong><br />

welche Unterstützung kann sie bieten?<br />

Zu dieser Publikation<br />

Die Publikation ist das Folgeprojekt einer internen Studie zum Stand der Familienfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

an der Fachhochschule Nordwestschweiz, die Empfehlungen zur Förderung<br />

der Familienfre<strong>und</strong>lichkeit enthielt. 17 Das vorliegende Praxishandbuch wurde von<br />

der neuen Leiterin Gleichstellung in Auftrag gegeben. Die Publikation wurde vom B<strong>und</strong>esamt<br />

für Berufsbildung <strong>und</strong> Technologie BBT im Rahmen des Aktionsplans «Chancengleichheit<br />

an den Fachhochschulen» <strong>und</strong> der FHNW ermöglicht.<br />

Vereinbarkeit von Beruf <strong>und</strong> Familie an <strong>Hochschulen</strong> zu fördern <strong>und</strong> für unterschiedliche<br />

Institutionen brauchbare Empfehlungen zu entwickeln, ist ein komplexes Unterfangen.<br />

Die Komplexität erhöht sich durch die unterschiedlichen Organisationswirklichkeiten<br />

der jeweiligen <strong>Hochschulen</strong> <strong>und</strong> Disziplinen. Es stellte sich angesichts der erst zarten<br />

Kooperationen zwischen Fachhochschulen <strong>und</strong> Universitäten die Frage, inwiefern institutionelle<br />

Vereinbarkeit Voraussetzung für aussagekräftige, handlungsorientierte Entwicklungsvorschläge<br />

ist. Die aufgeführten Praxisbeispiele wurden aus einer Vielzahl von<br />

Aktivitäten an Fachhochschulen <strong>und</strong> Universitäten ausgewählt <strong>und</strong> zeigen geteilte <strong>und</strong><br />

unterschiedliche Erfahrungen der Institutionen auf. Sie weisen vor allem auch auf be-<br />

17 Das interne Projekt «Auf dem Weg zur familienfre<strong>und</strong>lichen Fachhochschule» wurde von der damaligen Leiterin Gleichstellung FHNW,<br />

Ruth Freiburghaus, in Auftrag gegeben <strong>und</strong> von einem Projektteam, bestehend aus Carmen Lack, Martina Zölch <strong>und</strong> Nathalie Amstutz<br />

durchgeführt.<br />

<strong>Familienfre<strong>und</strong>liche</strong> <strong>Hochschulen</strong>: <strong>Handlungsfelder</strong> <strong>und</strong> Praxisbeispiele 18/128<br />

Carmen Lack, Nathalie Amstutz, Ursula Meyerhofer

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