Download-PDF (8,1 MB, in German) - Werner Otto
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das Wachstum und die ständig neuen Probleme, vor die ich gestellt<br />
wurde, gleichsam auf den Leib geschrieben“, notierte er später nicht<br />
ohne Humor. Auf Fotos von damals sieht man e<strong>in</strong>en gedrungenen Mann<br />
mit strengem Bürstenhaarschnitt, der starken Zigarren und schwerem<br />
Essen nicht abgeneigt war.<br />
E<strong>in</strong> körperlicher Zusammenbruch führte dazu, dass <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> se<strong>in</strong>e<br />
Lebensweise radikal änderte. Er trieb Sport, verzichtete auf fetthaltige Ernährung<br />
und g<strong>in</strong>g fast alle Wege nur noch zu Fuß – oft viele Stunden<br />
täglich. Zu diesem Zeitpunkt vertiefte er auch den Plan, sich <strong>in</strong> absehbarer<br />
Zeit stärker aus der Unternehmensleitung zurückzuziehen. Bis dah<strong>in</strong><br />
sollten allerd<strong>in</strong>gs noch e<strong>in</strong>ige erfolgreiche Jahre vergehen. Es greift aber zu<br />
kurz, wenn behauptet wird, dass <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> sich aufgrund körperlicher<br />
Erschöpfung dazu entschloss, <strong>in</strong>nerhalb des Unternehmens kürzerzutreten.<br />
Vielmehr hatte er diesen Schritt schon vorweggenommen, als er als<br />
e<strong>in</strong>es se<strong>in</strong>er Unternehmerpr<strong>in</strong>zipien das viel zitierte „Teile und wachse“<br />
festlegte. Damit hatte er schon frühzeitig angekündigt, Anteile am <strong>Otto</strong><br />
Versand zu verkaufen, um die Grundlage für weitere Expansionen zu<br />
schaff en. Die starke körperliche Belastung vor allem ab Mitte der 1950er<br />
Jahre mag ihn <strong>in</strong> diesem Entschluss noch bestärkt haben, entscheidend<br />
dürfte aber e<strong>in</strong>mal mehr se<strong>in</strong> legendärer Schaff enstrieb gewesen se<strong>in</strong>.<br />
„Wenn ich <strong>in</strong> e<strong>in</strong> unbekanntes Gebiet vorstoßen kann, s<strong>in</strong>d alle S<strong>in</strong>ne<br />
wach“, hat <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> dazu e<strong>in</strong>mal gesagt. „Ist es Neugier oder Abenteuerlust<br />
– die Entwicklungsaufgabe lockt mich; sie ist e<strong>in</strong>e Herausforderung.“<br />
Dr. He<strong>in</strong>rich Kraft, se<strong>in</strong> langjähriger Weggefährte, ergänzte dazu<br />
e<strong>in</strong>en weiteren wichtigen Aspekt für die Haltung <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong>s. „Er vermied<br />
den Kard<strong>in</strong>alfehler vieler Gründerunternehmer, sich auf Dauer im<br />
Tagesgeschäft für unentbehrlich zu halten und sich <strong>in</strong> zu viele Details<br />
e<strong>in</strong>zumischen. Stattdessen konzentrierte er sich auf das strategisch Wesentliche.“<br />
E<strong>in</strong> langjähriger Mitarbeiter brachte es e<strong>in</strong>mal so auf den<br />
Punkt: „Andere haben noch mit sechzig jedes Mieder für das Sortiment<br />
selbst ausgesucht. <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> hat früh e<strong>in</strong>gesehen, dass er das lieber<br />
jüngeren Mitarbeitern überlassen sollte.“<br />
Auch räumlich war das prosperierende Unternehmen schon nach wenigen<br />
Jahren an se<strong>in</strong>e Grenzen gestoßen. Zwar hatte der <strong>Otto</strong> Versand, wie<br />
erwähnt, 1956 neue Lager- und Verwaltungsgebäude an der Hammer<br />
Der Aufstieg 79