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Boropa SpIELZEITMaGaZIn 2010/2011 - Schauspielhaus Bochum

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lation und dann gärt das erstmal vor<br />

sich hin. Ich habe ein notizbüchlein<br />

bei mir, da schreibe ich immer mal<br />

was rein. Vieles fliegt einem ja zu.<br />

Dirk Laucke: die Frage ist ja, wie<br />

kommt die welt w auf die Bühne? Bei<br />

mir ist es so, dass ich entweder eigene<br />

erlebnisse übersteigert weiterdenke<br />

oder Begegnungen mit menschen,<br />

die ich hatte. Ich habe einen soldaten<br />

aus Afghanistan kennen gelernt<br />

und mich mit ihm unterhalten.<br />

dann recherchiere ich auch gezielt,<br />

wie bei dem Stasi-Offizier. Ich gehe<br />

zwar nicht in Bibliotheken, aber ich<br />

lese viel. nicht so theaterkram, sondern<br />

eher politisches Zeug.<br />

Nuran David Calis: Ich bin auch nicht<br />

der typ,t der in die Bibliothek recher-<br />

chieren geht. Ich beziehe meine Arbeit<br />

aus dem Alltag und dem echten<br />

Leben. Jeder in meiner Familie oder<br />

der mit mir befreundet ist, muss mit<br />

der Gefahr leben, in einem meiner<br />

stücke zu landen.<br />

Reto Finger: Ja. das wird vom umfeld<br />

gefürchtet.<br />

Was wünscht ihr euch als Autoren vom<br />

Theater?<br />

Reto Finger: Je länger ich schreibe,<br />

desto wichtiger wird es, dass es eine<br />

Kontinuität im Austausch gibt. Auch<br />

um dinge abzubauen, die ich als<br />

nicht förderlich empfinde, wie Buhlen<br />

um vertrauen v oder Angst haben<br />

vor Premieren. In truppentzusam- menzuarbeiten, die eine gewisse Zeit<br />

dauern, finde ich immer wichtiger.<br />

Nuran David Calis: Ich mache theater<br />

aus dem Bewusstsein einer Gang,<br />

einer Bande heraus. wo w ich arbeite,<br />

entscheide ich über Persönlichkeiten:<br />

mit welchen menschen möchte<br />

ich theater machen und was für<br />

eine Geschichte verbindet uns. mit<br />

euch wäre ich überall hingegangen.<br />

die persönliche erfahrung mit einer<br />

theatermannschaft durch dick und<br />

dünn gegangen zu sein und am ende<br />

etwas auf die Beine gestellt zu haben,<br />

wo man nur für sich weiß, dass man<br />

da irgendwie schlauer raus geht, als<br />

man rein gegangen ist.<br />

Christoph Nußbaumeder: d ie Frage<br />

muss ich aufteilen. was w wünscht<br />

man sich während der Arbeit und<br />

was von dem ergebnis? Gibt es da<br />

eine wechselwirkungw mit dem Pub-<br />

likum? Hat es überhaupt eine wirkung?<br />

das andere ist, dass ich auch<br />

einen fruchtbaren Austausch will,<br />

also einen offenen und schonungslosen<br />

– im besten sinne des wortes<br />

– und nicht nur als erfüllungsgehilfe<br />

Reto Finger<br />

geboren 1972 in Bern, aufgewachsen<br />

im Emmental, ist ursprünglich Jurist.<br />

Heute arbeitet er am Bezirksgericht<br />

Zürich, schreibt Theaterstücke und inszeniert.<br />

Für „Kaltes Land“ erhielt er<br />

2005 den Kleist-Förderpreis für junge<br />

Dramatik.<br />

Als Hausautor am Nationalthea<br />

Nationalthea-<br />

ter Mannheim entwickelte er die Reihe<br />

„Fingers Freunde“, die er auch am<br />

<strong>Schauspielhaus</strong> Zürich fortführte. Am<br />

Schauspiel Essen wurde sein Stück „Einer<br />

wie ich würde mich vom Springen<br />

auch nicht abhalten“ (2007) uraufgeführt,<br />

am <strong>Schauspielhaus</strong> Zürich „Vorstellungen<br />

und Instinkte“ (2009).<br />

oder Autorenhaustier texte t abliefere.<br />

Dirk Laucke: Ich finde es spannend,<br />

ob ich in so einer stadt wie <strong>Bochum</strong><br />

einen Blick finden kann, der angemessen<br />

ist. Im moment denke ich,<br />

dass das ruhrgebiet dem osten gar<br />

nicht so fern ist. und ich möchte herausfinden,<br />

ob das stimmt.<br />

75<br />

DEr fall f DEs<br />

roBErt k.<br />

von Reto Finger<br />

uraufführung im mai <strong>2011</strong> in den Kammerspielen<br />

„Lasst mich ein paar worte w an euch richten, ich kam zu<br />

spät, ich komm immer zu spät, wie Max zu sagen pflegt,<br />

aber lasst mich trotzdem, jetzt wo wir alle gegessen und<br />

auch ein wenig getrunken haben, ein paar worte w nur, wie<br />

gesagt, aus gegebenem Anlass: Auf die Blutsverbundenen<br />

und ihre Zugewandten! Auf die, die mich ein zweidrittel<br />

Leben lang begleitet haben. Ich bin selten betrunken genug,<br />

euch dafür zu danken, dabei müsste ich das viel öfters<br />

tun, weil man nur bei Blutsverbundenen und Zugewandten<br />

sicher sein kann, dass es keine meuchelmörder sind,<br />

und je älter man wird, desto wichtiger ist es, dass man einen<br />

Bogen macht um meuchelmörder.“<br />

Robert in „Der Fall des Robert K.“<br />

der unternehmer robert Keller feiert gerne Feste und sich<br />

selbst. Jedes Jahr laden er und seine Gattin Jasmin seinen<br />

Bruder max und dessen Frau sandra für ein langes wow chenende ein. der dritte Bruder, michael, ist nie eingeladen.<br />

er will auch nicht kommen. dass michael in diesem<br />

Jahr entgegen allen erwartungen plötzlich doch auftaucht,<br />

damit hätte robert nicht gerechnet. Als auch noch vera v<br />

auftaucht und behauptet, sie würde dazugehören, obwohl<br />

sie niemand kennt, beginnt die Fassade von roberts welt w<br />

zu bröckeln.<br />

Regie: Anselm Weber

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