Download-PDF (8,1 MB, in German) - Werner Otto
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Das zerstörte Hamburg nach Kriegsende. L<strong>in</strong>ks ragt St. Michaelis (der Michel) über e<strong>in</strong>e<br />
öde Fläche, rechts passiert e<strong>in</strong>e Straßenbahn e<strong>in</strong>e Trümmerwüste.<br />
Juni 1945 werden im Hafen wieder Schiff e be- und entladen. Neue Bücher<br />
und Zeitungen ersche<strong>in</strong>en, der Nordwestdeutsche Rundfunk, aus<br />
dem später der NDR wird, geht ans Netz. Die Menschen besuchen Fußballspiele,<br />
K<strong>in</strong>os und Th eater, e<strong>in</strong> langsamer Wiederaufbau beg<strong>in</strong>nt.<br />
Auch <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> will aufbauen. Er weiß noch nicht genau, welches Feld<br />
er bestellen soll, aber er will auf jeden Fall wieder selbstständig se<strong>in</strong>. Diszipl<strong>in</strong>,<br />
ja Härte, aber auch die Lust am Gestalten lassen sich für aufstrebende<br />
Unternehmer damals fast ungebremst entfalten. Doch die Konsequenz,<br />
die <strong>Otto</strong> schon nach wenigen Wochen an den Tag legt, macht ihn<br />
nicht bl<strong>in</strong>d für das Schicksal der anderen. Noch viele Jahre später er<strong>in</strong>nerte<br />
er sich nicht ohne Mitgefühl an die Verzweifl ung e<strong>in</strong>es bekannten Unternehmers<br />
aus Pommern, der – ebenfalls als Flüchtl<strong>in</strong>g im Norden e<strong>in</strong>getroff<br />
en – trotz se<strong>in</strong>es guten Namens nicht <strong>in</strong> der Lage war, geme<strong>in</strong>sam mit<br />
ihm e<strong>in</strong>en Neustart zu wagen. „Der Mann war e<strong>in</strong>fach völlig fertig“, so<br />
<strong>Otto</strong> später, „er konnte nicht mehr.“ <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> selbst war zwar über<br />
den Verlust der Heimat zeitweise bedrückt, und auch die sich bereits abzeichnende<br />
deutsche Teilung machte ihm – dem stets sehr politischen<br />
Menschen – zu schaff en. Aber <strong>in</strong> lähmende Depressionen ist er dadurch<br />
nie verfallen, vielmehr bewahrte er sich schon damals se<strong>in</strong>e unsentimentale<br />
Nüchternheit. Michael <strong>Otto</strong> er<strong>in</strong>nert sich, dass se<strong>in</strong> Vater den erzwungenen<br />
Weggang von Berl<strong>in</strong> e<strong>in</strong>erseits bedauert habe, andererseits sei<br />
er durch die zahlreichen Ortswechsel <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Jugend <strong>in</strong>nerlich nie wirklich<br />
an e<strong>in</strong>e bestimmte Stadt gebunden gewesen.<br />
Der Aufstieg<br />
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