Familienfreundliche Hochschulen: Handlungsfelder und ...
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4.10.2. Exkurs: Bologna-Reform <strong>und</strong> Vereinbarkeit von Studium <strong>und</strong> Familie<br />
Das Studiensystem unterliegt zurzeit einer gr<strong>und</strong>legenden Veränderung. Im Rahmen des<br />
Bologna-Prozesses wurden Studiengänge eingeführt, die auf einer ersten Stufe mit einem<br />
Bachelor, auf einer zweiten mit einem Master abgeschlossen werden. Nach Entwicklungsarbeiten<br />
in den letzten Jahren wurden die ersten Master-Studiengänge an den<br />
Fachhochschulen ab Herbst 2008 angeboten. Der Schwerpunkt der Periode 2008–2011<br />
wird darin bestehen, die Bologna-Reformen in der Schweiz weiterzuführen <strong>und</strong> das Erreichte<br />
zu konsolidieren (vgl. Webseiten BBT <strong>und</strong> SBF zur Bologna-Reform 54 ).<br />
Wie sich die Bologna-Reform auf die Vereinbarkeit von Studium <strong>und</strong> Familie auswirkt,<br />
wird zurzeit diskutiert. Die Möglichkeit, Bachelor- <strong>und</strong> Master-Studium mit Unterbrüchen<br />
zu absolvieren, <strong>und</strong> die zusätzliche Möglichkeit, gewisse Studiengänge in Modulen<br />
abzuschliessen, bedeutet eine Flexibilisierung des Studiums <strong>und</strong> könnte daher Vorteile<br />
für die Vereinbarkeit von Studium <strong>und</strong> Familie bringen. Es werden aber auch Nachteile<br />
für die Vereinbarkeit befürchtet. Eine Befürchtung, die im Raum steht, ist, dass das Bachelor-/Master-System<br />
dazu führen könnte, dass insbesondere Frauen vermehrt ihr Studium<br />
«nur» mit einem Bachelor abschliessen, d.h. das Studium nach dem Bachelor Abschluss<br />
beenden, um sich z.B. danach der Mutterschaft zu widmen. Diese Befürchtung<br />
kann in Zusammenhang gebracht werden mit dem statistisch belegten Sachverhalt der<br />
Leaky Pipeline, welche versinnbildlicht, dass bei jeder Schnittstelle auf der wissenschaftlichen<br />
«Karriereleiter» ein Anteil Frauen verloren geht. Mit der Einführung einer neuen<br />
Schnittstelle (Bachelor – Master) könnte der gleiche Effekt ausgelöst werden. Die These<br />
des früheren Ausscheidens von Frauen, z.B. bereits nach dem Bachelor, wurde in der<br />
Schweiz schon früh thematisiert. Dazu hat die damalige «Bologna-Projektleitung» der<br />
CRUS eine «Arbeitsgruppe Gleichstellungsaspekte der Bologna-Reform» eingesetzt,<br />
welche verschiedene Empfehlungen erarbeitet hat, die sich u.a. um Support, Reporting<br />
<strong>und</strong> Monitoring drehen. Diese Thematik des möglichen Einflusses der Bologna-Reform<br />
auf die Gleichstellung von Frau <strong>und</strong> Mann sowie auf Vereinbarkeit von Studium <strong>und</strong><br />
Familie wird im Bericht «Chancengleichheit von Frau <strong>und</strong> Mann <strong>und</strong> Gender Studies im<br />
Tertiärbereich; Stand <strong>und</strong> Massnahmen» (BBT <strong>und</strong> SBF, 2007) aufgegriffen. Dort werden<br />
neben den sonstigen spezifischen Massnahmen (vgl. dazu Kapitel 2.2. Programme<br />
des B<strong>und</strong>es zur Förderung der Chancengleichheit von Frau <strong>und</strong> Mann) weitere überinstitutionelle<br />
Aspekte aufgeführt, die beachtet werden sollten <strong>und</strong> von denen verschiedene<br />
Institutionen – u.a. Fachhochschulen <strong>und</strong> universitäre <strong>Hochschulen</strong> – <strong>und</strong> Akteurinnen,<br />
Akteure betroffen sind. Von der Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten<br />
CRUS wurde im Zusammenhang mit der Bologna-Reform eine Checkliste zuhanden der<br />
Universitäten erarbeitet. Sie widmet sich der Sicherung <strong>und</strong> Förderung der Chancengleichheit<br />
im Rahmen der Bologna-Reform. Es wird dort festgehalten, dass die Neustrukturierung<br />
von Studienverläufen auch die Berücksichtigung sozialer Anliegen <strong>und</strong><br />
im Speziellen auch der Chancengleichheit der Geschlechter erfordert. Die Checkliste<br />
wurde auf der Basis von Zielsetzungen erarbeitet, welche als Knackpunkte im Bologna-<br />
Prozess in Bezug auf Chancengleichheit von Frauen <strong>und</strong> Männern identifiziert wurden.<br />
In der Checkliste wird spezifisch Folgendes erwähnt (vgl. Webseite CRUS 55 ):<br />
- Flexible Studienstrukturen sollen ein Teilzeitstudium ohne erhebliche Nachteile<br />
ermöglichen.<br />
- Den Universitätsleitungen wird konkret empfohlen, die Möglichkeit eines Teilzeitstudiums<br />
explizit in Erlassen der Universitäten zu erwähnen.<br />
54 www.bbt.admin.ch/themen/hochschulen <strong>und</strong> www.sbf.admin.ch/htm/themen/uni.<br />
55 www.crus.ch/die-crus/koordiniert-harmonisiert/projekt-bologna-ects/bologna-ects-in-der-schweiz/dokumente/chancengleichheit.html<br />
<strong>Familienfre<strong>und</strong>liche</strong> <strong>Hochschulen</strong>: <strong>Handlungsfelder</strong> <strong>und</strong> Praxisbeispiele 96/128<br />
Carmen Lack, Nathalie Amstutz, Ursula Meyerhofer