Boropa SpIELZEITMaGaZIn 2010/2011 - Schauspielhaus Bochum
Boropa SpIELZEITMaGaZIn 2010/2011 - Schauspielhaus Bochum
Boropa SpIELZEITMaGaZIn 2010/2011 - Schauspielhaus Bochum
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
lation und dann gärt das erstmal vor<br />
sich hin. Ich habe ein notizbüchlein<br />
bei mir, da schreibe ich immer mal<br />
was rein. Vieles fliegt einem ja zu.<br />
Dirk Laucke: die Frage ist ja, wie<br />
kommt die welt w auf die Bühne? Bei<br />
mir ist es so, dass ich entweder eigene<br />
erlebnisse übersteigert weiterdenke<br />
oder Begegnungen mit menschen,<br />
die ich hatte. Ich habe einen soldaten<br />
aus Afghanistan kennen gelernt<br />
und mich mit ihm unterhalten.<br />
dann recherchiere ich auch gezielt,<br />
wie bei dem Stasi-Offizier. Ich gehe<br />
zwar nicht in Bibliotheken, aber ich<br />
lese viel. nicht so theaterkram, sondern<br />
eher politisches Zeug.<br />
Nuran David Calis: Ich bin auch nicht<br />
der typ,t der in die Bibliothek recher-<br />
chieren geht. Ich beziehe meine Arbeit<br />
aus dem Alltag und dem echten<br />
Leben. Jeder in meiner Familie oder<br />
der mit mir befreundet ist, muss mit<br />
der Gefahr leben, in einem meiner<br />
stücke zu landen.<br />
Reto Finger: Ja. das wird vom umfeld<br />
gefürchtet.<br />
Was wünscht ihr euch als Autoren vom<br />
Theater?<br />
Reto Finger: Je länger ich schreibe,<br />
desto wichtiger wird es, dass es eine<br />
Kontinuität im Austausch gibt. Auch<br />
um dinge abzubauen, die ich als<br />
nicht förderlich empfinde, wie Buhlen<br />
um vertrauen v oder Angst haben<br />
vor Premieren. In truppentzusam- menzuarbeiten, die eine gewisse Zeit<br />
dauern, finde ich immer wichtiger.<br />
Nuran David Calis: Ich mache theater<br />
aus dem Bewusstsein einer Gang,<br />
einer Bande heraus. wo w ich arbeite,<br />
entscheide ich über Persönlichkeiten:<br />
mit welchen menschen möchte<br />
ich theater machen und was für<br />
eine Geschichte verbindet uns. mit<br />
euch wäre ich überall hingegangen.<br />
die persönliche erfahrung mit einer<br />
theatermannschaft durch dick und<br />
dünn gegangen zu sein und am ende<br />
etwas auf die Beine gestellt zu haben,<br />
wo man nur für sich weiß, dass man<br />
da irgendwie schlauer raus geht, als<br />
man rein gegangen ist.<br />
Christoph Nußbaumeder: d ie Frage<br />
muss ich aufteilen. was w wünscht<br />
man sich während der Arbeit und<br />
was von dem ergebnis? Gibt es da<br />
eine wechselwirkungw mit dem Pub-<br />
likum? Hat es überhaupt eine wirkung?<br />
das andere ist, dass ich auch<br />
einen fruchtbaren Austausch will,<br />
also einen offenen und schonungslosen<br />
– im besten sinne des wortes<br />
– und nicht nur als erfüllungsgehilfe<br />
Reto Finger<br />
geboren 1972 in Bern, aufgewachsen<br />
im Emmental, ist ursprünglich Jurist.<br />
Heute arbeitet er am Bezirksgericht<br />
Zürich, schreibt Theaterstücke und inszeniert.<br />
Für „Kaltes Land“ erhielt er<br />
2005 den Kleist-Förderpreis für junge<br />
Dramatik.<br />
Als Hausautor am Nationalthea<br />
Nationalthea-<br />
ter Mannheim entwickelte er die Reihe<br />
„Fingers Freunde“, die er auch am<br />
<strong>Schauspielhaus</strong> Zürich fortführte. Am<br />
Schauspiel Essen wurde sein Stück „Einer<br />
wie ich würde mich vom Springen<br />
auch nicht abhalten“ (2007) uraufgeführt,<br />
am <strong>Schauspielhaus</strong> Zürich „Vorstellungen<br />
und Instinkte“ (2009).<br />
oder Autorenhaustier texte t abliefere.<br />
Dirk Laucke: Ich finde es spannend,<br />
ob ich in so einer stadt wie <strong>Bochum</strong><br />
einen Blick finden kann, der angemessen<br />
ist. Im moment denke ich,<br />
dass das ruhrgebiet dem osten gar<br />
nicht so fern ist. und ich möchte herausfinden,<br />
ob das stimmt.<br />
75<br />
DEr fall f DEs<br />
roBErt k.<br />
von Reto Finger<br />
uraufführung im mai <strong>2011</strong> in den Kammerspielen<br />
„Lasst mich ein paar worte w an euch richten, ich kam zu<br />
spät, ich komm immer zu spät, wie Max zu sagen pflegt,<br />
aber lasst mich trotzdem, jetzt wo wir alle gegessen und<br />
auch ein wenig getrunken haben, ein paar worte w nur, wie<br />
gesagt, aus gegebenem Anlass: Auf die Blutsverbundenen<br />
und ihre Zugewandten! Auf die, die mich ein zweidrittel<br />
Leben lang begleitet haben. Ich bin selten betrunken genug,<br />
euch dafür zu danken, dabei müsste ich das viel öfters<br />
tun, weil man nur bei Blutsverbundenen und Zugewandten<br />
sicher sein kann, dass es keine meuchelmörder sind,<br />
und je älter man wird, desto wichtiger ist es, dass man einen<br />
Bogen macht um meuchelmörder.“<br />
Robert in „Der Fall des Robert K.“<br />
der unternehmer robert Keller feiert gerne Feste und sich<br />
selbst. Jedes Jahr laden er und seine Gattin Jasmin seinen<br />
Bruder max und dessen Frau sandra für ein langes wow chenende ein. der dritte Bruder, michael, ist nie eingeladen.<br />
er will auch nicht kommen. dass michael in diesem<br />
Jahr entgegen allen erwartungen plötzlich doch auftaucht,<br />
damit hätte robert nicht gerechnet. Als auch noch vera v<br />
auftaucht und behauptet, sie würde dazugehören, obwohl<br />
sie niemand kennt, beginnt die Fassade von roberts welt w<br />
zu bröckeln.<br />
Regie: Anselm Weber