david Bösch — ein FotoalBuM 34
Der Sturm von William Shakespeare Premiere am 25. september <strong>2010</strong> im schauspielhaus er muss für ordnung sorgen. das ist sein Ziel und dafür ist er bereit alles zu tun, was in seiner Macht steht. Jahrzehnte verbringt er auf einer einsamen insel, gemeinsam mit seiner tochter t Miranda und zwei wilden Kreaturen, die er nur mühsam zu bändigen vermag. er schmiedet Pläne und verteidigt Moral und Gesetz in einer feindlichen Welt. dann kommt der tag, t an dem sein Plan in erfüllung gehen wird. es beginnt mit einem mächtigen sturm und noch weiß niemand, wen dieser sturm am ende hinwegfegen wird. als eine kleine Gruppe Gestrandeter plötzlich hilflos über die insel irrt, ändert das alles. ihr erscheinen bringt die sensible ordnung in Prosperos kleiner Welt ins schwanken. Selber vollkommen hilflos und orientierungslos setzen die schiffbrüchigen in der hermetischen inselgesellschaft neue sehnsüchte und Gefühle frei. die beiden wilden Geister, ariel und caliban, spüren, dass der Moment gekommen ist, sich zu befreien. Miranda, aufgewachsen an der seite der beiden Wilden, entdeckt den sanften Ferdinand. es ist für alle der Moment der Wahrheit, der Regeln außer Kraft setzt. dass sie spielbälle sind in Prosperos Plan, interessiert am ende niemanden mehr. Prospero muss sich eingestehen, dass er die Kontrolle verloren hat. nicht er nimmt Rache für widerfahrenes unrecht, es sind die anderen, die sich rächen an ihm und einer ordnung, die die Welt beherrschen wollte. doch die Welt ist anders, als er dachte. dieses grausame Märchen von shakespeare, sein letztes Werk, inszeniert david Bösch zu Beginn der spielzeit in <strong>Bochum</strong>. Regie: David Bösch Bühne: Dirk Thiele Kostüme: Meentje Nielsen Dramaturgie: Sabine Reich Mit: Manfred Böll, Florian lange, nicola Mastroberardino, Ronny Miersch, Bernd Rademacher, Felix Rech, henrik schubert, xenia snagowski, daniel stock, Werner strenger, Klaus Weiss david bösch Auch wenn David Bösch in den letzten Jahren viel in Essen am Schauspiel inszenierte, oder in Wien, Zürich und Frankfurt, wohnt er in <strong>Bochum</strong>, wo er in den nächsten Jahren wieder regelmäßig arbeiten wird. Geboren wurde er 1978 in Lübbecke/ NRW, dann studierte er Regie an der Hochschule für Musik und Theater in Zürich. 2004 brachte er in <strong>Bochum</strong> „Romeo und Julia“ von Shakespeare auf die Bühne, 2005 eröffnete er die Intendanz von Anselm Weber am Schauspiel Essen mit seiner Inszenierung „Ein Sommernachtstraum“, 2006 gewann er mit „Viel Lärm um nichts“ (Thalia Theater Hamburg) den „Young Directors Award“ der Salzburger Festspiele. Aber nicht nur Shakespeare inszeniert er, er bringt Klassiker von Büchner, Hauptmann, Schiller und Goethe ebenso auf die Bühne wie zeitgenössische Stücke oder große Opern. 35 Die ratten von Gerhart Hauptmann Premiere am 28. Januar <strong>2011</strong> in den Kammerspielen nichts wünschen sich Frau John und ihr Mann sehnlicher als ein Kind, seit ihr albertchen drei Monate nach der Geburt gestorben ist. als Frau John mit der Zeit klar wird, dass ihre hoffnungen umsonst sind, lässt sie sich auf ein zweifelhaftes Geschäft ein: sie nutzt die lange abwesenheit ihres Mannes und kauft sich ein Baby. von v der verzweifelten hochschwangeren Pauline Piperkarcka, die drauf und dran war, sich in die spree zu stürzen. so scheint erstmal allen geholfen. stolz präsentiert Frau John ihrem Mann und der nachbarschaft das Kind. doch Pauline bekommt Gewissensbisse und verlangt ihren sohn zurück. da Frau John das Kind jedoch freiwillig nicht hergeben will, vertauscht es Pauline heimlich mit dem todkranken Kind der nachbarin. die tragische Geschichte der verzweifelten Mütter entwickelt sich zur verwechslungskomödie,v in der schließ- lich niemand mehr weiß, wer was vor wem geheim hält und welches Kind zu wem gehört. eine „Berliner tragikomödie“ t nennt Gerhart hauptmann sein stück, das er 1909 am höhepunkt seines Ruhmes fast zwanzig Jahre nach seinem skandaldebüt „vor vor v sonnenaufgang“ schrieb. hier ist versammelt, was unter dem titel naturalismus am ende des 19. Jahrhunderts die theatermittel radikal erneuerte: in einer verkommenen Mietskaserne, auf deren dachboden der arbeitslose theaterdirektor hassenreuther seinen Kostümfundus untergebracht hat, tummeln sich die Ratten und die kleinen leute, deren lebensdramen hauptmann auf die Bühne bringt. dass der theologiestudent erich spitta, der unbedingt schauspieler werden möchte und bei hassenreuther unterricht nimmt, als eine art alter ego hauptmanns auftritt und vehement fordert, dass es auf der Bühne genauso lächerliche Figuren wie im leben geben sollte, hält dem naturalismus den spiegel vor und erinnert daran, dass manchmal die dramen des echten lebens die bewegendsten sind. Regie: David Bösch Bühne: Patrick Bannwart