Amt und Ordination in der reformierten Kirche - reformiert-info.de
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A. Rauhaus, <strong>Amt</strong> <strong>und</strong> <strong>Ord<strong>in</strong>ation</strong> <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>reformiert</strong>en</strong> <strong>Kirche</strong> 71<br />
Reformationszeit<br />
Mart<strong>in</strong> Luther <strong>und</strong> ihm folgend alle Evangelischen bestritten die Gültigkeit<br />
<strong>de</strong>s Weihesakraments nach römisch-katholischem Verständnis<br />
<strong>und</strong> damit <strong>de</strong>s mittelalterlichen ordo: dass e<strong>in</strong> Mensch durch Empfang<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> „Weihen“ <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Wesen (ontologisch) so verän<strong><strong>de</strong>r</strong>t wer<strong>de</strong>, dass<br />
er <strong>in</strong> geistlicher H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>e an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Stufe erreicht als „nur getaufte“<br />
Mitchristen. Die evangelischen <strong>Kirche</strong>n lehren übere<strong>in</strong>stimmend die<br />
geistliche Gleichheit aller getauften Christen, die durch die Beauftragung<br />
e<strong>in</strong>zelner mit e<strong>in</strong>em kirchlichen <strong>Amt</strong> nicht aufgehoben wird.<br />
Daraus folgt auch die Ablehnung e<strong>in</strong>er hierarchischen Ordnung <strong>in</strong>nerhalb<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> kirchlichen Ämter, also e<strong>in</strong>er ontologisch verstan<strong>de</strong>nen Stufung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ämter bzw. <strong>Amt</strong>sträger, etwa <strong><strong>de</strong>r</strong> Unterscheidung von nie<strong><strong>de</strong>r</strong>en<br />
<strong>und</strong> höheren Weihen o<strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Behauptung e<strong>in</strong>es geistlichen (ontologischen)<br />
Unterschieds zwischen Pfarramt <strong>und</strong> Bischofsamt.<br />
Dass die christliche Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> nicht ohne Ämter se<strong>in</strong> könne, war<br />
auch <strong>de</strong>n <strong><strong>reformiert</strong>en</strong> <strong>Kirche</strong>n immer fraglos gewiss. Das notwendige<br />
Vorhan<strong>de</strong>nse<strong>in</strong> kirchlicher Ämter grün<strong>de</strong>t für sie <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Auftrag, <strong>de</strong>n<br />
die christliche Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> von ihrem Herrn erhalten hat: das Evangelium<br />
allen Menschen zu verkündigen. Es grün<strong>de</strong>t ebenso dar<strong>in</strong>, dass die<br />
christliche Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> nach <strong>de</strong>m Willen Christi sowohl <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gestalt<br />
ihres Zusammenlebens, ihrer Ordnung, wie <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebensgestaltung <strong>de</strong>s<br />
e<strong>in</strong>zelnen Christen ihre Zugehörigkeit zu Jesus Christus darstellen soll,<br />
„weil Christus, nach<strong>de</strong>m er uns mit se<strong>in</strong>em Blut erkauft hat, uns auch<br />
durch se<strong>in</strong>en Heiligen Geist erneuert zu se<strong>in</strong>em Ebenbild, damit wir<br />
mit unserem ganzen Leben uns dankbar gegen Gott für se<strong>in</strong>e Wohltat<br />
erweisen <strong>und</strong> er durch uns gepriesen wird.“ (Hei<strong>de</strong>lberger Katechismus<br />
Frage 86). Die Zahl <strong><strong>de</strong>r</strong> kirchlichen Ämter h<strong>in</strong>gegen wie auch ihre konkrete<br />
Aufgabenstellung variiert <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong><strong>reformiert</strong>en</strong> Tradition.<br />
Zw<strong>in</strong>gli <strong>und</strong> Bull<strong>in</strong>ger<br />
Die von Zürich ausgehen<strong>de</strong> <strong>und</strong> durch Huldrych Zw<strong>in</strong>gli <strong>und</strong> se<strong>in</strong>em<br />
Nachfolger He<strong>in</strong>rich Bull<strong>in</strong>ger geprägte Traditionsl<strong>in</strong>ie kennt als kirchliches<br />
<strong>Amt</strong> im engeren S<strong>in</strong>n alle<strong>in</strong> das <strong>Amt</strong> <strong>de</strong>s „Propheten“, d.h. <strong>de</strong>s<br />
Predigers bzw. Pfarrers. Se<strong>in</strong> Aufgabenbereich ist die Verkündigung <strong>de</strong>s<br />
Evangeliums wie auch die sittliche Unterweisung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>, ebenso<br />
aber auch die Geltendmachung <strong>de</strong>s göttlichen Willens gegenüber<br />
<strong>de</strong>n Inhabern <strong><strong>de</strong>r</strong> staatlichen Gewalt („Wächteramt“). Die Aufsicht<br />
über die Lebensgestaltung <strong><strong>de</strong>r</strong> Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>glie<strong><strong>de</strong>r</strong> wie auch die Betätigung<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> christlichen Geme<strong>in</strong>schaft <strong>in</strong> Gestalt <strong><strong>de</strong>r</strong> Hilfe für die Schwachen<br />
(Diakonie) ist Aufgabe <strong><strong>de</strong>r</strong> „christlichen Obrigkeit“, nicht aber<br />
kirchlicher Organe im engeren S<strong>in</strong>n. Diese Konzeption geht von <strong>de</strong>m<br />
Zusammenwirken kirchlicher <strong>und</strong> staatlicher Instanzen <strong>in</strong>nerhalb <strong>de</strong>s<br />
Die evangelischen<br />
<strong>Kirche</strong>n lehren<br />
übere<strong>in</strong>stimmend<br />
die geistliche<br />
Gleichheit aller<br />
getauften<br />
Christen.