Amt und Ordination in der reformierten Kirche - reformiert-info.de
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D. Sänger, Priesterliches <strong>Amt</strong>, apostolische Sukzession, <strong>Ord<strong>in</strong>ation</strong> 29<br />
18,15f.; 20,2-6.8; 21,7a) – auch bei Johannes (6,68f.; 21,3.7b.15-<br />
17.18f.) wird durch die Apostelgeschichte bestätigt. In ihr dom<strong>in</strong>iert<br />
Petrus über weite Strecken h<strong>in</strong>weg. Er führt die Liste <strong><strong>de</strong>r</strong> Elf an (1,13),<br />
<strong>in</strong>itiiert die Nachwahl <strong>de</strong>s Matthias (1,15-26), predigt <strong>in</strong> Jerusalem<br />
(2,14-36; 3,12-26), ist Sprecher <strong><strong>de</strong>r</strong> dortigen Geme<strong>in</strong><strong>de</strong> (4,8-12; 5,29-<br />
32; 15,7-11), missioniert außerhalb <strong><strong>de</strong>r</strong> Stadt (10,34-43) <strong>und</strong> han<strong>de</strong>lt<br />
als W<strong>und</strong>ertäter (3,1-10; 5,1-11.15; 9,32-35.36-42). Nicht von ungefähr<br />
ist die nachkanonische Literatur neben Paulus <strong>in</strong> beson<strong><strong>de</strong>r</strong>er Weise<br />
an Petrus <strong>in</strong>teressiert. Ihr dient er vor allem als Gewährsmann <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
apostolischen Predigt <strong>und</strong> als Garant <strong><strong>de</strong>r</strong> zu bewahren<strong>de</strong>n re<strong>in</strong>en Lehre<br />
im Kampf gegen gnostisieren<strong>de</strong> Verfälschungen <strong>de</strong>s Evangeliums 40 .<br />
Die se<strong>de</strong>s apostolica reklamiert aber auch sie nicht für ihn. Erich Gräßer<br />
hat Recht: „Vom Petrus <strong><strong>de</strong>r</strong> Bibel zum Papst <strong><strong>de</strong>r</strong> Ewigen Stadt führt<br />
ke<strong>in</strong> Weg, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur e<strong>in</strong> qualitativer Sprung“ 41 .<br />
Auch die früher gelegentlich vertretene These, für Jesus habe die Erwartung<br />
e<strong>in</strong>es messianischen Hohenpriesters e<strong>in</strong>e zentrale Rolle gespielt<br />
(vgl. Mk 2,5b; 12,35-37 par.; 14,62), lässt sich bei näherem Zusehen<br />
nicht halten. Selbst <strong>in</strong> <strong>de</strong>n ältesten Überlieferungsschichten <strong><strong>de</strong>r</strong> synoptischen<br />
Evangelien fehlt je<strong><strong>de</strong>r</strong> H<strong>in</strong>weis darauf, Jesus habe zwar nicht<br />
<strong>de</strong>n Titel, wohl aber „<strong>de</strong>n Gedanken <strong>de</strong>s Hohenpriesters ... <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Auffassung<br />
von <strong><strong>de</strong>r</strong> ihm gestellten Aufgabe übernommen“ 42 . Um so weniger,<br />
als e<strong>in</strong> solcher Anspruch mit se<strong>in</strong>er nichtpriesterlichen Herkunft<br />
(Mt 1,3-16; Lk 3,23-34) kollidiert hätte (vgl. Ex 28,1; 40,12.15; 1Chr<br />
23,13). Vielmehr dokumentieren alle vier Evangelien Jesu kritisch-distanzierte<br />
Haltung zum Tempelkult 43 , die schließlich zum Konflikt mit<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> sadduzäischen Priesterschaft führte <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er <strong><strong>de</strong>r</strong> Grün<strong>de</strong> für se<strong>in</strong>en<br />
gewaltsamen Tod war. E<strong>in</strong> <strong>in</strong> diesem Zusammenhang oft vernachlässigter<br />
lexikalischer Bef<strong>und</strong> kommt h<strong>in</strong>zu. Wo <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Evangelien <strong>und</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Apostelgeschichte die e<strong>in</strong>schlägigen Term<strong>in</strong>i Priester, Oberpriester <strong>und</strong><br />
Hoherpriester begegnen, fehlt nicht nur je<strong><strong>de</strong>r</strong> Bezug auf Jesus, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n<br />
ihr Gebrauch spiegelt durchweg die auf <strong><strong>de</strong>r</strong> Erzählebene vorausgesetzten<br />
historischen Verhältnisse zur Zeit <strong>de</strong>s Zweiten Tempels. Die Evangelien<br />
s<strong>in</strong>d also historisch <strong>und</strong> sachlich im Recht, wenn sie ke<strong>in</strong>en <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
„Vom Petrus <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Bibel zum Papst<br />
<strong><strong>de</strong>r</strong> Ewigen Stadt<br />
führt ke<strong>in</strong> Weg,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur e<strong>in</strong><br />
qualitativer<br />
Sprung.“<br />
40 THOMAS V. SMITH, Petr<strong>in</strong>e Controversies <strong>in</strong> Early Christianity (WUNT II/15), Tüb<strong>in</strong>gen 1985.<br />
41 GRÄßER, Gr<strong>und</strong>lagen, a.a.O., 54. Ähnlich po<strong>in</strong>tiert äußert sich katholischerseits JOSEF BLANK,<br />
Petrus – Rom – Papsttum. E<strong>in</strong>e folgenreiche Geschichte, <strong>in</strong>: DERS., Studien zur biblischen Theologie,<br />
hg. von Robert Mahoney (SBAB 13), Stuttgart 1992, 181-207: 182f.205f.<br />
42 OSKAR CULLMANN, Die Christologie <strong>de</strong>s Neuen Testaments, Tüb<strong>in</strong>gen 5 1975, 86. Auch <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
ungenähte Rock <strong>in</strong> Joh 19,23 macht Jesus nicht zum wahren Träger <strong>de</strong>s hohenpriesterlichen Gewands.<br />
Dagegen spricht die tempelkritisch akzentuierte christologische Konzeption <strong>de</strong>s 4. Evangeliums,<br />
worauf bereits <strong><strong>de</strong>r</strong> literarische Ort <strong><strong>de</strong>r</strong> Tempelre<strong>in</strong>igung (2,13-22, vgl. 1,16f.29.36) h<strong>in</strong>weist.<br />
43 Mk 11,15-18 par.; 13,1 par.; 14,58; 15,29 par.; Mt 17,24-27; 23,37-39; 26,61; Joh 2,13-22.