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Amt und Ordination in der reformierten Kirche - reformiert-info.de

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D. Sänger, Priesterliches <strong>Amt</strong>, apostolische Sukzession, <strong>Ord<strong>in</strong>ation</strong> 23<br />

niemand sei bevollmächtigt, öffentlich zu predigen <strong>und</strong> die Sakramente<br />

zu spen<strong>de</strong>n, er sei <strong>de</strong>nn „nach Art <strong><strong>de</strong>r</strong> Canonum geord<strong>in</strong>iert o<strong><strong>de</strong>r</strong> geweihet“<br />

(Apol. XIV 1). Wie später Calv<strong>in</strong> (Institutio IV, 19,28) ist er<br />

sogar bereit, die Be<strong>de</strong>nken gegen die Bezeichnung „Sakrament“ für das<br />

kirchliche <strong>Amt</strong> fallen zu lassen, sofern es im strengen S<strong>in</strong>ne <strong>de</strong>s Wortes<br />

als „e<strong>in</strong> Sakrament von <strong>de</strong>m Predigtamt <strong>und</strong> Evangelio“ verstan<strong>de</strong>n<br />

wird (Apol. XIII 1). Nicht das berechtigte Anliegen <strong>de</strong>s apostolischen<br />

Sukzessionsgedankens wird von <strong>de</strong>n Reformatoren also bestritten. Ihre<br />

Kritik richtet sich gegen e<strong>in</strong>e sakramentale Überfrachtung, die se<strong>in</strong>er<br />

ursprünglichen Intention, die Verkündigung an das apostolische Zeugnis<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> Schrift zurückzub<strong>in</strong><strong>de</strong>n, zuwi<strong><strong>de</strong>r</strong>läuft. Wenn zu Recht daran er<strong>in</strong>nert<br />

wird, dass „die apostolische Sukzession ... evanglischerseits gegeben<br />

[ist] durch das apostolische Festhalten an Wort <strong>und</strong> Sakrament“ 18 ,<br />

liegt <strong><strong>de</strong>r</strong> Ton auf ‚apostolisch‘, nicht auf ‚Sukzession‘. Doch schließt <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

H<strong>in</strong>weis auf die Notwendigkeit, aber auch Suffizienz <strong>de</strong>s rite vocatus<br />

(CA XXIV, vgl. Institutio IV, 3,10) als Kennzeichen apostolischer Legitimität<br />

we<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>de</strong>n Gedanken an e<strong>in</strong>en hierarchisch strukturierten sakramentalen<br />

Ordo noch <strong>de</strong>n an e<strong>in</strong> Lehramt e<strong>in</strong>, das letztgültig über<br />

die Wahrheitsfrage zu entschei<strong>de</strong>n vermag 19 .<br />

Resümee <strong>und</strong> Fragestellung<br />

Die Frage, um die es beim <strong>Amt</strong>sproblem letztlich geht, lautet daher: Ist<br />

es überhaupt statthaft, das durch e<strong>in</strong>en kultisch-sakralen Weiheakt konstituierte<br />

priesterliche <strong>Amt</strong> se<strong>in</strong>em Wesen nach zu unterschei<strong>de</strong>n von<br />

<strong>de</strong>m „<strong>Amt</strong>“, <strong>in</strong> das die christliche Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> <strong>in</strong>sgesamt als die „heilige“<br />

<strong>und</strong> „königliche Priesterschaft“ Gottes berufen ist, wie es 1Petr 2,5.9 <strong>in</strong><br />

Anlehnung an alttestamentliche Kultterm<strong>in</strong>ologie heißt? Katholischerseits<br />

steht die als f<strong>und</strong>amental begriffene Differenz zwischen <strong>Amt</strong>spriestertum<br />

bzw. hierarchischem Priestertum (sacerdotium m<strong>in</strong>isteriale seu<br />

hierarchicum) <strong>und</strong> <strong>de</strong>m allgeme<strong>in</strong>en, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Taufe wurzeln<strong>de</strong>n Priestertum<br />

aller Glauben<strong>de</strong>n (sacerdotium commune fi<strong>de</strong>lium) nicht zur Disposition:<br />

„Sie unterschei<strong>de</strong>n sich <strong>de</strong>m Wesen <strong>und</strong> nicht bloß <strong>de</strong>m Gra<strong>de</strong><br />

nach“ (essentia et non gradu tantum differant [LG 10]). Diese oft als zu<br />

unpräzise empf<strong>und</strong>ene Formulierung ist <strong>in</strong>sofern e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig, als sie unmissverständlich<br />

erklärt, dass das beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e priesterliche <strong>Amt</strong> im Gegensatz<br />

zum allgeme<strong>in</strong>en Priestertum „e<strong>in</strong>e ontologische Gr<strong>und</strong>lage haben<br />

[muss], um das Heil <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen ‚<strong>in</strong> persona Christi capitis ec-<br />

Kritik gegen e<strong>in</strong>e<br />

sakramentale<br />

Überfrachtung.<br />

18 WALTER DIETZ, Die kirchlichen Stellungnahmen aus evangelischer Sicht. Synopse <strong><strong>de</strong>r</strong> Haupte<strong>in</strong>wän<strong>de</strong>,<br />

<strong>in</strong>: Wolfhart Pannenberg/Theodor Schnei<strong><strong>de</strong>r</strong> (Hg.), Lehrverurteilungen – kirchentrennend?<br />

Bd. 4: Antworten auf kirchliche Stellungnahmen (DiKi 8), Gött<strong>in</strong>gen/Freiburg 1994, 121-134: 131.<br />

19 Die auf <strong>de</strong>m 1. Vatikanischen Konzil <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Dogmatischen Konstitution Pastor aeternus kanonisierte<br />

Unfehlbarkeit <strong>de</strong>s Lehramtes (DH 3074f.) wird <strong>in</strong> LG 25 (vgl. LG 10.27) abermals bestätigt.

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