Amt und Ordination in der reformierten Kirche - reformiert-info.de
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M. Freu<strong>de</strong>nberg, Vom dreifachen <strong>Amt</strong> Christi zu <strong>de</strong>n Diensten <strong><strong>de</strong>r</strong> christlichen Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> 49<br />
versteht er als Erfüllung e<strong>in</strong>er Verheißung <strong>und</strong> stellt damit e<strong>in</strong>en engen<br />
Bezug zum Alten Testament her. In<strong>de</strong>m er Person <strong>und</strong> Werk Jesu Christi<br />
unmittelbar an die Geschichte Israels b<strong>in</strong><strong>de</strong>t, legt er <strong>de</strong>n Gr<strong>und</strong>ste<strong>in</strong><br />
für e<strong>in</strong>e auf Israel ausdrücklich Bezug nehmen<strong>de</strong> Christologie. Das gilt<br />
für die Re<strong>de</strong> vom Gesalbten ebenso wie für <strong>de</strong>ssen Ämter. Innerhalb<br />
dieses gesamtbiblischen Rahmens vollzieht sich das Christusgeschehen<br />
dreifach: <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Offenbarung <strong>de</strong>s Evangeliums, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Versöhnung <strong>de</strong>s<br />
Sün<strong><strong>de</strong>r</strong>s mit Gott <strong>und</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Herrschaft Christi. Dabei kennt Calv<strong>in</strong><br />
bei<strong>de</strong>s: Christi Ämter als Gr<strong>und</strong>legung <strong>und</strong> <strong>de</strong>ssen kommunikative Dimension,<br />
die Teilhabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Christen an diesen Ämtern. Christus sei <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em prophetischen <strong>Amt</strong> das heilsame <strong>und</strong> heilen<strong>de</strong> Wort, Offenbarer<br />
<strong>und</strong> Offenbarung <strong>de</strong>s gnädigen Gotteswillens. Daran schließt Calv<strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>n Gedanken <strong>de</strong>s pro nobis an, <strong>de</strong>m gemäß Christus „diese Salbung<br />
nicht für sich alle<strong>in</strong>“ empf<strong>in</strong>g, „son<strong><strong>de</strong>r</strong>n für se<strong>in</strong>en ganzen Leib,<br />
damit <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> immerwähren<strong>de</strong>n Verkündigung <strong>de</strong>s Evangeliums die<br />
Kraft <strong>de</strong>s Geistes sich entsprechend auswirke“ (Institutio II,15,2). Er<br />
erklärt, was Christi Mittleramt gegenwärtig be<strong>de</strong>utet, nämlich das<br />
Empfangen <strong>und</strong> die Weitergabe <strong><strong>de</strong>r</strong> Botschaft von Christus als <strong>de</strong>m<br />
Gekreuzigten, wor<strong>in</strong> alle Lehre beschlossen sei. Calv<strong>in</strong>s Leistung für<br />
die Ausformulierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Dreiämterlehre wird <strong>de</strong>utlich: Er belässt es<br />
nicht bei <strong><strong>de</strong>r</strong> formalen Deutung <strong>de</strong>s Christusnamens, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n will diese<br />
dogmatische Denkfigur für das Leben <strong>de</strong>s e<strong>in</strong>zelnen Christen <strong>und</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> christlichen Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> fruchtbar machen. In Institutio II,15,1 fasst<br />
er se<strong>in</strong>e Überlegungen zum dreifachen <strong>Amt</strong> unter die Überschrift:<br />
„Wollen wir wissen, wozu Christus vom Vater gesandt ward <strong>und</strong> was er<br />
uns gebracht hat, so müssen wir vornehmlich se<strong>in</strong> dreifaches <strong>Amt</strong> [...]<br />
betrachten.“<br />
Wor<strong>in</strong> aber bestehen die drei Ämter Christi <strong>und</strong> <strong>in</strong> Entsprechung zu<br />
ihnen die Ämter <strong><strong>de</strong>r</strong> Christen? Dies soll am Genfer Katechismus <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
late<strong>in</strong>ischen Fassung von 1545 aufgezeigt wer<strong>de</strong>n. 16 E<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legen<strong>de</strong><br />
Entscheidung trifft Calv<strong>in</strong> durch die Überlegung, dass Christus die<br />
Ämter <strong><strong>de</strong>r</strong> alttestamentlichen Gesalbten als Gabe <strong>de</strong>s Heiligen Geistes<br />
empfangen habe (Frage 36). Auf diese Weise gel<strong>in</strong>gt es ihm, die Person<br />
<strong>de</strong>s Heiligen Geistes <strong>in</strong> die Christologie <strong>und</strong> damit <strong>in</strong> die Dreiämterlehre<br />
e<strong>in</strong>zuzeichnen. Christus ist <strong><strong>de</strong>r</strong> durch die Wirkung <strong>de</strong>s Heiligen Geistes<br />
ausgestattete Träger von Funktionen, mit <strong>de</strong>nen er se<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong><strong>de</strong><br />
gegenübertritt. Sogleich wird diese Begabung Christi mit <strong>de</strong>m Gedanken<br />
<strong>de</strong>s Nutzens für die Christen verb<strong>und</strong>en: Dieser besteht <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
guten Gabe, an se<strong>in</strong>en Ämtern teilzuhaben, um aus ihrer Fülle <strong>in</strong> <strong>de</strong>m<br />
Calv<strong>in</strong> will<br />
diese dogmatische<br />
Denkfigur für das<br />
Leben <strong>de</strong>s e<strong>in</strong>zelnen<br />
Christen <strong>und</strong><br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> christlichen<br />
Geme<strong>in</strong><strong>de</strong><br />
fruchtbar machen.<br />
16 JOHANNES CALVIN, Genfer Katechismus (1545), <strong>in</strong>: EBERHARD BUSCH u.a. (Hgg.), Calv<strong>in</strong>-Studienausgabe,<br />
Bd. 2, Neukirchen-Vluyn 1997, 24-29 (Fragen 34-45).