Download-PDF (8,1 MB, in German) - Werner Otto
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Doch die Anfänge waren mühsam. <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> kaufte Leder und ließ<br />
Holz aus dem Raum Niedersachsen herbeischaff en. Se<strong>in</strong>e Idee war ebenso<br />
e<strong>in</strong>fach wie durchschlagend: In se<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en Fabrik wurden Holzschuhe<br />
zurechtgeschnitten und mit Lederriemen vernäht, es entstanden so genannte<br />
Zweischnaller – praktische Arbeitsschuhe für wenig Geld.<br />
Als besonders schwierig erweist es sich, die richtigen Masch<strong>in</strong>en aufzutreiben.<br />
Um das Leder für den Schaft zusammenzunähen, wurden Steppmasch<strong>in</strong>en<br />
benötigt, die <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> aufgrund se<strong>in</strong>er engagierten Kontaktpfl<br />
ege tatsächlich beschaff en konnte. Er fand sie schließlich bei e<strong>in</strong>em<br />
Trödler, der die Masch<strong>in</strong>en irgendwo aus den Trümmern geborgen hatte.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs fehlte es damals an Nähgarn, und es gelang ihm lediglich, landwirtschaftliches<br />
Nutzgarn aufzutreiben. Damit erwies sich die Schuhproduktion<br />
als außerordentlich mühsam, denn das grobe Garn verstopfte die<br />
Nadeln der Steppmasch<strong>in</strong>en laufend. Nur wenige dutzend Schuhe ließen<br />
sich so täglich herstellen, e<strong>in</strong> Nachteil, der zunächst kaum e<strong>in</strong>zuholen<br />
war. <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> hat sich an diese schwierige Zeit später mit viel Humor<br />
er<strong>in</strong>nert, Verbitterung sei damals nie aufgekommen. Es waren eben Pionierjahre,<br />
die ihm, der sich stets unverdrossen Neuem zuwandte, auch gut<br />
getan haben. E<strong>in</strong>mal habe e<strong>in</strong> britischer Besatzungsoffi zier das Kle<strong>in</strong>unternehmen<br />
<strong>in</strong>spiziert. Nach wenigen Augenblicken verließ der Mann die<br />
Werkstatt kopfschüttelnd. <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong>: „Der sah aus, als wollte er sagen:<br />
,So e<strong>in</strong> Verrückter.‘“<br />
Mit e<strong>in</strong>em fast schrottreifen DKW reiste er damals <strong>in</strong> ganz Norddeutschland<br />
herum, stets zwischen Abnehmern, Ämtern und denjenigen pendelnd,<br />
die weiteres technisches Equipment beisteuern konnten. Da <strong>Werner</strong><br />
<strong>Otto</strong> – wie er später off en bekannte – von Technik ke<strong>in</strong>e Ahnung<br />
hatte, musste ihn se<strong>in</strong> Büroleiter auf den vielen Fahrten oft begleiten, um<br />
das kränkelnde Auto unterwegs immer wieder fl ott zu machen. Schon<br />
bald konnte der Umsatz gesteigert werden, und <strong>Otto</strong> zog mit se<strong>in</strong>er Belegschaft<br />
<strong>in</strong> zwei Baracken am Rieckbornweg im Hamburger Vorort<br />
Schnelsen. Zeitweise arbeiteten 85 Mann für ihn – Aushilfskräfte <strong>in</strong>klusive.<br />
Als <strong>Otto</strong> am Tag der Währungsreform Inventur machte, kam er auf<br />
e<strong>in</strong>en Lagerbestand von zehn Quadratmetern Leder, 60 Paar Arbeitsschuhen<br />
und 20 Paar Damenschuhen. Obwohl die Schuhe reißenden Absatz<br />
fanden, hat sich die Mühe letztlich nicht wirklich bezahlt gemacht.<br />
Der Aufstieg<br />
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