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Amt und Ordination in der reformierten Kirche - reformiert-info.de

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8 <strong>reformiert</strong>e akzente 8<br />

Die Kanzel- <strong>und</strong><br />

Abendmahlsgeme<strong>in</strong>schaft,<br />

über Jahrh<strong>und</strong>erte<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kirche</strong><br />

nicht gegeben <strong>und</strong><br />

nicht praktiziert,<br />

ist seit Leuenberg<br />

e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit<br />

gewor<strong>de</strong>n.<br />

gelegentlich gibt es befremdliche Gereiztheit auch heute, <strong>in</strong>sgesamt<br />

aber bereichern die verschie<strong>de</strong>nen Farben <strong><strong>de</strong>r</strong> reformatorischen Prägung<br />

die e<strong>in</strong>e <strong>Kirche</strong>. Die Kanzel- <strong>und</strong> Abendmahlsgeme<strong>in</strong>schaft, über<br />

Jahrh<strong>und</strong>erte <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kirche</strong> nicht gegeben <strong>und</strong> nicht praktiziert, ist seit<br />

Leuenberg e<strong>in</strong>e Selbstverständlichkeit gewor<strong>de</strong>n. Lutherische Pastor<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Pastoren wer<strong>de</strong>n <strong>in</strong> <strong>reformiert</strong>e Pfarrstellen gewählt <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d<br />

nun gehalten, <strong>de</strong>n Bekenntnisstand <strong><strong>de</strong>r</strong> Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> zu wahren.<br />

II. Geschichte <strong>und</strong> Geschichten<br />

Es war im Jahr 1605, also vor 400 Jahren. Damals regiert Graf Simon<br />

VI, e<strong>in</strong>er <strong><strong>de</strong>r</strong> großen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Reihe <strong><strong>de</strong>r</strong> Lan<strong>de</strong>sherren, <strong><strong>de</strong>r</strong> Grafen <strong>und</strong><br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Fürst<strong>in</strong>nen. 1554 war er <strong>in</strong> Detmold geboren. E<strong>in</strong> Renaissanceherrscher<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Land, <strong><strong>de</strong>r</strong> Üppigkeit <strong>und</strong> manchen Luxus<br />

durchaus zu schätzen weiß. Am kaiserlichen Hof achtet man ihn hoch.<br />

Weltläufig, <strong>in</strong> weitem Horizont wird er erzogen. Als Jüngl<strong>in</strong>g bereist er<br />

die Nie<strong><strong>de</strong>r</strong>lan<strong>de</strong>, studiert <strong>in</strong> Straßburg. Se<strong>in</strong>e heimischen Lehrer s<strong>in</strong>d<br />

Schüler Melanchthons. Mit 18 Jahren kommt er an <strong>de</strong>n landgräflichen<br />

Hof <strong>in</strong> Kassel. Dort regiert seit 5 Jahren Wilhelm IV, <strong>de</strong>n man <strong>de</strong>n<br />

Weisen nennt. „Mit Recht führt Wilhelm <strong>de</strong>n Be<strong>in</strong>amen <strong><strong>de</strong>r</strong> Weise. Weise,<br />

maßvoll <strong>und</strong> umsichtig benahm er sich vor allem <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Leitung <strong><strong>de</strong>r</strong> auswärtigen<br />

<strong>und</strong> kirchlichen Angelegenheiten. E<strong>in</strong> treuer Anhänger <strong><strong>de</strong>r</strong> lutherischen<br />

Lehre war er, gleichwohl ke<strong>in</strong> bl<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong> Eiferer, vielmehr tolerant<br />

auch gegen die vielgeschmähten Calv<strong>in</strong>isten.“ 1 Der Lan<strong>de</strong>sherr <strong>in</strong> Kassel<br />

ist e<strong>in</strong> Mann <strong>de</strong>s Ausgleichs, <strong><strong>de</strong>r</strong> das Geme<strong>in</strong>same <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> theologischen<br />

Gr<strong>und</strong>orientierung bei Luther <strong>und</strong> Zw<strong>in</strong>gli, Melanchthon <strong>und</strong> Calv<strong>in</strong><br />

betont. Simon VI heiratet. Die Ehe vertieft se<strong>in</strong>e Beziehungen nach<br />

Ostfriesland; Em<strong>de</strong>n wird e<strong>in</strong>e wichtige Adresse. Er verfolgt die kirchlichen<br />

Reformen <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Grafschaft Bentheim. Am 30. August 1597<br />

verfasst er e<strong>in</strong> Testament. „Bekennen wir uns zufur<strong><strong>de</strong>r</strong>st zu <strong><strong>de</strong>r</strong> wahren<br />

Catholischen, Christlichen religion <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>er gottlicher Lehr, daß dieselbe<br />

<strong>in</strong> <strong>de</strong>n Prophetischen <strong>und</strong> Apostolischen schriften verfasset, auch <strong>in</strong><br />

<strong>de</strong>n vier oeconomicis <strong>und</strong> Generalhauptconciliis, Symbolo Apostolico<br />

Nicaeno Athanasii <strong><strong>de</strong>r</strong> Christlichen <strong>Kirche</strong>n bezeuget dabey wir auch<br />

durch göttlicher gna<strong>de</strong> Beistandt biß zu unserem letzten seuffzen <strong>und</strong><br />

abschei<strong>de</strong> von dieser welt zu bleiben <strong>und</strong> zu verharren geme<strong>in</strong>et.“ Noch<br />

heute äußert sich die Präambel <strong><strong>de</strong>r</strong> Verfassung <strong><strong>de</strong>r</strong> Lippischen Lan<strong>de</strong>skirche<br />

<strong>in</strong> verwandter Weise.<br />

1 AUGUST FALKMANN, Beiträge zur Geschichte <strong>de</strong>s Fürstentums Lippe aus archivalischen Quellen,<br />

Bd. 3: Graf Simon VI. zur Lippe <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e Zeit (Erste Perio<strong>de</strong> von 1554-1579), Detmold 1869, 57.

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