Verkehrsunfallanalyse bei der Nutzung von Sonder- und Wegerechten
Verkehrsunfallanalyse bei der Nutzung von Sonder- und Wegerechten
Verkehrsunfallanalyse bei der Nutzung von Sonder- und Wegerechten
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
<strong>Verkehrsunfallanalyse</strong> <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Nutzung</strong> <strong>von</strong> Son<strong>der</strong>- <strong>und</strong> <strong>Wegerechten</strong> gemäß Straßenverkehrsordnung 58<br />
Situation vor Ort führt zwangsläufig zur Beschäftigung mit diesem Thema während<br />
<strong>der</strong> Anfahrt – eine Auseinan<strong>der</strong>setzung, die unter Umständen sehr gefühlsbetont sein<br />
kann (Kin<strong>der</strong> in Gefahr, Bedrohung durch Schusswaffe, etc.), deshalb tiefgreifend<br />
die Leistungsfähigkeit des Fahrers beeinflusst <strong>und</strong> folglich absolut kontraproduktiv<br />
ist. Spricht sich das Team vor Beginn <strong>der</strong> Einsatzfahrt kurz ab, gibt das dem Fahrer<br />
die Möglichkeit, den Kopf für die Einsatzfahrt freizuhalten.<br />
Eine zentrale Funktion kommt hier auch <strong>der</strong> Einsatzleitstelle zu: Durch ruhigen<br />
Funkverkehr, ausreichende Informationen <strong>und</strong> Besonnenheit <strong>der</strong> Disponenten kann<br />
es gelingen, die gerade mit Einsatzbeginn aus <strong>der</strong> Ruhephase schlagartig<br />
aufkommenden Emotionen auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren.<br />
6.2.3.5 Zeitdruck<br />
Einsatzfahrten haben stets einen äußerst zeitkritischen Hintergr<strong>und</strong>, wie bereits in<br />
Kapitel zwei diskutiert wurde. In Kapitel fünf wurde ferner gezeigt, dass überhöhte<br />
Geschwindigkeit häufig unmittelbare Unfallursache <strong>bei</strong> Fahrten mit Son<strong>der</strong>- <strong>und</strong><br />
<strong>Wegerechten</strong> ist. Mittelbare Zusammenhänge, wie riskante Überholmanöver o<strong>der</strong><br />
risikofreudige Fahrweise sind dem Zeitdruck ebenfalls zuzuordnen. Ein zentraler<br />
Aspekt <strong>der</strong> psychologischen Aus- <strong>und</strong> Fortbildung <strong>der</strong> Einsatzfahrer muss daher in<br />
diesem Bereich ansetzen.<br />
Die altbekannte Weisheit „Fahr langsam, wir haben’s eilig“ gilt hier <strong>bei</strong><br />
Alarmfahrten in beson<strong>der</strong>em Maße. Die zurückzulegende Fahrtstrecke ist stets relativ<br />
kurz, so dass <strong>der</strong> Faktor Höchstgeschwindigkeit rein physikalisch betrachtet kaum<br />
spürbaren Einfluss auf die Zeit zum Erreichen des Zieles hat. Vielmehr ist das<br />
Gegenteil <strong>der</strong> Fall: Ein schnell fahrendes Fahrzeug muss häufiger verkehrbedingt<br />
abbremsen <strong>und</strong> wie<strong>der</strong> beschleunigen, wodurch sich <strong>der</strong> vermeintliche Zeitgewinn<br />
vollkommen aufhebt. Dennoch kann sich das subjektive Gefühl, durch (zu) schnelles<br />
Fahren deutlich früher einzutreffen, <strong>bei</strong> Fahrern hartnäckig halten <strong>und</strong> so zu nicht nur<br />
unnötigen, son<strong>der</strong>n auch sehr gefährlichen, deutlich überhöhten Geschwindigkeiten<br />
führen, die keinerlei Nutzen zur Folge haben.<br />
Hier ist deshalb ebenfalls psychologische Intervention gefragt. Die Bedeutung<br />
solcher objektiv unnötigen Verhaltensweisen sollte Mitar<strong>bei</strong>tern in eindringlicher,<br />
aber auch verständlicher <strong>und</strong> sinnvoller Form nahe gebracht werden. In zahlreichen<br />
Publikationen werden „Anhaltswerte“ zur Orientierung vorgegeben: Im „Leitfaden<br />
Rettungsdienst“ [21] <strong>bei</strong>spielsweise empfehlen Lutomsky/Flate innerhalb<br />
geschlossener Ortschaften nicht schneller als 80 km/h <strong>und</strong> in 30-Zonen nicht