Amt und Ordination in der reformierten Kirche - reformiert-info.de
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D. Sänger, Priesterliches <strong>Amt</strong>, apostolische Sukzession, <strong>Ord<strong>in</strong>ation</strong> 43<br />
re <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Taufe verliehene priesterliche Wür<strong>de</strong> im Leben bewährt haben,<br />
dürfen sie sich Gott nahen, um ihm zu dienen (7,15; 22,3). In<strong>de</strong>m<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Johannesapokalyptiker <strong>de</strong>n Priesterbegriff von allen irdisch<br />
geprägten kultischen Vorstellungen distanziert, bestimmt er die priesterliche<br />
Existenz <strong><strong>de</strong>r</strong> Glauben<strong>de</strong>n als Inhalt <strong>und</strong> Ziel eschatologischer<br />
Verheißung (14,1-5; 22,3-5).<br />
Welche Folgerungen ergeben sich aus alle<strong>de</strong>m für das seit Jahren<br />
geführte <strong>und</strong> mit hohen Erwartungen verb<strong>und</strong>ene evangelisch-katholische<br />
Gespräch über das <strong>Amt</strong>? Zunächst <strong>und</strong> vor allem dies, dass es sicher<br />
nachvollziehbar, aber eben nicht ausreichend ist, bei e<strong>in</strong>er Neubewertung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> vom Ballast zeitgenössischer Fehl<strong>de</strong>utungen <strong>und</strong> überholter<br />
Frontstellungen befreiten Positionen <strong>de</strong>s 16. Jahrh<strong>und</strong>erts stehen zu<br />
bleiben. Dass die Erfolgsaussichten <strong><strong>de</strong>r</strong> auf dieser Basis sich bewegen<strong>de</strong>n<br />
Konsensbemühungen überaus begrenzt s<strong>in</strong>d, wird selbst von e<strong>in</strong>em<br />
engagierten Ökumeniker wie <strong>de</strong>m katholischen Dogmatiker Johannes<br />
Brosse<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>in</strong> ernüchtern<strong><strong>de</strong>r</strong> Offenheit e<strong>in</strong>geräumt 82 . Um aus<br />
<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>getretenen Pfa<strong>de</strong>n herauszukommen <strong>und</strong> neue Impulse für <strong>de</strong>n<br />
bilateralen Verständigungsprozess freizusetzen, müssen viel entschie<strong>de</strong>ner,<br />
als es bisher <strong><strong>de</strong>r</strong> Fall ist, Struktur <strong>und</strong> Bezugsfeld <strong><strong>de</strong>r</strong> neutestamentlichen<br />
Aussagen über das <strong>Amt</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Diskussion berücksichtigt,<br />
als kritischer Maßstab ernst genommen <strong>und</strong> auch hermeneutisch zur<br />
Geltung gebracht wer<strong>de</strong>n 83 . Nicht zuletzt <strong>de</strong>shalb, weil nach <strong>de</strong>m Bekenntnis<br />
bei<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kirche</strong>n alle<strong>in</strong> das <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Schrift bezeugte Evangelium<br />
von Jesus Christus „Quelle jeglicher Heilswahrheit“ ist 84 . Ob diese<br />
Hoffnung sich erfüllt, bleibt abzuwarten, zumal sich dann das ebenfalls<br />
kontrovers beurteilte, mit <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Amt</strong>sfrage aufs engste verknüpfte Pro-<br />
Welche<br />
Folgerungen<br />
ergeben sich<br />
für das<br />
evangelischkatholische<br />
Gespräch über<br />
das <strong>Amt</strong>?<br />
82 JOHANNES BROSSEDER, Steht uns unsere Geschichte im Wege? Das Projekt „Lehrverurteilungen<br />
– kirchentrennend?“ Anliegen – Rezeption – Chancen, <strong>in</strong>: DERS. (Hg.), Von <strong><strong>de</strong>r</strong> Verwerfung zur<br />
Versöhnung. Zur aktuellen Diskussion um die Lehrverurteilungen <strong>de</strong>s 16. Jahrh<strong>und</strong>erts, Neukirchen-Vluyn/Hamburg<br />
1996, 9-29: 19ff. Vgl. auch MICHAEL BEINTKER, Das Problem e<strong>in</strong>er Revidierbarkeit<br />
kirchlicher Lehraussagen <strong>in</strong> ökumenischen Dialogen, <strong>in</strong>: Wilfried Härle/Re<strong>in</strong>er Preul (Hg.),<br />
Ökumene (MJTh 12), Marburg 2000, 13-31.<br />
83 Vgl. hierzu JÜRGEN ROLOFF, Die ökumenische Diskussion um das <strong>Amt</strong> im Licht <strong>de</strong>s Neuen<br />
Testaments, <strong>in</strong>: DERS., Exegetische Verantwortung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kirche</strong>. Aufsätze, hg. von Mart<strong>in</strong> Karrer,<br />
Gött<strong>in</strong>gen 1990, 337-362, bes. 342ff. Wie weit historische Erkenntnis <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> hermeneutische Vollzug<br />
dieser Erkenntnis ause<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong>driften können, illustriert exemplarisch KLAUS SCHATZ, Der päpstliche<br />
Primat, a.a.O., 14f. Offensichtlich fällt es immer noch schwer – <strong>und</strong> das gilt ke<strong>in</strong>eswegs nur für<br />
<strong>de</strong>n katholischen Bereich –, exegetisch gewonnene <strong>und</strong> auf <strong><strong>de</strong>r</strong> historischen Ebene diskutierte E<strong>in</strong>sichten<br />
mit For<strong><strong>de</strong>r</strong>ungen zu verb<strong>in</strong><strong>de</strong>n, die im Ergebnis zu e<strong>in</strong>er theologisch f<strong>und</strong>ierten <strong>und</strong> verantworteten<br />
Än<strong><strong>de</strong>r</strong>ung bisheriger kirchlicher Praxis führen.<br />
84 HEINRICH FRIES, <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Kanon. Perspektiven katholischer Theologie, <strong>in</strong>: Wolfhart Pannenberg/Theodor<br />
Schnei<strong><strong>de</strong>r</strong> (Hg.), Verb<strong>in</strong>dliches Zeugnis, Bd 1.: Kanon – Schrift – Tradition (DiKi 7),<br />
Freiburg/Gött<strong>in</strong>gen 1992, 289-314: 290.