Familienfreundliche Hochschulen: Handlungsfelder und ...
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Kommission für Frauenfragen EKF, 1998). 12 Ohne hier auf die weiteren Etappen verschiedener<br />
Familienmodelle einzugehen, sei zusammenfassend darauf verwiesen, dass<br />
die Normativität des traditionellen Familienmodells zum einen zu einer Unterschätzung<br />
weiblicher Erwerbstätigkeit geführt, zum anderen den Blick für die Vielzahl von Familienarrangements,<br />
die je nach sozialer Klasse Realität waren, verstellt hat.<br />
Die gegenwärtige Vielfalt gelebter Familienmodelle in der Schweiz zeigt die rasche Veränderung:<br />
1990 lebten noch 60% der Familien mit Kindern unter 7 Jahren innerhalb des<br />
traditionellen Modells, im Jahr 2000 waren es 37%. 13<br />
Moderne gesellschaftliche Strukturen gelten mitunter als Erklärung für den Geburtenrückgang.<br />
In bestimmter historischer oder sozialpolitischer Konstellation, zu Beginn<br />
rechtlicher <strong>und</strong> politischer Geschlechtergleichstellung beispielsweise, trifft dieser Zusammenhang<br />
bestimmt zu. Ist der rechtliche Rahmen hingegen bereits gegeben, so<br />
scheint diese Verknüpfung nicht mehr zutreffend. Skandinavische Länder mit den im<br />
europäischen Vergleich höchsten Geburtenraten weisen zugleich hinsichtlich der Gleichstellung<br />
der Geschlechter die modernsten Rahmenbedingungen auf. Das Fazit einer Studie,<br />
die sich mit Bedingungen höherer Geburtenraten in Westeuropa beschäftigt, lautet,<br />
dass die höchsten Geburtenraten dort zu verzeichnen sind, wo die Gleichstellung der<br />
Geschlechter in gesellschaftlicher, politischer <strong>und</strong> wirtschaftlicher Hinsicht am weitesten<br />
gediehen ist: «Heute werden in jenen Ländern mehr Kinder geboren, die in Bezug<br />
auf die Gleichbehandlung der Geschlechter die modernsten Gesellschaftssysteme aufweisen.»<br />
(Kröhnert, Klingholz, 2005). Die Autoren kommen zum Schluss, dass Frauen<br />
<strong>und</strong> Männer in Europa, die hinsichtlich der egalitären Rollenteilung Handlungsbedarf in<br />
ihrem gesellschaftlichen Umfeld <strong>und</strong> dessen Strukturen sehen, öfter auf Kinder verzichten,<br />
da Kinderwunsch <strong>und</strong> Lebensentwurf nicht vereinbar scheinen.<br />
Auf Organisationen übertragen, würde das heissen: Jene Organisationen sind am familienfre<strong>und</strong>lichsten,<br />
deren Systeme die modernsten Strukturen hinsichtlich Gleichstellung<br />
der Geschlechter aufweisen. Das bedeutet eine gleichgestellte berufliche Integration <strong>und</strong><br />
Partizipation der Frauen innerhalb der Organisationshierarchie wie auch die Anerkennung<br />
gleichberechtigter Zuständigkeit von Männern im sozialen, familiären Bereich <strong>und</strong><br />
ihres Zugriffs auf entsprechende Angebote der Organisation. Die gleichstellungsorientierte<br />
Rechtsentwicklung in Erwerbsarbeit <strong>und</strong> Privatleben eröffnet für beide Geschlechter<br />
eine Vielzahl von Tätigkeitsfeldern <strong>und</strong> Lebensweisen, aber auch von Aufgaben <strong>und</strong><br />
Verantwortungen. Eine Geschichte der Familie lässt sich auch als Geschichte der emotionalen<br />
Involviertheit <strong>und</strong> Zuständigkeit beschreiben, welche die umfassende Kinderbetreuung<br />
durch heutige Väter berücksichtigt.<br />
Mit der gewachsenen Selbstbestimmung in der Lebensgestaltung scheinen Personen<br />
oder Paare ihr jeweiliges Familienmodell frei wählen zu können.<br />
12 Die Engländerin Charlotte Perkins Gilman (1889) kritisierte die «Sexualisierung» von Arbeit <strong>und</strong> plädierte stattdessen für die Einführung<br />
öffentlicher Betreuung für Kinder im Vorschulalter.<br />
13 Vg. www.bfs.admin.ch/Regional/Karten <strong>und</strong> Atlanten/Gleichstellungsatlas/Vereinbarkeit Beruf <strong>und</strong> Familie/Familienmodelle<br />
<strong>Familienfre<strong>und</strong>liche</strong> <strong>Hochschulen</strong>: <strong>Handlungsfelder</strong> <strong>und</strong> Praxisbeispiele 16/128<br />
Carmen Lack, Nathalie Amstutz, Ursula Meyerhofer