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Download-PDF (8,1 MB, in German) - Werner Otto

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1930<br />

Reichskanzler<br />

He<strong>in</strong>rich Brün<strong>in</strong>g<br />

regiert ab 1930 mit<br />

Hilfe von Notverordnungen.<br />

Die wirtschaftliche<br />

Lage<br />

verschlimmert sich.<br />

26<br />

Der Jahrhundert-Mann<br />

Erste Berührung mit dem E<strong>in</strong>zelhandel<br />

Jetzt erwischte es noch viele andere Unternehmer. Lorant weiter: „Ausländer<br />

strömten nach Deutschland und führten mit e<strong>in</strong> paar Dollar e<strong>in</strong> fürstliches<br />

Leben. Nachtclubs, Kabaretts, Th eater, Vergnügungsstätten waren<br />

gefüllt, nicht bloß mit Schiebern und Spekulanten, auch mit jenen, die an<br />

der S<strong>in</strong>nlosigkeit des Lebens verzweifelten und bereit waren, alles was sie<br />

besaßen, für e<strong>in</strong>en vergnüglichen Abend auszugeben. Wenn das Geld so<br />

wenig wert war – warum nicht e<strong>in</strong> paar schöne Stunden damit machen?<br />

Mädchen verkauften ihren Körper für e<strong>in</strong> Abendessen, junge Männer betäubten<br />

sich mit Koka<strong>in</strong> und Morphium.“ Und der Dichter Klabund<br />

schrieb: „Am Kurfürstendamm da hocken zusamm’ / die Leute von heut<br />

mit großem Tamtam. / Brillanten mit Tanten, e<strong>in</strong> Frack mit was dr<strong>in</strong>, / e<strong>in</strong><br />

Nerzpelz, e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong>herz, e<strong>in</strong> Doppelk<strong>in</strong>n.“<br />

Während der Regierung des „Hungerkanzlers“ He<strong>in</strong>rich Brün<strong>in</strong>g erhält<br />

die Wirtschaft so gut wie ke<strong>in</strong>e Impulse. Statt die Kaufkraft mit Sonderprogrammen<br />

anzukurbeln werden den Menschen täglich neue Sparparolen<br />

angeboten. Brün<strong>in</strong>g versucht, die Wirtschaftskrise durch e<strong>in</strong>e Defl ationspolitik<br />

<strong>in</strong> den Griff zu bekommen. Se<strong>in</strong>e Notverordnungen verlangen<br />

der Bevölkerung viel ab. Die Renten, Beamtenbezüge und Gehälter werden<br />

gekürzt – genau wie K<strong>in</strong>derzuschläge, Arbeitslosenunterstützung und<br />

andere Zuwendungen. Gleichzeitig erhöht Brün<strong>in</strong>g die Steuern – unter<br />

anderem gibt es e<strong>in</strong>e M<strong>in</strong>eralwasser- und e<strong>in</strong>e Junggesellensteuer. Zwar<br />

kann der Staatsbankrott verh<strong>in</strong>dert werden, aber die Krise verschärft sich.<br />

Durch e<strong>in</strong>en verm<strong>in</strong>derten Export steigt die Arbeitslosigkeit weiter, und<br />

wegen der schw<strong>in</strong>denden Kaufkraft lahmt auch die Inlandsnachfrage.<br />

Schließlich verlieren immer mehr Menschen ihre Arbeit.<br />

„Mit der Ausnahme Österreichs hat ke<strong>in</strong> europäisches Volk derart massiv<br />

wie das deutsche nach 1918 unter dem Trauma der Niederlage, dem Versailler<br />

Frieden, der ,Reparationsknechtschaft‘, der Hyper<strong>in</strong>fl ation und der<br />

großen Weltwirtschaftskrise seit 1929 gelitten“, schrieb der bekannte Historiker<br />

Hans-Ulrich Wehler später.<br />

Wenn es e<strong>in</strong>e Zeit im Leben <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong>s gegeben hat, deren Schattenseiten<br />

se<strong>in</strong>en Inst<strong>in</strong>kt als Geschäftsmann geschärft haben, dann waren es<br />

diese Jahre. „Man musste sich sehr genau anhören, wo man h<strong>in</strong>gehörte“,<br />

fasste <strong>Otto</strong> die Erfahrungen der Zeit später e<strong>in</strong>mal <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview

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