Download-PDF (8,1 MB, in German) - Werner Otto
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„Es hieß wieder neu zu beg<strong>in</strong>nen,<br />
gleichgültig wie und wo“<br />
1945<br />
Das besiegte Deutsche<br />
Reich wird <strong>in</strong><br />
vier Besatzungszonen<br />
unterteilt,<br />
<strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> knüpft<br />
erste Geschäftskontakte<br />
<strong>in</strong> Hamburg.<br />
40<br />
Der Jahrhundert-Mann<br />
Neubeg<strong>in</strong>n nach dem Krieg<br />
I m Jahr 1945 ist Deutschland am Boden. Millionen s<strong>in</strong>d immer noch<br />
auf der Flucht, viele haben nur das nackte Leben gerettet. Im Rückblick<br />
hätte <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> diese Zeit voller Pathos darstellen können, stattdessen<br />
beschrieb er sie mit der ihm eigenen Nüchternheit <strong>in</strong> zwei Sätzen.<br />
In se<strong>in</strong>em Buch „Die <strong>Otto</strong>-Gruppe“ heißt es dazu: „Ich hatte e<strong>in</strong>en Koff er<br />
mit Papiergeld aus dem Osten herübergerettet und im Übrigen Ausweise<br />
als Flüchtl<strong>in</strong>g, Schwerkriegsbeschädigter und politischer Häftl<strong>in</strong>g – e<strong>in</strong><br />
Startvorteil, mit dem allerd<strong>in</strong>gs nicht viel anzufangen war. Es hieß wieder<br />
neu zu beg<strong>in</strong>nen, gleichgültig wie und wo.“ Diese Sichtweise lässt <strong>Werner</strong><br />
<strong>Otto</strong>s geistige Unabhängigkeit, se<strong>in</strong>e Dynamik, se<strong>in</strong> unsentimentales Wesen<br />
überaus deutlich erkennen. Fakt ist, dass ihm die schriftlichen Zeugnisse<br />
se<strong>in</strong>er Integrität manche Tür <strong>in</strong> der jungen Republik geöff net hätten.<br />
Wirtschaftsexperten, vor allem unbelastete, gab es damals nicht viele. Dafür<br />
erhöhte sich die Zahl der angeblichen Regimegegner – vor allem der<br />
passiven – ständig. Aus se<strong>in</strong>em nächsten Umfeld wurde <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> immer<br />
wieder gedrängt, se<strong>in</strong>en Startvorteil zu nutzen. Er hat es nicht getan –<br />
er wollte nicht „nassauern“, wie er <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Interview e<strong>in</strong>mal sagte. An die<br />
Spitze kommen, kämpfen, ja, aber nicht auf diesem Weg. „Neubeg<strong>in</strong>n“<br />
überschrieb <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> die Er<strong>in</strong>nerungen an diese Zeit, und trotz aller<br />
Turbulenzen war er voller Tatendrang. Aus dem prov<strong>in</strong>ziellen Bad Segeberg,<br />
wo die Familie vorübergehend lebt, fährt er immer wieder <strong>in</strong> das<br />
nicht weit entfernte Hamburg, um sich mit anderen ehemaligen Unternehmern<br />
zu treff en. Es galt, Chancen auszuloten, und das ließ sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />
Großstadt – wenngleich sie großfl ächig zerstört war – am besten tun.<br />
Helmut Schmidt, der <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „Weggefährten“ e<strong>in</strong><br />
Kapitel gewidmet hat, versucht dar<strong>in</strong> anschaulich, die Seelenlage des heimatlosen<br />
Unternehmers ohne Firma darzustellen. <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> hatte nichts,