Amt und Ordination in der reformierten Kirche - reformiert-info.de
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Rezensionen<br />
Christ<strong>in</strong>a aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Au, Achtsam wahrnehmen. E<strong>in</strong>e theologische Umweltethik,<br />
Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 2003<br />
Die Zeit zahlreicher Veröffentlichungen zur Umweltethik ist seit <strong>de</strong>n 90er Jahren passé.<br />
Die Begeisterung für die Natur e<strong>in</strong>erseits <strong>und</strong> das Betroffense<strong>in</strong> angesichts drohen<strong><strong>de</strong>r</strong> ökologischer<br />
Katastrophen an<strong><strong>de</strong>r</strong>erseits, Ökofem<strong>in</strong>ismus <strong>und</strong> Ganzheitlichkeit <strong>und</strong> die E<strong>in</strong>tragung<br />
theologischer Begriffe <strong>in</strong> die Natur (z.B. „Auch Tiere haben e<strong>in</strong>e Seele”, „Der Mensch<br />
ist für die Umwelt aufgr<strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Gottebenbildlichkeit verantwortlich”) hatten ihre Zeit<br />
gehabt. Was veranlasst Christ<strong>in</strong>a aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Au im Jahr 2003, e<strong>in</strong> Buch zu veröffentlichen, <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>m sie erneut die Thematik aufgreift, ohne <strong>in</strong> die Moral <strong>und</strong> I<strong>de</strong>ologien früherer Entwürfe<br />
zum Thema abzugleiten? Es ist genau dies: E<strong>in</strong>en Entwurf zur Umweltethik vorzulegen,<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> nicht vom Gedanken getragen ist, wie die Menscheit überleben kann, die auch nicht<br />
beansprucht, Regeln <strong>und</strong> Begründungen für e<strong>in</strong>e sittliche Orientierung aufzustellen, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> e<strong>in</strong>e spezifische Form anbietet, sich selbst, die an<strong><strong>de</strong>r</strong>en Menschen <strong>und</strong> die nichtmenschliche<br />
Umwelt wahrzunehmen. Um es vorweg zu nehmen: Die Autor<strong>in</strong> wird diesem<br />
Anspruch gerecht <strong>und</strong> schließt mit ihrem Buch tatsächlich e<strong>in</strong>e Lücke <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> bisherigen<br />
Literatur zum Thema. Dafür reflektiert die Verfasser<strong>in</strong> zunächst die Debatte zwischen <strong>de</strong>n<br />
sog. „Individualisten” (Kap. 1) <strong>und</strong> „Holisten” (Kap. 2) <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Umweltethik:<br />
Das Problem <strong><strong>de</strong>r</strong> „Individualisten” ist, dass sie für das Individuum <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur Werte<br />
<strong>und</strong> Handlungsanweisungen postulieren, die gera<strong>de</strong> nicht von <strong><strong>de</strong>r</strong> Umwelt ausgehen <strong>und</strong><br />
die somit die Interaktion zwischen Organismen, ihr Wer<strong>de</strong>n <strong>und</strong> ihr Wechselspiel mit<br />
an<strong><strong>de</strong>r</strong>en biologischen Systemen außer Acht lassen.<br />
Umgekehrt liegt die Gefahr <strong><strong>de</strong>r</strong> „Holisten” genau dar<strong>in</strong>, dass sie das Individuum<br />
zugunsten e<strong>in</strong>es Biosystems ausblen<strong>de</strong>n <strong>und</strong> <strong>de</strong>n E<strong>in</strong>zelnen <strong>de</strong>m Ganzen opfern. Den<br />
„Holisten” kann man zurecht e<strong>in</strong>e gefährliche Nähe zum Totalitarismus vorwerfen. Sie<br />
haben neben diesem philosophischen Problem auch die theologische Frage zu klären, wie<br />
man systemische Ganzheiten als von Gott geschaffen lieben kann. Paradoxerweise vermögen<br />
es gera<strong>de</strong> die „Holisten”, die doch die Erkenntnisse <strong><strong>de</strong>r</strong> Naturwissenschaft mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Theologie <strong>in</strong> E<strong>in</strong>klang br<strong>in</strong>gen wollen, nicht, die Theodizeefrage von „Fressen <strong>und</strong> Gefressen<br />
wer<strong>de</strong>n” <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> ganzheitlichen Wahrnehmung <strong><strong>de</strong>r</strong> Natur zu lösen. Schließlich richtet<br />
sich an die „Holisten” die Kritik, dass es das Ökosystem nicht gibt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n dieses jeweils<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> Def<strong>in</strong>ition <strong>de</strong>s Menschen abhängt <strong>und</strong> selbst permanenten Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen unterworfen<br />
ist. Wenn für Biotope, Landschaften <strong>und</strong> Flüsse dasselbe Recht gilt wie für e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>zelnen<br />
Menschen, dann geschieht hier argumentativ nichts weiter als e<strong>in</strong>e Ausweitung <strong>de</strong>s<br />
Individualismus auf e<strong>in</strong> Ökosystem.<br />
Aus <strong><strong>de</strong>r</strong> Au sucht nun nach e<strong>in</strong>em dritten Weg zwischen Individualismus <strong>und</strong> Holismus:<br />
e<strong>in</strong>e Sichtweise <strong>de</strong>s Individuums, das sowohl se<strong>in</strong>e eigene I<strong>de</strong>ntität hat als auch<br />
zutiefst mit se<strong>in</strong>er Umwelt verb<strong>und</strong>en ist; e<strong>in</strong>e Wahrnehmung <strong>de</strong>s Ganzen, <strong>in</strong><strong>de</strong>m sowohl<br />
ökologische Abhängigkeiten ernst genommen wer<strong>de</strong>n als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> An<strong><strong>de</strong>r</strong>sheit <strong>de</strong>s An<strong><strong>de</strong>r</strong>en