Jahresbericht 2007 - Cusanuswerk
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C<br />
GRADUIERTENTAGUNGEN<br />
Graduiertentagung I<br />
Thema:<br />
Wachstum – Befragung volkswirtschaftlicher Theorien<br />
Zeit: 10. bis 14. Oktober <strong>2007</strong><br />
Ort:<br />
Jugendgästehaus Oase, Meschede<br />
Teilnehmer/innen: 18<br />
Geistliche Begleitung: Jessica Weis<br />
Leitung:<br />
Thorsten Wilhelmy<br />
Die Tagung näherte sich der Kategorie des Wachstums nicht von der Seite der Maßnahmen,<br />
wie es in Politik und Presse der Fall ist, sondern von jener der Theorie her. Damit<br />
erhob sie den Anspruch, etwas fundamentaler über einen Begriff nachzudenken, der<br />
außerhalb volkswirtschaftlicher Fachdiskurse beinahe wie eine magische Formel funktioniert.<br />
Einsatzpunkt war die Explikation des Solow-Growth-Model und seine Ausfaltung<br />
in den endogenen Wachstumstheorien. Zwar wurde deutlich, wie Spar- und Investitionsquoten<br />
das Wachstum beeinflussen, wie aber der technologische Fortschritt entsteht,<br />
der dauerhaftes Wachstum erst ermöglicht, lässt die Theorie offen. So erwies sich<br />
das Thema zugleich als gute Gelegenheit, die Prozesse wirtschaftswissenschaftlicher<br />
Modellbildung zu beobachten und die von der Disziplin selbst formulierten Grenzen der<br />
Modelle zu thematisieren.<br />
Gleichfalls auf theoretischer Ebene wurde der Zusammenhang von Wachstum und<br />
Verteilung beleuchtet, um diesen dann in eine politische Kontroverse umzumünzen.<br />
Dass unterschiedliche ökonomische Schulen zu konträren Ergebnissen gelangen, zeigte<br />
die Podiumsdiskussion, die gleichzeitig verdeutlichte, dass die Ränder des politischen<br />
Spektrums mit ihren Argumenten kaum zueinander finden können.<br />
Der im Verlauf der Tagung vielfach nachgefragte Blick in die Entwicklungsländer stand<br />
am Ende. Pro-poor-growth wurde als probates Mittel der Armutsbekämpfung vorgestellt.<br />
Die Annahmen des zu Beginn der Tagung in der abstrakten Variante vorgestellten<br />
Modells erreichten hier eine hohe Konkretionsstufe, die zugleich Anpassungen an<br />
die gesellschaftlichen und politischen Bedingungen der jeweiligen Länder notwendig<br />
machte. Die Betrachtung der unterschiedlichen Entwicklungsverläufe in verschiedenen<br />
Ländern legte es nahe, das Wachstumsmodell nicht als prognostisch generell taugliches<br />
Instrument anzusehen, sondern andere Faktoren – politischer, kultureller Natur – einzurechnen,<br />
wann immer es um die Gestaltung von Entwicklung geht.<br />
Das <strong>Cusanuswerk</strong> konnte übrigens lernen, wie kontrovers eine rein innerdisziplinäre<br />
Debatte in der Ökonomie ist – eine Ermutigung für künftige Bildungsveranstaltungen.<br />
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