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Amt und Ordination in der reformierten Kirche - reformiert-info.de

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24 <strong>reformiert</strong>e akzente 8<br />

Es geht um die<br />

Frage, ob bereits<br />

das Neue Testament<br />

geme<strong>in</strong>dliche<br />

<strong>Amt</strong>s- <strong>und</strong> Leitungsfunktionen<br />

kennt.<br />

clesiae‘ verwirklichen zu können 20 “. Von daher fällt es schwer, <strong>de</strong>m<br />

E<strong>in</strong>druck zu wehren, das Konzil habe die bislang dom<strong>in</strong>ieren<strong>de</strong> Zweistän<strong>de</strong>struktur<br />

von neuem bekräftigt <strong>und</strong> durch se<strong>in</strong>e scharfe Trennung<br />

von <strong>Kirche</strong> <strong>und</strong> Welt <strong>de</strong>n Weltdienst an die Laien <strong>de</strong>legiert, <strong>de</strong>n Heilsdienst<br />

<strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> <strong>Kirche</strong> aber exklusiv für <strong>de</strong>n Klerus reserviert.<br />

Soll das <strong>in</strong>terkonfessionelle Gespräch wirklich dazu beitragen, <strong>de</strong>n<br />

für bei<strong>de</strong> Seiten zunehmend brüchiger wer<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n Status quo zu überw<strong>in</strong><strong>de</strong>n,<br />

darf es sich nicht damit begnügen, die Ursachen <strong><strong>de</strong>r</strong> trennen<strong>de</strong>n<br />

Lehrunterschie<strong>de</strong> als bloß zeitbed<strong>in</strong>gt zu <strong>de</strong>klarieren. Gera<strong>de</strong> die<br />

Diskussion um das <strong>Amt</strong> 21 zeigt ja, dass alle Konsensversuche zu kurz<br />

greifen, solange die positionellen Alternativen nach E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> ihre historische<br />

Genese lediglich modifiziert <strong>und</strong> – so gut es <strong><strong>de</strong>r</strong>zeit eben geht<br />

– mite<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> vermittelt, aber nicht mehr kritisch geprüft wer<strong>de</strong>n, <strong>in</strong>wieweit<br />

sie sich an <strong>de</strong>n kirchengrün<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n biblischen Quellen exegetisch<br />

ausweisen lassen. Der apologetische Unterton vieler auf <strong>de</strong>m<br />

kle<strong>in</strong>sten geme<strong>in</strong>samen Nenner sich bewegen<strong><strong>de</strong>r</strong> offizieller Dokumente<br />

<strong>und</strong> theologischer Erklärungen dürfte ungewollt e<strong>in</strong> Indiz für diesen<br />

Mangel se<strong>in</strong> 22 .<br />

Die folgen<strong>de</strong>n Überlegungen zielen we<strong><strong>de</strong>r</strong> darauf ab, das <strong>Amt</strong>sproblem<br />

mit all se<strong>in</strong>en Facetten historisch zu konturieren, noch beabsichtigen<br />

sie, Gr<strong>und</strong>l<strong>in</strong>ien e<strong>in</strong>er neutestamentliche Theologie <strong>de</strong>s <strong>Amt</strong>es zu<br />

entwerfen. Vielmehr geht es alle<strong>in</strong> um die Frage, ob bereits das Neue<br />

Testament geme<strong>in</strong>dliche <strong>Amt</strong>s- <strong>und</strong> Leitungsfunktionen kennt, die<br />

nicht nur kultisch konnotiert s<strong>in</strong>d, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n darüber h<strong>in</strong>aus auch e<strong>in</strong>en<br />

spezifisch kultisch-sakramentalen Referenzrahmen erkennen lassen, <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

sie kategorial als kultisch <strong>de</strong>f<strong>in</strong>iert. Diese Frage schließt notwendig die<br />

an<strong><strong>de</strong>r</strong>e mit e<strong>in</strong>, wie das Verhältnis <strong><strong>de</strong>r</strong> frühkirchlichen <strong>Amt</strong>sträger zu<br />

<strong>de</strong>n übrigen Mitglie<strong><strong>de</strong>r</strong>n <strong><strong>de</strong>r</strong> christlichen Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> zu bestimmen ist.<br />

Den exegetischen Prüfauftrag hat das 2. Vatikanum <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Dogmatischen<br />

Konstitution über die göttliche Offenbarung Dei Verbum selbst<br />

erteilt: „Je<strong>de</strong> kirchliche Verkündigung muß sich ... von <strong><strong>de</strong>r</strong> Heiligen<br />

20 JOSEF HERNOGA, Das Priestertum. Zur nachkonziliaren <strong>Amt</strong>stheologie im <strong>de</strong>utschen Sprachraum<br />

(EHS.T 603), Frankfurt a.M. u.a. 1997, 375. Gegenüber <strong><strong>de</strong>r</strong> 1. Auflage von 1993 wird dieser<br />

Aspekt <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Neuausgabe <strong>de</strong>s „Katechismus <strong><strong>de</strong>r</strong> Katholischen <strong>Kirche</strong>”, München u.a. 2 2003, durch<br />

die ausdrückliche Nennung <strong><strong>de</strong>r</strong> Bischöfe <strong>und</strong> Priester noch beson<strong><strong>de</strong>r</strong>s betont (Nr. 875). Vgl. auch<br />

JÜRGEN WERBICK, Den Glauben verantworten. E<strong>in</strong>e F<strong>und</strong>amentaltheologie, Freiburg u.a. 2000,<br />

759-763.<br />

21 Über ihren aktuellen Stand <strong>in</strong>formiert kurz, aber <strong>in</strong>struktiv OLIVER SCHUEGRAF, Der e<strong>in</strong>en <strong>Kirche</strong><br />

Gestalt geben. Ekklesiologie <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Dokumenten <strong><strong>de</strong>r</strong> bilateralen Konsensökumene (Jerusalemer<br />

Theologisches Forum 3), Münster 2001, 275-285.391-397.<br />

22 So <strong><strong>de</strong>r</strong> sich durchhalten<strong>de</strong> kritische Tenor bei MICHAEL WEINRICH, Ökumene am En<strong>de</strong>? Plädoyer<br />

für e<strong>in</strong>en neuen Realismus, Neukirchen-Vluyn 1995. Innerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> von ihm diagnostizierten Defizite<br />

spielt das <strong>Amt</strong>sproblem jedoch e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle <strong>und</strong> wird nicht eigens thematisiert.

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